Umstrittener Zertifikatetyp Finanzaufsicht will erstmals ein Investmentprodukt verbieten

Eingriff geplant: Der Bafin sind Bonitätsanleihen ein Dorn im Auge
Foto: Rolf Vennenbernd/ picture alliance / dpaDie deutsche Finanzaufsicht Bafin plant eine Premiere der besonderen Art: Wie die Behörde mitteilte, will sie den Verkauf sogenannter Bonitätsanleihen an Privatkunden verbieten. Der 6,3 Milliarden Euro schwere Markt für diese Derivate würde damit zum Erliegen kommen.
"Strukturierte Produkte, die sich auf Kreditrisiken beziehen, können für institutionelle Investoren eine sinnvolle Anlagealternative sein. In die Hände von Privatkunden gehören sie aus unserer Sicht aber nicht", begründete die für die Wertpapieraufsicht zuständige Bafin-Exekutivdirektorin Elisabeth Roegele den Schritt.
Es gehe auch darum, den Ruf und die Glaubwürdigkeit von Zertifikaten zu schützen. Die Bafin nutzt damit erstmals ihre neuen Kompetenzen im Verbraucherschutz dazu, eine ganze Produktgruppe zu verbieten.
Bonitätsanleihen machen 10 Prozent des Derivatemarktes in Deutschland aus. Ihre Käufer tragen nicht nur das Risiko, dass die Bank selbst sie bedienen kann, die Papiere sind zudem mit Kreditrisiken von Unternehmen unterlegt. Damit hängen Zinsen und Rückzahlung zusätzlich davon ab, ob die Kredite bedient werden.
Die Bezeichnung "Anleihe" sei irreführend, erklärte Roegele. Die Anleger spielten vielmehr die Rolle eines Versicherungsgebers. In einer Untersuchung habe sich zudem herausgestellt, dass die Banken Kunden in der Regel nicht ausreichend über die Risiken aufgeklärt hätten.
Seltene Allianz verurteilt Bafin-Vorstoß
Die größten Emittenten dieser Zertifikate sind die LBBW, die Deka, die HypoVereinsbank und die DZ Bank. Sie teilen sich nach Angaben des Deutschen Derivateverbandes (DDV) 90 Prozent des Marktes auf.
Der DDV will sich gegen die Pläne wehren. Geschäftsführer Christian Vollmuth sagte der Nachrichtenagentur Reuters, ein Verbot dürfe nur das letzte Mittel sein. "Das ist komplettes Neuland. Bonitätsanleihen sind eine etablierte Produktklasse." Es stelle sich die Frage, ob eine bessere Aufklärung der Kunden nicht auch ausreichen würde. Dann wäre ein Verbot unverhältnismäßig. "Schließlich hat es in Deutschland noch kein Kreditereignis gegeben, das zum Ausfall dieser Papiere geführt hätte."
Bemerkenswerterweise sieht auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) das geplante Verbot kritisch. "Es wäre sinnvoller, die Beweislast umzukehren: Der Berater sollte beweisen müssen, dass er den Kunden richtig beraten hat und nicht - wie es bisher der Fall ist - umgekehrt", sagt DSW-Sprecher Jürgen Kurz laut "FAZ". "Das geplante Produktverbot deutet an, dass die Bafin die Hoffnung aufgibt, bei den Beratern eine bessere Finanzberatung erreichen zu können." Von Verboten halte Kurz wenig: "Der Anleger sollte selbst entscheiden dürfen, was in sein Portfolio passt."
Emittenten und Bürger haben bis zum 2. September Zeit, zu den Plänen der Bafin Stellung zu nehmen. Bereits verkaufte Bonitätsanleihen wären von dem Verbot nicht betroffen.