Tagesgeld ING zahlt als erste deutsche Bank 3 Prozent Zinsen

Schon mal an Umschichten gedacht? Im Wettbewerb um neue Kunden locken Banken mit höheren Zinsen – meistens aber sind die Angebote in der Höhe und zeitlich limitiert, und auch nicht für alle Kunden
Foto: Matthias Stolt / CHROMORANGE / IMAGOIm Wettbewerb um Kunden erhöht die Direktbank ING die Schlagzahl: Nicht nur Neukunden, sondern auch diejenigen, die bereits ein Tagesgeldkonto bei dem Institut haben, bekommen 3 Prozent Zinsen – allerdings höhere nur auf neu eingezahlte Gelder bis zu 50.000 Euro und lediglich für ein halbes Jahr, teilte die ING Deutschland am Mittwoch mit.
Seit der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juli müssen Banken keine Zinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, sondern verdienen daran. Daher locken Geldhäuser Neukunden, denn mit neuen Einlagen lässt sich Geld verdienen. Auch Bestandskunden bekommen bei vielen Banken und Sparkassen wieder Zinsen auf Tagesgeld, in der Regel aber weniger als Neukunden.
Insgesamt kämen die EZB-Zinserhöhungen endlich bei Sparerinnen und Sparern an, bilanzierte jüngst der Geschäftsführer des Vergleichsportals Verivox, Oliver Maier. So hohe Tagesgeldzinsen wie bei der ING erhielten Sparer aktuell aber bei keiner anderen deutschen Bank. Das neue Angebot dürfte nach Maiers Einschätzung den Wettbewerb um Spargelder weiter anheizen.
Eine Drei vor dem Komma – das gab es beim Tagesgeld in der Tat schon lange nicht mehr. Die zur spanischen Santander gehörende Suresse Direkt Bank hatte kürzlich als erstes Geldinstitut diese Marke aufgerufen, wie das Verbraucherportal Biallo berichtete. Dort gelte das Angebot allerdings nur für Neukunden und sei auf vier Monate begrenzt. Ab dem fünften Monat gebe es "immer noch überdurchschnittliche" 1,75 Prozent pro Jahr, referierte Biallo.
Gleiche Konditionen für Bestands- und Neukunden bleiben die Ausnahme
Gleiche Konditionen für Bestands- und Neukunden finden sich ebenfalls selten im Markt. Eine Ausnahme: Die Direktbank DKB. Dort bekommen alle Kundinnen und Kunden seit April 1 Prozent Zinsen auf Tagesgeld. Die DKB habe sich "bewusst gegen temporäre Lockangebote, begrenzte Anlagebeträge und ungleiche Behandlungen" von Kundinnen und Kunden entschieden, erklärte DKB-Chef Stefan Unterlandstättner. "Stattdessen bieten wir faire Bedingungen für alle."
Die C24 Bank, die Bank des Vergleichsportals Check24, zahlt auf dem Girokonto seit dem 1. April 2023 bis zum Jahresende 2 Prozent Zinsen auf Guthaben bis 50.000 Euro, sowohl für Neu- als auch für Bestandskunden. Der Vorteil an diesem Modell: Geld muss nicht auf ein gesondertes Konto überwiesen werden, sondern wird direkt auf dem Girokonto verzinst, wo es jederzeit für eventuelle Ausgaben zur Verfügung steht.
ING will deutlich mehr Kunden gewinnen
Im Zinstief der vergangenen Jahre kosteten überschüssige Einlagen Banken Geld. Die ING Deutschland, die zuvor jahrelang unter dem Namen ING-Diba Kunden mit relativ hohen Sparzinsen gelockt hatte, setzte daher verstärkt auf Hausbankkunden. Solche Kunden parken im besten Fall nicht nur Geld, sondern sorgen über Baufinanzierung, Verbraucherkredite oder Wertpapiersparen für Erträge.
Das Drei-Prozent-Angebot kommentierte ING-Deutschland-Chef Nick Jue (58) wie folgt: "Wir bekräftigen mit diesem Schritt unsere Wachstumsambitionen und lassen auch unsere Bestandskunden stärker an steigenden Zinsen teilhaben." Denn hinter den am Mittwoch veröffentlichten Konditionen steckt auch ein ehrgeiziges Ziel: Die Direktbank strebt nach einem Gewinnrückgang 2022 wieder deutlich stärkeres Kundenwachstum an. "Bei dem heutigen Zins ist jedes Wachstum profitabel", hatte Jue Anfang Februar gesagt. "Deshalb ist ein altes Ziel wieder zurück: zehn Millionen Privatkunden, aber jetzt für 2025." Diese Zielmarke hatte Jue kurz nach seinem Amtsantritt am 1. Juni 2017 schon einmal ausgegeben, später aber wegen des Niedrig- und Negativzinsumfelds kassiert. Ende 2022 zählte die ING Deutschland etwas mehr als 9,1 Millionen Kundinnen und Kunden.