Besorgte Investoren greifen zum Edelmetall So eilt Gold der Börse in der Krise davon

Gold aus der Nähe: Das Edelmetall ist in Krisenzeiten gefragt.
Foto: Sven Hoppe/ dpaDie zunehmenden Lockerungsmaßnahmen nach den weltweiten Lockdowns mögen viele Quarantäne-geplagte Menschen erfreuen - Investoren machen sie eher nervös. Das zeigt sich nicht nur am Aktienmarkt, wo die Turbulenzen in den vergangenen Wochen wieder zugenommen haben. Ein guter Indikator ist vielmehr auch der Goldpreis: Er zog in den vergangenen Tagen noch einmal merklich an, was Beobachter vor allem mit der Sorge der Anleger vor einer drohenden zweiten Welle der Corona-Pandemie erklären.
Der Goldpreis stieg zuletzt zeitweise auf rund 1759 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Damit notiert das Edelmetall weiter auf einem Niveau, das zuletzt 2012 erreicht wurde - Tendenz nach wie vor steigend.
Bemerkenswert erscheint dabei, dass das Corona-Geschehen Gold bereits zum zweiten Mal einen Schub verleiht. Zunächst sorgte im Frühjahr der Ausbruch der weltweiten Krise für Unsicherheit, Anleger flüchteten in "sichere Häfen" wie Gold. Inzwischen scheint sich die Krise wiederum abzuschwächen, was beispielsweise an den vielerorts beschlossenen Lockerungen der Shutdown-Maßnahmen zu erkennen ist - doch Gold erhält erneut Auftrieb. Investoren lassen sich offenbar durch zum Teil wieder steigende Infektionszahlen nervös machen und befürchten eine zweite Welle der Pandemie.
Was das im Vergleich zum Aktienmarkt bedeutet, zeigt die Grafik: Während der Goldpreis seit Jahresbeginn bereits um gut 15 Prozent gestiegen ist, notiert der Dax gegenwärtig im Vergleich zu Anfang Januar etwa 10 Prozent im Minus. Am Dienstag allerdings geht es mit dem Leitindex angesichts guter Konjunkturdaten aufwärts.
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Geldpolitik von Regierungen und Notenbanken, die die Attraktivität des Edelmetalls ebenfalls erhöht: Die Geldflut, mit der weltweit gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise vorgegangen wird, sorgt für weiterhin niedrige Zinsen. Zinsanlagen verlieren also zum Teil zusätzlich ihren Vorteil gegenüber Gold.
"Gold wird zweifellos durch die Flucht der Anleger in sichere Häfen sowie die Sorgen vor einer zweiten Welle angetrieben", zitiert die Finanznachrichtenagentur Bloomberg einen Marktanalysten aus London. "Ohne Zweifel erhält Gold aber auch Unterstützung durch die Geldflut der Zentralbanken."
Die Diskrepanz zum Aktienmarkt könnte noch zunehmen: Experten etwa von den Großbanken Goldman Sachs sowie Citigroup trauen dem Goldpreis zu, in den kommenden Monaten die Marke von 2000 Dollar je Unze zu überspringen. Das wäre noch einmal mehr als das bisherige Rekordhoch des Goldpreises, das im September 2011 bei rund 1920 Dollar je Unze markiert wurde.
Sollte es dazu kommen, so hieße das vermutlich, dass die Sorge um Covid-19 als treibende Kraft weiter bestehen bleibt. Erfreuliche Aussichten wären das also vor allem für Goldbesitzer - für die Gesellschaft insgesamt dagegen wohl eher nicht.