
Whisky, Wein und Violas: Die neuen Anlagetrends für Geldanleger
Alternative Geldanlage Einen Whisky bitte - macht 470.000 Euro
Hamburg - Obst, Gemüse, Fleisch, Milchprodukte - über eine Vielzahl von Lebensmitteln aus der EU verhängte Russlands Präsident Wladimir Putin kürzlich einen Importstopp. Die Einfuhr von Wein allerdings verbot er nicht.
Im Gegenteil: Medienberichten zufolge deckte sich der Staatschef noch vor Kurzem mit großen Mengen edler Tropfen ein. Mehr als eine Million Flaschen Wein habe der Kreml im ersten Halbjahr geordert, berichtete die "FAZ". Allein der Import aus Europa sei von Januar bis Juli um 25 Prozent gestiegen. Das staatliche Sortiment, so zitierte die Zeitung einen russischen Offiziellen, könne "mit seiner Qualität und seinen Preisen jeden Weinliebhaber befriedigen".
Russlands Präsident ist offensichtlich ein Genießer. Und er ist möglicherweise auch ein gewiefter Geldanleger. Denn Wein zählt neben beispielsweise Oldtimern oder Kunstgegenständen zu jener Gruppe von Sachwerten, die sich bei Investoren weltweit seit einiger Zeit zunehmender Beliebtheit erfreuen.
Immer mehr vermögende Anleger stecken zumindest einen Teil ihres Geldes abseits des offiziellen Finanzgeschehens in solche Güter. Der Grund liegt auf der Hand: Angesichts niedriger Zinsen sind bei Banken kaum noch sichere Erträge zu erzielen. Investoren müssen also ins Risiko gehen - und dafür wünschen sie sich einen Ausgleich.
Whisky-Preise steigen um 440 Prozent in sechs Jahren
Den bieten alternative Investments augenscheinlich in besonderem Maße. Sie eröffnen einerseits die Aussicht auf weitere Wertsteigerungen, sprich: Rendite. Auf der anderen Seite kommen Liebhaber auch emotional auf ihre Kosten. "Du kaufst, was du magst", brachte es kürzlich der US-Starmoderator und Oldtimersammler Jay Leno auf den Punkt. "Und wenn es an Wert verliert, magst du es immer noch."
Einer der jüngsten Trends ist dabei der Kauf seltenen Whiskys. In Bars von Tokio bis Manhattan wird das hochprozentige Getränk derzeit von erschöpften Büromenschen nach Feierabend wiederentdeckt. Destillerien befeuern den Markt noch, indem sie einzelne Sorten in besonders geringen Mengen produzieren.
Die Folge sind mitunter enorme Preisanstiege. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg brachten es die Top-100-Single-Malts gemessen am Investment Grade Scotch Index von Whisky Highland aus dem schottischen Tain zwischen 2008 und Juli dieses Jahres auf einen Wertzuwachs von nicht weniger als 440 Prozent.
Zum Vergleich: Der US-Aktienindex S&P 500 legte im gleichen Zeitraum laut Bloomberg um lediglich 31 Prozent zu. Und der Index Liv-ex der Londoner Weinbörse verzeichnete sogar ein Minus von 2 Prozent.
Ein Whisky für 470.000 Euro, eine Stradivari für 45 Millionen Dollar
Die Preise, die "Whisky Hunter" ("Whisky Jäger"), wie Bloomberg die Sammler nennt, für einzelne Flaschen zahlen, reichen inzwischen in den fünf- und sechsstelligen Bereich. Den bisherigen Rekord stellte Sotheby's Anfang dieses Jahres auf, als eine 6-Liter-Abfüllung des Single Malt Whiskys "Macallan M" in Hongkong für 4,9 Millionen Hongkong-Dollar versteigert wurden. Das sind umgerechnet etwa 470.000 Euro.
Wer sein Geld auf noch exotischere Weise vermehren möchte, kann sich dem Markt für seltene Musikinstrumente zuwenden. Dort gelten ähnliche Regeln: Geringes Angebot, zunehmende Nachfrage, ergo: steigende Preise.

Whisky, Wein und Violas: Die neuen Anlagetrends für Geldanleger
Nach Einschätzung des Wirtschaftsmagazins "The Economist", eigentlich nicht im Verdacht, zu Übertreibungen zu neigen, ist der Markt "red hot". Yahoo Finance zitiert Experten mit der Einschätzung, die Preise kostbarer Instrumente seien in den vergangenen Jahren im Schnitt um bis zu 12 Prozent pro Jahr gestiegen. Besondere Stücke könnten demnach auch Zuwächse von jährlich 20 Prozent und mehr bringen.
Das Nonplusultra in dem Genre sind bekanntlich Streichinstrumente aus der italienischen Fabrikation Stradivari, für die seit Jahren Millionenbeträge gezahlt werden.
Preisexzesse auf dem Oldtimermarkt
Eine von wenigen erhaltenen Stradivari-Violas etwa wurde Berichten zufolge zuletzt im Jahr 2011 verkauft, und zwar zum Preis von 15,9 Millionen Dollar. Drei Jahre später befindet sich der Markt allerdings schon in anderen Sphären.
So bieten die Auktionshäuser Sotheby's und Ingles & Hayday gegenwärtig ebenfalls eine Stradivari-Viola an, und zwar zum Preis von nicht weniger als 45 Millionen Dollar. Zwar fand sich auf dem Niveau bislang kein Käufer. Die Anbieter warten aber weiter auf Gebote, so ein Bericht der US-Website "Quartz". Zur Orientierung: Fachleute beziffern den Wertzuwachs bei Stradivari-Instrumenten in den vergangenen Jahren im Schnitt auf etwa 11 Prozent pro Jahr.
Besondere Preisexzesse gab es indes zuletzt auch auf der Spielwiese von US-Talklegende Jay Leno, nämlich dem Markt für klassische Automobile. Für 38 Millionen Dollar wurde auf dem renommierten Oldtimertreffen im kalifornischen Pebble Beach vor wenigen Tagen ein besonders seltener Ferrari aus den 1960er Jahren versteigert. Es war weltweit der höchste Preis, der bisher für ein Auto auf einer Auktion gezahlt wurde.
Auch die Auktionen insgesamt, die in Pebble Beach über mehrere Tage verteilt veranstaltet wurden, stellten mit einem Umsatz von mehr als 400 Millionen Dollar einen neuen Rekord auf. Die Frage dürfte nun sein, wie lange die Preise noch weiter steigen können.
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