Rekordsumme Deutsche Unternehmen zahlen 75 Milliarden Euro Dividende

Trotz des Ukraine-Krieges und seiner Folgen schütten die deutschen Unternehmen für 2022 insgesamt Dividenden im Rekordvolumen aus. Vor allem Dax-Konzerne erhöhten ihre Zahlungen – ganz vorne liegt jedoch eine Reederei.
Größter Einzelzahler: Die Reederei Hapag-Lloyd

Größter Einzelzahler: Die Reederei Hapag-Lloyd

Foto: PHIL NOBLE / REUTERS

Die Aktionäre in Deutschland können sich für das abgelaufene Geschäftsjahr auf eine Rekordsumme an Dividenden freuen. Trotz zahlreicher Belastungen infolge des Ukraine-Krieges wollen börsennotierte Unternehmen insgesamt rund 75 Milliarden Euro in diesem Jahr an ihre Anteilseigner ausschütten, wie aus Berechnungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und des Institutes for Strategic Finance (isf) an der FOM Hochschule hervorgeht. Damit werde die Bestmarke des Vorjahres um 9 Prozent übertroffen. Ob sich dieser Trend fortsetzt, ist aus Sicht der Aktionärsvertreter angesichts zahlreicher Herausforderungen unsicher.

Vor allem Aktionäre der Dax-Konzerne profitieren vom Dividendensegen. Die 40 Konzerne der obersten deutschen Börsenliga schütten geschätzt 52,5 Milliarden Euro aus – und steuern damit den Löwenanteil bei. Allein die drei Autobauer Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen kommen den Angaben zufolge zusammen auf rund 15,5 Milliarden Euro. Insgesamt erhöhen 27 Dax-Konzerne ihre Dividende. Vier Börsenschwergewichte zahlen keine Dividende.

Bei mittleren und kleineren Werten zeigen sich der Auswertung zufolge Bremsspuren. Im MDax schüttet nur knapp die Hälfte der 50 Unternehmen mehr aus als im Vorjahr. Dabei ist allerdings auch der Aufstieg von Schwergewichten wie Airbus vom MDax in den Dax zu berücksichtigen. Im SDax erhalten die Aktionäre von lediglich 24 der 70 Firmen mehr Geld. Bei 19 Unternehmen gehen die Anteilseigner leer aus.

Eine Reederei erzielt die höchste Dividende

An der Spitze als größter Einzelzahler liegt die Reederei Hapag-Lloyd, die aufgrund des geringen Streubesitz-Anteils in keinem Index gelistet ist, mit 11,1 Milliarden Euro. Die Dividende soll auf 63 Euro je Aktie fast verdoppelt werden.

Die Beteiligung der Aktionäre am Gewinn wird von der Hauptversammlung beschlossen und jeweils für das abgelaufene Geschäftsjahr gezahlt. In diesem Jahr erhalten Anteilseigner der 644 ausgewerteten börsennotierten Firmen also die Dividende für das Geschäftsjahr 2022. Das fiel teils besser aus als nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine am 24. Februar 2022 zunächst befürchtet.

Nach einer Auswertung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY legte der Umsatz der Dax-Konzerne im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr in der Summe um 15,5 Prozent auf 1,8 Billionen Euro zu und erreichte damit den höchsten Wert seit Beginn der Auswertung 2013. Der operative Gewinn (Ebit) der 40 Konzerne verbesserte sich um 3,4 Prozent auf insgesamt 171 Milliarden Euro.

Hohe Kosten an die Kunden weitergegeben

Den meisten Dax-Unternehmen sei es gelungen, hohe Kosten bei Personal, Beschaffung und Energie an ihre Kunden weiterzugeben, analysierte Henrik Ahlers, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung Deutschland unlängst. Einige Unternehmen hätten zudem von einem komfortablen Auftragspolster aus der Zeit der Corona-Pandemie profitiert.

Nach Einschätzung von DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler dürfte sich in diesem Jahr zeigen, welche Firmen angesichts der Herausforderungen unter anderem aus hoher Inflation, Energiekrise, gestörten Lieferketten und Digitalisierung auf die Zukunft ausgerichtet sind. "2023 wird ein echter Lackmustest", sagte Tüngler.

Aktuell größter Verlierer ist den Angaben zufolge der Immobiliensektor. Hatten im Vorjahr die neun in den Indizes vertretenen Branche-Firmen insgesamt 2,3 Milliarden Euro Dividende gezahlt, sind es aktuell 800 Millionen Euro. Der Immobiliensektor steht angesichts gestiegener Zinsen und hoher Baukosten unter Druck.

Wenig Freude bereitet Aktionären hier häufig auch die Kursentwicklung. Nach einer unlängst veröffentlichten Auswertung der Aktionärsvertreter zählen zu den größten "Kapitalvernichtern" der vergangenen Jahre Corestate und die Adler Group.

hr/dpa-afx

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