Verkaufsgespräche mit US-Investoren M.M. Warburg haut aus Luxemburg ab

Feine Hamburger Adresse: Das Bankhaus M.M.Warburg & CO will sein Luxemburg-Geschäft komplett abstoßen
Foto: obs / M.M.Warburg & CO / Aloys KieferM.M. Warburg ist nicht nur eine der klandestinsten deutschen Banken - sondern auch eine der kühnsten. 2006 zum Beispiel: Da schnappte sich das Hamburger Traditionshaus im Verbund mit der ebenfalls hanseatischen Reederei Döhle und weiteren Investoren mal eben die Mehrheit an der Deutschen Hypothekenbank - auch wenn die viel größer war als Warburg selber. Kurz darauf wurden die Anteile dann weitergereicht, an die Norddeutsche Landesbank. Mit sattem Gewinn.
Oder, 2009: Damals verfolgte das wirtschaftsinteressierte Publikum gebannt eine der größten Übernahmedramen der deutschen Industriegeschichte - Schaeffler gegen Continental. Und wer war mittendrin statt (wie andere Banken) nur dabei? Warburg. Zwischenzeitlich gehörten dem angeblich aufs beschauliche "Private Banking" spezialisierte Alster-Institut 19 Prozent der Continental-Aktien. Auch dieses Manöver ging, nach allem was man weiß, gut aus.
Handeln und wandeln. Aufspalten und Verschmelzen. Assets hin- und herschieben, bis sie dort liegen, wo sie den größten Zugewinn versprechen. Das war schon immer eines der Geschäftselixiere der Warburg-Bank - und der dahinter stehenden Eigentümerfamilien Warburg und Olearius, die rund 80 Prozent an der Bank halten und die um Bank herum ein Parallelreich geschaffen haben, zu dem zum Beispiel die Degussa-Bank gehört und die HIH Real Estate, eine der größten deutschen Immobiliengesellschaften.
Vor diesem Hintergrund verwundert nicht, dass an der Hamburger Ferdinandstraße schon der nächste große Deal in der Mache ist. Denn: Nach Informationen von "Finanz-Szene.de" und "Fondsprofessionell" will M.M. Warburg nun sein komplettes Luxemburg-Geschäft abstoßen. Konkret geht es dabei um die Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) Warburg Invest Luxembourg sowie um die auf Depotadministration spezialisierte Bank M.M. Warburg & Co. Luxembourg. Der mutmaßliche Käufer ist ein Konsortium um einen amerikanischen Finanzinvestor.
Die Dimension des kurz vor dem Abschluss stehenden Deals lässt sich zum einen durch drei Zahlen erfassen: Laut Geschäftsbericht verwaltet die Luxemburger KVG rund 22 Milliarden Euro - plus 7,4 Milliarden Euro, die für eine deutsche Schwestergesellschaft administriert werden. Die Luxemburger Bank wiederum betreute Ende vergangenen Jahre 316 Fonds mit einem Volumen von 23,6 Milliarden Euro. Gewaltige Summen also. Zum zweiten hat die Transaktion aber auch eine Komponente, die tief ins Selbstverständnis von M.M Warburg reicht. Denn: Seit 1973 macht die Bank Geschäfte in Luxemburg. Der dortige Standort ist neben dem in der Schweiz der einzige Auslandssitz überhaupt. Aus Warburg-Perspektive geht es also um eine sehr weitreichende Entscheidung. Und nicht darum, ein bisschen Randgeschäft abzustoßen.
Warum machen die Hamburger Edelbanker das?
Dazu muss man wissen, dass M.M. Warburg mit dem Luxemburg-Deal zum zweiten Mal binnen weniger Wochen in den Blickpunkt gerät. Denn Anfang September zeigten Recherchen von"Finanz-Szene.de" und der "Zeit", dass das 1798 gegründete Geldhaus im vergangenen Jahr im großen Stil an die Reserven gegangen ist. Dabei ging es um einen gut 44 Mio. Euro hohen Sonderertrag "im Zusammenhang mit der Veräußerung von Immobilien". Zudem löste Warburg Reserven nach § 340f in Höhe von gut 20 Mio. Euro auf.
Der Finanzanalyst Stefan Best kam seinerzeit zu dem Schluss, dass M.M. Warburg im vergangenen Jahr einen operativen Verlust vor Steuern in Höhe von rund 35 Mio. Euro erlitten habe; auch 2015 seien die Zahlen schon deutlich rot gewesen. Warburg-Chef Joachim Olearius wies dies gegenüber der "Zeit" zurück. "Verluste machen wir definitiv keine. Unsere operativen Erträge sind konstant und erfreulich", sagte er. Schon im Mai hatte Warburg übrigens eine Kapitalerhöhung in Höhe von 53 Mio. Euro bekanntgegeben. Das Geld kam in Form einer Bareinlage vonseiten der Gesellschafter - also in erster Linie von den Familien Warburg und Olearius.
Mit einer möglichen weiteren Kapitalstärkung habe der Luxemburg-Deal nichts zu tun, heißt es nun bei Warburg. Stattdessen stellte ein Sprecher klar, dass der Erlös dazu dienen soll, das Kerngeschäft zu stärken. Wörtlich sagte der er: "In Deutschland verzeichnet das Asset Management von Warburg ein überdurchschnittliches organisches Wachstum. Daneben kommen aber auch strategische Akquisitionen in Betracht."
In Luxemburg hingegen sei Warburg in den vergangenen Jahren vor allem im Bereich Alternative Investments mit dem Schwerpunkt Administration stark gewachsen. "Diese Ausrichtung steht zukünftig nicht mehr im Fokus der Warburg-Strategie, kann aber mit dem Käufer als strategischem und langfristigem Partner sehr erfolgreich fortgesetzt werden."
Eine strategische Verkaufsentscheidung also. Und keine, die aus der Not geboren ist. So sagt es Warburg.
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