Angezählter Leasing-Konzern Grenke holt weiteren Sonderprüfer und zeigt Kontostände

Grenke-Firmensitz in Baden-Baden
Foto: Uli Deck / dpaDer unter Druck stehende Leasingspezialist Grenke will seine Franchise-Geschäfte und deren Übernahmen durch einen Wirtschaftsprüfer jenseits der großen sogenannten "Big Four" prüfen lassen. Für das Anfang der Woche angekündigte Vorhaben sei die Gesellschaft Warth & Klein Grant Thornton mandatiert worden, teilte der MDax-Konzern am Donnerstag in Baden-Baden mit. Warth & Klein Grant Thornton sei eine der führenden mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland, hieß es.
Grenke will nach einem Absturz des eigenen Aktienkurses infolge von Anschuldigungen des Leerverkäufers Viceroy Research, hinter dem der britische Shortseller Fraser Perring (46) steckt, klären lassen, ob die übernommenen Gesellschaften eine marktübliche Bewertung hatten und ob die eingefädelten Deals für Grenke vorteilhaft waren. Dabei geht es auch um die Gültigkeit von Kaufverträgen und um die jeweils beteiligten Parteien. Grenke-Papiere waren vor den Vorwürfen Anfang vergangener Woche noch 55 Euro wert, derzeit werden sie bei knapp 34 Euro rund 40 Prozent niedriger gehandelt.
Viceroy hatte behauptet, das Franchising-System des Konzerns sei ein Dickicht, mit dem Grenke Scheingewinne verschleiere, die bei der Übernahme von Einzelgesellschaften dann mit überhöhten Bewertungen in der Grenke-Bilanz landeten. Viceroy hat die Grenke-Aktien nach eigenen Angaben "geshortet" und dürfte so an fallenden Kursen verdienen. Grenke hatte vor einigen Tagen außerdem eine Sonderprüfung der eigenen Bilanzen durch den regulären Buchprüfer KPMG angekündigt.
Die Finanzaufsicht Bafin, unter deren Kontrolle Grenke als Leasingfirma steht, prüft den Vorgang ebenfalls und will wegen des milliardenschweren Bilanzskandals beim insolventen Zahlungsabwickler Wirecard sehr genau hinschauen.
Aktie erneut im Minus
Um die Anschuldigungen des britischen Investors zu den Barmitteln der Firma zu widerlegen, veröffentlichte Grenke auf seiner Internetseite zudem zwei Kontoauszüge der Bundesbank. Auf zwei Konten befanden sich demnach Anfang Juli mehr als 930 Millionen Euro. Vergangene Woche hatte der Vorstand gesagt, per Mitte September habe sich das Guthaben bei der Bundesbank auf 761 Millionen Euro belaufen. Die Bundesbank erklärte, sie äußere sich nicht zu einzelnen Banken oder Finanzdienstleistern, weder in Bezug auf die Bankenaufsicht noch in Bezug auf den Zahlungsverkehr.
An der Börse herrscht nach wie vor Unsicherheit. Die Aktien von Grenke verloren am frühen Donnerstagnachmittag weitere 5,7 Prozent auf rund 32 Euro. Bevor Perring seinen Bericht veröffentlichte, waren die Titel noch rund doppelt so viel wert. Perring wettet nach eigenen Aussagen auf einen Kurssturz der Aktien, er ist ein sogenannter Leerverkäufer. Diese Art der Börsengeschäfte ist erlaubt, manche Experten halten sie sogar für notwendig, um einen reibungslosen Handel zu gewährleisten. Investoren verkaufen dabei Wertpapiere, die sie sich gegen eine Gebühr von anderen Marktteilnehmern geliehen haben. Sinkt der Kurs bis zum Rückgabedatum, können sie sich am Markt billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein. Steigt der Kurs, droht ein Verlust.