Finanzinvestor Cerberus kauft 22.000 deutsche Wohnungen

In manchendeutschen Städten boomt der Immobilienmarkt, prompt wittern Finanzinvestoren ihre Chance. Laut "Financial Times Deutschland" kauft die US-Gesellschaft Cerberus jetzt 22.000 Wohnungen im ganzen Land. Möglich wird das, weil Banken wieder mehr Geld ausleihen.
Boom-Stadt München: Immobilienpreise im Steigflug

Boom-Stadt München: Immobilienpreise im Steigflug

Foto: REUTERS

Frankfurt am Main/Hamburg - Für rund 900 Millionen Euro soll der US-Finanzinvestor Cerberus ein Paket von 22.000 Wohnungen in Deutschland von der insolventen britischen Gesellschaft Speymill gekauft haben. Das berichtet die "Financial Times Deutschland" ("FTD"). Das Bundeskartellamt habe den Deal in der vergangenen Woche freigegeben. Mit dabei sei als Partner von Cerberus der Immobilienverwalter Corpus Sireo.

Der Name Cerberus stammt aus der griechischen Mythologie und bezeichnet den Hund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Der US-Finanzinvestor dürfte den Namen bewusst gewählt haben. Er gilt als besonders aggressiv - und hat in der Vergangenheit bereits auf dem deutschen Immobilienmarkt für Aufsehen gesorgt. 2004 kaufte Cerberus zusammen mit einer Goldman-Sachs-Tochter die landeseigene Berliner Wohnungsbaugesellschaft GSW mit mehr als 60.000 Wohnungen. 2011 brachten die Investoren einen Teil der Gesellschaft an die Börse und verkauften anschließend den Rest.

In den vergangenen Jahren war es still geworden um Cerberus und andere Finanzinvestoren, die vor der Finanzkrise 2007 mit viel geliehenem Geld in deutsche Immobilien und andere Märkte eingestiegen waren. Viele Banken wollten die riskanten Geschäfte jener Firmen nicht mehr finanzieren, für die der frühere SPD-Chef Franz Müntefering einst den Namen "Heuschrecken" prägte, - oder die Banken hatten schlichtweg kein Geld mehr dafür.

Auch andere Investoren haben mitgeboten

Nun scheint sich die Situation wieder zu ändern. Die Finanzbranche wird von den Zentralbanken üppig mit billigem Geld versorgt und kann es an Finanzinvestoren weiterverleihen. Vor allem Cerberus geht deshalb wieder auf Einkaufstour. Erst am Montag war bekannt geworden, dass der Investor dem US-Telekomkonzern AT&T für fast eine Milliarde Dollar die amerikanische Variante der Gelben Seiten abkauft.

Zudem wird auch der deutsche Wohnungsmarkt immer attraktiver. Vor allem in den Großstädten steigen die Preise. Das lockt nun auch die Investoren zurück. Laut "FTD" haben auch der Goldman-Sachs-Fonds Whitehall sowie Blackstone  und Morgan Stanley  um das Speymill-Paket mitgeboten. Die 22.000 Wohnungen gelten als schwierig zu handhaben, weil sie nicht in einer Stadt liegen, sondern über ganz Deutschland verstreut sind.

Auch deutsche Investoren haben zuletzt wieder große Wohnungspakete aufgekauft. Im Februar schnappte sich ein Konsortium um das Augsburger Unternehmen Patrizia 21.000 Wohnungen von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Kurz darauf übernahm die Hamburger TAG 25.000 Objekte von der BayernLB, Kaufpreis: 960 Millionen Euro.

Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble will vom neuen Immobilienboom profitieren und die bundeseigene Treuhand-Nachfolgegesellschaft TLG loswerden, die 11.500 Wohnungen in Ostdeutschland betreut. In der kommenden Woche endet die Bieterfrist.

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