Three Arrows Capital am Ende Milliardenschwere Hedgefonds-Pleite erschüttert Krypto-Welt

Party in Singapur: Für Three Arrows Capital spielt die Musik vorläufig nicht mehr
Foto: TIM CHONG/ REUTERSThree Arrows Capital war einmal einer der wichtigsten Player am Markt für Kryptowährungen, ein Hedgefonds mit einem Milliardenvolumen. Doch nun ist die Firma pleite, getroffen gleich aus zwei Richtungen: Einerseits löste die US-Notenbank Fed mit ihren Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation einen regelrechten Ausverkauf bei Risiko-Assets wie Aktien und Kryptowährungen aus. In dem Zuge verlor der gesamte Krypto-Markt allein seit April dieses Jahres rund eine Billion Dollar an Marktvolumen.
Andererseits kollabierten im Mai zudem mit terraUSD und Luna zwei viel beachtete Token vollends, was den Marktausverkauf zusätzlich beschleunigte. Auch dabei verlor Three Arrows Capital (kurz: 3AC) viel Geld.
Folge: Bereits Ende Juni berichtete das "Wall Street Journal" , ein Gericht auf den British Virgin Islands habe die Liquidation von Three Arrows angeordnet. Kurz darauf beantragte der Hedgefonds Gläubigerschutz nach Kapitel 15 des US-Insolvenzrechts . Laut "Financial Times" drohen dem Fonds zudem aufsichtsrechtliche Probleme in Singapur, wo nach Angaben der Zeitung bereits seit einem Jahr Ermittlungen laufen.
Damit gehen bei einem der einstmals größten Player am Krypto-Markt die Lichter aus. Three Arrows wurde bereits 2012 von den früheren Schulfreunden und späteren Wall-Street-Währungshändlern Su Zhu (35) und Kyle Davies gegründet. Der Hedgefonds, der mit einem Volumen von nur 1,2 Millionen Dollar an den Start ging, war zunächst auf Schwellenländerwährungen ausgerichtet. Später schwenkten Zhu und Davies auf Kryptowährungen um und vervielfachten den Fondswert während des Krypto-Booms der vergangenen Jahre.
Laut Davies verfügte 3AC im April dieses Jahres, kurz vor dem Branchen-Ausverkauf, über ein Volumen von etwa drei Milliarden Dollar. Der US-Sender CNBC spricht sogar von einem Volumen von zehn Milliarden Dollar im März dieses Jahres.
Spekulationen auf Pump
Die Krux dabei: 3AC rauscht keineswegs allein in den Abgrund. Das Unternehmen investierte bis zuletzt nicht nur eigenes Geld. Vielmehr agierten Zhu und Davies im großen Stil auf Pump, liehen sich große Mengen an Bitcoins und anderen Kryptowährungen, um sie in andere Cybergeld-Projekte zu investieren.
Leidtragende der Pleite sind daher auch diejenigen, die dem Hedgefonds ihr Geld anvertrauten. Darunter befinden sich Medienberichten zufolge auch Privatanleger, die ihre Krypto-Bestände über darauf spezialisierte Plattformen zur Leihe freigaben, um damit eine vermeintlich sichere Rendite zu erzielen.
Ein Unternehmen, das ebenfalls in diesem Geschäft agierte, ist das Berliner Start-up Nuri . Nuri warb Kleinanleger an, deren Gelder letztlich bei der Kryptofirma Celsius Network landeten. Auch Celsius geriet im Markt-Crash jedoch in Schwierigkeiten und stoppte Mitte Juni die Auszahlungen an die Kunden.
Bei 3AC ist die Liste der Betroffenen Krypto-Firmen lang: Die Krypto-Plattform Blockchain.com hat laut CNBC 270 Millionen Dollar im Feuer. Der Digital-Broker Voyager Digital musste wegen gefährdeter Außenstände von 670 Millionen Dollar, die er an 3AC verliehen hatte, bereits Insolvenz anmelden. Weitere Opfer sind die US-Firmen Genesis und BlockFi sowie die Derivateplattform BitMEX und die Krypto-Börse FTX, so CNBC . Das "Wall Street Journal " nennt zudem DRB Panama, den Betreiber der Krypto-Börse Deribit, der 3AC bereits verklagt habe.
Ob die Geschädigten etwas von ihrem Geld wieder sehen werden, erscheint fraglich. 3AC-Gründer Zhu meldete sich zwar am Dienstag auf Twitter zu Wort. In seiner Mitteilung beteuerte er, mit den Juristen, die die Insolvenz abwickeln, kooperieren zu wollen, und beklagte eine angebliche Hetze gegen sein Unternehmen.
Medienberichten zufolge kann von Kooperation jedoch bislang kaum die Rede sein. Vielmehr heißt es, die 3AC-Gründer hätten Singapur, den langjährigen Sitz ihres Unternehmens, bevor dieser zuletzt auf die British Virgin Islands verlegt wurde, verlassen und seien nicht auffindbar. Während eines Zoom-Meetings sollen sie kurzerhand Bild und Ton ausgeschaltet haben .
Sadly, our good faith to cooperate with the Liquidators was met with baiting. Hope that they did exercise good faith wrt the StarkWare token warrants. pic.twitter.com/CF73xI8r6n
— 朱溯 (@zhusu) July 12, 2022
Dabei hatten Zhu und Davies eigentlich noch einiges vor mit ihrem Unternehmen. Medien berichten von Plänen, den Unternehmenssitz nach Dubai zu verlegen, dem Ort, der sich zuletzt zum Krypto-Hot-Spot entwickelt hat. Anfang 2021 hatte Zhu dem Bitcoin-Markt einen "Superzyklus" prophezeit, mit dauerhaft steigenden Preisen. Eine These, die er nach dem Kursrutsch im Mai allerdings per Twitter bedauerte.
Noch im Februar dieses Jahres äußerte sich Zhu allerdings zuversichtlich zum Bitcoin. In einem ausführlichen Bloomberg-Interview betonte er, die wichtigste Kryptowährung habe das Zeug zur weltweiten Reservewährung . Da ahnte er wohl noch nicht, welche Turbulenzen dem Markt, seinem Unternehmen und letztlich ihm selbst bevorstehen würden.