Gewerbeimmobilien
Deutschland avanciert zu Europas Leitmarkt
Deutschland wird zum Sehnsuchtsziel für Immobilieninvestoren: Zuletzt wechselten hierzulande rund 30 Prozent mehr Gewerbeimmobilien den Besitzer als im ersten Quartal 2012. Schon wird gerne en bloc geordert. Der Verkauf einer einzelne Immobilie in Düsseldorf sticht gerade deshalb hervor.
Immobilienprojekt "Kö-Bogen" in Düsseldorf: Herausstechende Transaktion auf Deutschlands Gewerbeimmobilienmarkt
Foto: Cadman / KoeBogen
Hamburg - Kapitalverkehrskontrollen auf Zypern, Zwangsversteigerungen in Spanien: Die Euro-Krise quält weiter viele Volkswirtschaften in Europa. Deutschland steigt dagegen immer mehr im Ansehen internationaler Investoren. Die Bundesrepublik scheint im Gegenzug als Investmentort die richtigen, stabilen Bedingungen zu bieten. Für Immobilieninvestoren offenbar ganz besonders.
Nach Berechnungen führender Immobilienhäuser wechselten in den ersten drei Monaten dieses Jahres so viele Gewerbeimmobilien hierzulande den Besitzer, wie lange zuvor nicht. Der Wert der Käufe und Verkäufe soll knapp sieben Milliarden Euro betragen haben - das entspräche einem Plus von rund 30 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des vergangenen Jahres. "Deutschland ist mit seiner weiterhin robusten Wirtschaft derzeit das Maß der Dinge und punktet als einer der weltweit sichersten Anlagemärkte", sagte Fabian Klein, Deutschland-Chef des Immobilienberatungshauses CBRE. Internationale Investoren seien "händeringend auf der Suche nach Investitionsmöglichkeiten hierzulande".
Allerdings sollte der Run auf deutsche Gewerbeimmobilien auch nicht überschätzt werden. Ein Teil der Verkäufe, die sich jetzt in den Büchern der Immobiliengesellschaften niederschlagen, waren noch im furiosen Schlussquartal des Jahres 2012 anberaumt worden; damals wechselten Gewebeimmobilien im Wert von deutlich mehr als zehn Milliarden Euro den Besitzer. Das aktuell hohe Transaktionsvolumen resultiert auch aus Geschäften, die zur Jahreswende nicht mehr unter Dach und Fach gebracht werden konnten. Über die Hälfte des in Deutschland investierten Kapitals stamme mittlerweie aus dem Ausland, berichtet CBRE.
Düsseldorfer "Kö-Bogen"-Deal bringt gut 400 Millionen Euro
Gleichwohl: Wurde der Investmentmarkt für Gewerbeimmobilien im Vorjahresquartal noch überwiegend von Einzelverkäufen dominiert, zeigt sich investorenseitig aktuell wieder ein gestiegenes Interesse an Paketverkäufen. Mit 2,3 Milliarden Euro erreichte die Portfolioquote gemessen am gesamten Transaktionsvolumen von rund sieben Milliarden Euro im ersten Quartal knapp 35 Prozent, berichtet CBRE. Daran lässt sich das gestiegene Interesse vieler Investoren ablesen, überhaupt in Immobilien in Deutschland zu investieren. "Wir erwarten auch für 2013 einen insgesamt dynamischen Markt, möglicherweise mit einem höheren Investmentvolumen als 2012 - vorausgesetzt der Vermietungsmarkt machte mit", sagt Frank Pörschke, Deutschland-Chef von Jones Lang LaSalle.
Deutlich wird darüber hinaus ein weiterer Trend: Trotz des kräftigen Schubs, den Deutschlands Immobilienmarkt derzeit spürt, konzentriert sich das Wachstum auf die Wirtschaftsmetropolen der Bundesrepublik sowie die Hauptstadt Berlin. "Das Transaktionsvolumen in den sieben Immobilienhochburgen Deutschlands, also München, Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Düsseldorf, Stuttgart und Köln, ist in den ersten Monaten des Jahres überproportional um mehr als 50 Prozent gestiegen", sagt Jones-Lang-LaSalle-Experte Timo Tschammler. Der Anteil der sieben Hochburgen am gesamten deutschlandweiten Transaktionsvolumen habe sich damit auf 65 Prozent erhöht.
Besonders herausgestochen habe aber der Verkauf eines Gewerbeimmobilienprojekts in Deutschland: ein zweiteiliges Ensemble in der Düsseldorfer Innenstadt, die Verlängerung der Einkaufsstraße "Königsallee" zum Stadtpark "Hofgarten", konzipiert von dem Stararchitekten Daniel Libeskind. Das nahezu voll vermietete Prestigeprojekt wurde für über 400 Millionen Euro bereits vor Fertigstellung verkauft.