Alternative Geldanlage In Holz investieren – eine gute Idee in Zeiten von Bauboom und Inflation?

Der Rohstoff Holz ist besonders in der Baubranche rar und wird aktuell als lukrative Geldanlage beworben. Doch nicht nur beim Direktinvestment ist Vorsicht geboten. Was Anleger beachten sollten.
Für Waldinvestments brauchen Anleger einen langen Atem: Junge Wälder brauchen oft Jahrzehnte, um erste Renditen zu erwirtschaften - bei Käferbefall oder Feuer droht Totalverlust.

Für Waldinvestments brauchen Anleger einen langen Atem: Junge Wälder brauchen oft Jahrzehnte, um erste Renditen zu erwirtschaften - bei Käferbefall oder Feuer droht Totalverlust.

Foto: Karin Jähne / imago images/Shotshop

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Die Aktienkurse sind unter Druck, die Inflation steigt: Viele Investoren suchen derzeit nach alternativen Anlagemöglichkeiten. Dabei scheinen derzeit Waldinvestments auf den ersten Blick eine attraktive Option zu sein, schließlich schießen Holzpreise derzeit in die Höhe. Besonders die Bauindustrie leidet unter dem Mangel.

Allein die Preise für Fichtenholz stiegen im Februar um 56 Prozent. Kiefernholz hat sich im Jahresvergleich um 22 Prozent verteuert, Industrieholz erhielt einen Aufschlag von rund 30 Prozent. Auslöser für die steigenden Preise ist neben dem akuten Mangel an Baumaterial und Rohstoffen auch die Energiekrise. Durch den Konflikt mit Russland werden auch in der Holzverarbeitung Alternativen für Gas und Öl gesucht. Hinzu kommen gekappte russische Holzexporte.

Einige Investoren interessieren sich daher verstärkt für Holz: Steigt der Holzpreis, steigt auch die Rendite für Forstinvestments, so die Annahme. Einige Unternehmen werben aktuell vermehrt mit einem nachhaltigen Investment und hohen Renditen von bis zu sieben Prozent. Doch für Investoren ist Vorsicht geboten.

Wälder erzielen erst nach einigen Jahrzehnten Rendite

"Von der Idee her sind Waldinvestments interessant", sagt Stefan Loipfinger, Branchenkenner und Gründer des Informationsportals "Investmentcheck". Holz sei ein knappes Gut und alternative Investments auf dem Vormarsch. "Die Pflege und die Kosten, die an einem Wald hängen, werden jedoch häufig unterschätzt", sagt der Experte. "Wälder erfordern ein spezielles Know-how, das ein privater Anleger normalerweise nicht besitzt". Gerade junge Wälder erzielen erst nach einigen Jahrzehnten Rendite. Das Risiko sei damit deutlich höher, als bei anderen Anlagen.

Dem stimmt auch die Arbeitsgemeinschaft der Waldeigentümer zu. "Waldeigentum ist nicht mit Wohneigentum zu vergleichen. Wald eignet sich aufgrund der langen Entwicklungszeiträume und des langen Baumwachstums nicht als Spekulationsobjekt", sagt eine Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft.

Schon der Borkenkäfer kann zum Totalverlust führen

Hinzu komme die Unsicherheit über die Entwicklung des Marktes. "Anleger können nicht sicher sein, ob es die heutigen Anbieter in fünf bis zehn Jahren noch gibt", sagt Loipfinger. Umweltrisiken wie Schädlingsbefall, Feuer und Naturkatastrophen und politische Umbrüche in den Anbauländern, die auch zu Enteignungen führen, können schlimmstenfalls zum Totalverlust des angelegten Vermögens führen. "Aktuell mag Holz ein interessantes Investment sein, aber langfristig ist das nicht garantiert", sagt der Experte. "In meinen Augen ist ein solches Investment daher nicht geeignet für einen einzelnen Privatanleger."

Institutionelle Anbieter könnten sich hingegen ein eigenes Controlling leisten und selbst jemanden einstellen, der sich um die Waldgrundstücke kümmern könnte. "Aber auch hier frage ich mich, warum ein Versicherungsmanager mit einem Milliarden-Portfolio in Holzinvestments in Paraguay investieren sollte", so Loipfinger.

Waldinvestments: Aktien, Direktinvestments oder geschlossene Fonds

Die Investmentmöglichkeiten lassen sich dabei in drei Kategorien einteilen: Waldaktien, Wald-Direktinvestments und geschlossene Waldfonds. Im Gegensatz zum Direktinvestment investieren Anleger in den geschlossenen Fonds nicht direkt in einzelne Bäume auf konkreten Flächen, sondern in Gesellschaften. Diese kaufen Waldgrundstücke, forsten diese auf und produzieren Holz. Bei vielen Anbietern schließen Anleger einen Dienstleistungsvertrag ab, der die Aufforstung des Waldgrundstückes und die spätere Holzernte beinhaltet. Der Anleger muss selbst in der Forstwirtschaft nicht bewandert sein und stellt einer Gesellschaft sein Geld zur Verfügung, im Tausch gegen die Erträge aus der Waldwirtschaft, so zumindest das Versprechen.

Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass Waldinvestments auch zu Totalverlusten führen können. Welche Risiken Anleger bei Direktinvestments in Wälder eingehen, zeigte die Pleite der Frankfurter Aktiengesellschaft Green Planet. Das Unternehmen meldete im Jahr 2014 Insolvenz an, nachdem es Anlegern Teak-Holz-Bäume in Costa Rica vorgegaukelt hatte, die dem Unternehmen gar nicht gehörten.

Auch die Aktiengesellschaft Lignum Sachwert Edelholz, die Renditen von mehr als sieben Prozent versprach, leitete im Jahr 2016 ein Insolvenzverfahren ein. Die Bafin hatte dem Unternehmen untersagt, ihre Edelholz-Anlagenangebote öffentlich weiter anzubieten. Das Unternehmen hatte mit einem stabilen Markt, einer wachsenden Nachfrage und hochwertigen Holzarten geworben. Die dafür nötigen Bäume waren jedoch teilweise noch gar nicht vorhanden, sondern sollten erst in den nächsten Jahren im Ausland aufgeforstet werden.

Intransparente Wälder im Ausland

Besonders Investments in ausländische Wälder bergen für Anleger eine hohe Intransparenz und hohe Risiken. Zudem halten sich viele der Forstanbieter häufig nicht an eine Prospektpflicht, was die Projekte noch undurchsichtiger für Anleger macht. "Jedes standardisiert für Kleinanleger angebotene Investment, das eine gewisse Rendite in Aussicht stellt, ist aber durch das Vermögensanlagesetz verpflichtet, dies zu tun", sagt Loipfinger. Geht bei einem Projekt im Ausland, das sich nicht an die Prospektpflicht gebunden fühlt, dann etwas schief, stünden Insolvenzverwalter dann vor einem Dschungel aus Verträgen und Anleger häufig vor dem Nichts.

Deutsche Wälder seien zumindest übersichtlicher. "Hier kann ich als Anleger kontrollieren, ob es den Wald gibt und wem er gehört, da dies im Grundbuch eingetragen ist", sagt der Experte. Aber auch hier sei Vorsicht geboten. Auch, wenn ein Direktinvestment zunächst lukrativ erscheine.

Der klimaresiliente Waldumbau braucht Zeit - und kostet viel Geld

Vor allem von den aktuell steigenden Holzpreisen sollten sich Anleger nicht blenden lassen. Aufgrund des Klimawandels seit dem ersten Dürresommer im Jahr 2018 sind die Wälder laut der Arbeitsgemeinschaft der Waldeigentümer schwer gezeichnet: seit 2018 sind rund 376.400 Hektar beschädigt. "Wer also Wald besitzt, muss Geld investieren, um den klimaresilienten Waldumbau voranzutreiben, um Schäden zu beräumen und Flächen wieder zu bewalden", sagt eine Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft. Rund die Hälfte des Waldes in Deutschland, etwa 5,5 Millionen Hektar, wird von rund zwei Millionen Waldbesitzern bewirtschaftet.

Vorsicht vor unrealistischen Renditeversprechen: Forstbetriebe rechnen mit 1,5 Prozent

Die Renditen für einen mitteleuropäischen Forstbetrieb liegen derzeit im Jahresmittel zwischen 0,5 bis 1,5 Prozent, in Ausnahmefällen auch bei zwei Prozent. "Jeder Anbieter, der höhere Renditen verspricht, ist daher mit größter Vorsicht zu behandeln", sagt Christoph Freiherr von Schenck, Leiter des Geschäftsbereichs "Schlösser und Herrenhäuser" der Unternehmensgruppe Engel & Völkers, die auch Waldgrundstücke zum Verkauf anbietet.

Vorsicht gelte insbesondere dann, wenn Fondsmodelle oder Angebote, die größere Forstflächen in kleinen Einheiten mit höheren Renditen anbieten. "Denn die hohen Verwaltungs- und Management-Gebühren der Initiatoren vermindern in der Regel die ohnehin schon kleine forstliche Rendite deutlich", sagt Freiherr von Schenck.

Wälder im südlichen Ausland versprechen oft eine deutlich höhere Rendite: weil das tropische Klima die Bäume viermal schneller wachsen lasse und dadurch häufiger geerntet werden könne. So verspricht der deutsche Anbieter Miller Forest Investment eine überdurchschnittlich hohe Rendite zwischen fünf und sieben Prozent für die Aufforstung von Waldflächen in Paraguay. Der Anbieter fiel jedoch im Jahr 2018 negativ im Finanztest von Stiftung Warentest auf. Die Angebote seien zu intransparent für Anleger.

Miller Forest Investment ist eine der größten Waldinvestment-Anbieter in Deutschland. Rund 13.000 Hektar, umgerechnet mehr als 18.000 Fußballfelder, verkauft oder verpachtet das Unternehmen an Investoren in dem südamerikanischen Land. Eine Investition ist ab einmalig 1285 Euro oder ab 149 Euro monatlich möglich. "Wir haben die damalige Kritik zum Anlass genommen, unser Waldinvestment noch transparenter darzustellen sowie interne Prozesse zu verbessern. So werden inzwischen alle geernteten Holzmengen und die erzielten Preise eines jeden Quartals erfasst", so Pierre Gutwein, Vertriebsleiter des Unternehmens.

"Wir bieten nur die Investition in unsere eigene Aufforstung in Paraguay an", sagt Gutwein. Die Aufforstungsflächen würden sich alle in einem Radius von rund 35 Kilometern um den Hauptbetriebshof mit angrenzendem Sägewerk, einer Pfahlfabrik und Schreinerei befinden. Bei den erworbenen Grundstücken handele es sich um Brachland, das von den bisherigen Eigentümern nicht mehr genutzt werde. Die Vorbesitzer seien in der Regel Rinderfarmen oder private Großgrundbesitzer gewesen. "Der Kauf der Grundstücke erfolgt über einen paraguayischen Notar und wird entsprechend im Grundbuch- und Katasteramt hinterlegt", so Gutwein.

Anders als viele andere Anbieter auf dem deutschen Markt hat Miller Forest die vorgeschriebenen Verkaufs­prospekte und Vermögensanlageninformationsblätter der Bundes­anstalt für Finanzdienstleistungs­aufsicht (Bafin) hinterlegt. Diese hat die Geldanlageangebote ­für den Markt gestattet. Die Aufsicht prüft allerdings nur, ob die Angaben der Anbieter in sich schlüssig und nicht, ob sie richtig sind.

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