Achten Sie auf ... Profitlich und Schmidlin

Managernachwuchs: Nicolas Schmidlin (l.) und Marc Profitlich gründeten als Studenten einen Investmentklub, aus dem am Ende ihr Fonds entstand
Foto: Dominik Asbach für manager magazinKomplizierte Schachtelsätze, Kleingedrucktes über Hunderte von Seiten, krauser Juristen - jargon, noch dazu auf Englisch wenn Nicolas Schmidlin (26) von seiner Lieblingslektüre redet, changiert die Reaktion seiner Gegenüber meist zwischen mitleidigem Lächeln und ungläubigen Blicken. Erst wenn er erzählt, was er auf den eng bedruckten Seiten sucht, hat er die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Zuhörer.
Zusammen mit seinem Partner Marc Profitlich (26) wälzt Schmidlin die Klauselwerke von Staatsanleihen, Hypothekenpapieren oder Corporate Bonds. Sie durchforsten Unternehmensbilanzen und Ad-hoc-Mitteilungen. Stets auf der Suche nach Gelegenheiten, die andere verpassen, weil es zu viel Zeit und Mühe kostet, sich durch Aberhunderte von Seiten zu fräsen.
Vor mehr als drei Jahren, während der ersten großen Griechenland-Krise, entdeckten sie vor dem Schuldenschnitt tatsächlich Staatsanleihen, deren Klauseln so formuliert waren, dass Athen die Papiere in voller Höhe zurückzahlen musste. Die meisten anderen Anleihegläubiger blieben damals auf einem Teil ihrer Forderungen sitzen.
Genaues Lesen lohnte sich auch im April 2015: Als eine Tochter der Private-Equity-Firma Apax Anleihen vorzeitig ablösen wollte, erwarben die beiden nach der Ankündigung des Deals genau jene Papiere, bei denen die Anleihebedingungen eine vorzeitige Rückzahlung ausschlossen und Apax gezwungen war, eine Kündigungsprämie an die Anleger zu zahlen. Das Ergebnis: 1,7 Prozent plus innerhalb von zehn Tagen. Und damit das Dreifache dessen, was Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit derzeit pro Jahr einbringen.
Im Januar 2014 machten die beiden aus ihren Lesegewohnheiten ein Geschäftsmodell und legten einen Fonds auf.
Mit prominenter Starthilfe: Das bankenunabhängige Kölner Investmenthaus Flossbach von Storch beteiligte sich ebenso an der Neugründung der Mittzwanziger wie die gut zehn Jahre älteren Gründer des Fonds Gané, Uwe Rathausky und Henrik Muhle.
Rund 70 Millionen Euro Anlegergeld haben Schmidlin und Profitlich seither eingesammelt und in den zwölf Monaten bis April 2015 fast 10 Prozent Rendite herausgeholt. Nicht schlecht für eine dem ersten Anschein nach reichlich merkwürdige Form, die Zeit totzuschlagen.