Dicke Verluste Schwarzer Oktober für Hedgefonds-Gurus

Finanzkrisen-Legende: Hedgfeonds-Lenker John Paulson verdiente nach 2007 mit den richtigen Wetten Milliarden
Foto: © Chip East / ReutersHamburg - Neuer Tiefschlag für New Yorks Hedgefonds-Haie: Der Oktober, der am Aktienmarkt überaus turbulent verlief, wird für die Branche voraussichtlich zum Desaster. Einem Medienbericht zufolge schließen prominente Häuser wie Paulson & Co., Jana Partners oder Millennium Management den Monat mit einem Minus von bis zu 11 Prozent ab. Betroffen seien alle Anlagestile, heißt es, von aktivistischen Ansätzen über jene, die auf Fundamentalanalysen vertrauen, bis hin zu Wetten auf Übernahmen oder bestimmte Trends in der Wirtschaft.
Damit erleidet die 2,6-Billionen-Dollar-Branche binnen kurzer Zeit einen weiteren Rückschlag. Erst vor wenigen Wochen hatte mit Calpers einer der größten Pensionsfonds der USA die Hedgefonds-Lenker alt aussehen lassen. Der Fonds kündigte an, sein Geld künftig nicht mehr in diese Art von Investmentvehikeln anlegen zu wollen. Als Grund nannte Calpers die hohen Kosten sowie die geringe Transparenz der Fonds.
Das alleine trifft die Hedgefonds-Industrie bereits merklich. Calpers verwaltet insgesamt rund 300 Milliarden Dollar, von denen gut ein Prozent in Hedgefonds liegen. Zu den Gesellschaften, denen Calpers bislang die Gelder seiner Kunden anvertraute, zählen etwa Och-Ziff, Metacapital oder Brookside Capital. Insgesamt liegen Calpers-Gelder in 30 Hedgefonds.
Hinzu kommen nun also erneut schlechte Nachrichten. Zu Beginn der Woche hatte das "Wall Street Journal" ("WSJ") bereits berichtet, dass die Turbulenzen an der Börse einige der großen Wetten von Hedgefonds ins Schwanken brächten. Dabei wirken nach Angaben der Zeitung mehrere Faktoren unglücklich zusammen, wie zum Beispiel ein Absacken der Energiepreise sowie ein Rückschlag für die Anleger, die Aktien der US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac erworben hatten. Laut "WSJ" hat ein US-Gericht entschieden, dass die Regierung in Washington fast alle Gewinne der beiden staatlich geretteten Unternehmen kassieren darf.
Hedgefonds folgen Herdentrieb
Viele Hedgefonds hatten nach Angaben der Zeitung bereits das Quartal zuvor mit Verlusten abgeschlossen. Die aktuellen Einbußen kämen für sie daher zur Unzeit. Und sie würden noch dramatischer, weil viele Hedgefonds dazu neigten, mit ihren Investments in die gleiche Richtung zu laufen,
Was das für einzelne Anlagefirmen heißt, weiß die Zeitung ebenfalls. Beispiel Discovery Capital Management: Aktien aus den Bereichen Internet, Social Media sowie Biotech, in die das Unternehmen investiert hatte, waren laut "WSJ" schon zu Beginn des Jahres abgestürzt. Jetzt berichte ein Investor, der Discorvery-Fonds liege auf Monatssicht erneut mit 10 Prozent im Minus.
Oder Paulson & Co.: Der Hedgefonds-Lenker John Paulson ist auch hierzulande vielen ein Begriff, seit er im Zuge der US-Immobilien- und späteren weltweiten Finanzkrise Milliarden verdiente. Ins Zwielicht geriet er dabei, als bekannt wurde, dass er gemeinsam mit der US-Bank Goldman Sachs ein Investmentvehikel namens Abacus kreiert haben soll, bei dem er offenbar von vornherein gegen die Investoren wettete.
Jetzt schreibt das "WSJ", Paulsons Advantage Fund liege bis vor wenigen Tagen ebenfalls deutlich im Minus. Insgesamt belaufe sich der Verlust des Fonds in diesem Jahr bereits auf 22 Prozent.
Investoren machen Minus - und Fondsmanager kauft 147-Millionen-Dollar-Villa
Die Krux: Der Fonds hat in Aktien des Pharmakonzerns Shire investiert. Nachdem dessen Kauf durch den Konkurrenten AbbVie vor wenigen Tagen scheiterte, gingen die Papiere auf Talfahrt. In den zitierten Verlusten des Advantage Funds seien die so entstandenen Einbußen noch nicht einmal enthalten, heißt es. Investmentprofi Paulson gebe sich aber optimistisch, das Minus wieder wettmachen zu können.
Ebenfalls von der geplatzten Shire-Übernahme getroffen wurde laut "WSJ" die Firma Millennium Management, wo mit Israel Englander ein weiterer Milliardär am Ruder sitzt. Das Unternehmen habe bereits reagiert und einige Portfoliomanager vom Handel abgezogen, so das "WSJ".
Zwar gibt es nach Angaben der Zeitung - wie beinahe in jeder Marktphase - unter den Hedgefonds auch diesmal Profiteure. Dazu zähle zum Beispiel der frühere Goldman-Manager Ray Iwanowski mit seinem Fonds Secor Alpha sowie der fast neun Milliarden Dollar schwere Aktien-Hedgefonds Maverick Capital.
Der Mehrheit der Hedgefonds-Lenker geht es aber wie Barry Rosenstein, seines Zeichens Frontmann von Jana Partners. Das elf Milliarden Dollar verwaltende Unternehmen liege mit seinem Vorzeigefonds im laufenden Monat mit 5 Prozent im Minus, schreibt das "WSJ".
Die Jana-Kunden dürfte das umso weniger erfreuen,weil ihnen eine andere Schlagzeile vermutlich noch in lebhafter Erinnerung ist: Im Mai dieses Jahres erwarb Jana-Chef Rosenstein eine luxuriöse Wohnimmobilie in den vornehmen Hamptons vor den Toren New Yorks.Mit einem Preis von 147 Millionen Dollar (115 Millionen Euro) war es US-Medien zufolge das teuerste Wohnhaus, das in den Vereinigten Staaten bislang den Besitzer wechselte.
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