Börsenausblick auf die kommenden Monate Darum können Aktien-Investoren optimistisch sein

Sieht doch gar nicht so schlecht aus: An der Börse gibt es Gründe, optimistisch zu sein.
Foto: Richard Drew/ APMentale Stärke gefordert
Das Börsenjahr 2018 bot den wenigsten Anlegern Grund zur Freude, insbesondere die Entwicklung im Dezember stellte dabei noch einmal eine besonders extreme, emotionale Belastung dar. Dass hierbei viele Investierte nicht mit mentaler Stärke dagegen halten konnten, sieht man unter anderem an den besonders hohen Mittelabflüssen aus aktiv und passiv gemanagten Fonds im Dezember. In diesen Fällen reichte das Vertrauen in die langfristig überlegenen Renditen des Aktienmarkts wohl nicht aus, um die Situation unbeschadet zu überstehen.

Thomas Grüner ist Gründer und Vice Chairman des Vermögensverwalters Grüner Fisher Investments (www.gruener-fisher.de ) mit Sitz in Rodenbach bei Kaiserslautern.
Jetzt liegt ein positiver Januar 2019 an den Aktienmärkten hinter uns, der jedoch nur geduldige, investierte Anleger für die Kurskapriolen 2018 teilweise entschädigt hat. Das Ergebnis ist, wie so häufig in volatilen Phasen, dasselbe: Anleger tendieren dazu, in der Nähe von Tiefpunkten auszusteigen und erst dann wieder einzusteigen oder nachzukaufen, wenn der Markt relativ hoch steht. Grund ist vor allem der Rezenz-Effekt, der uns immer wieder dazu verleitet, die jüngere Vergangenheit stärker zu gewichten als die länger zurückliegenden Ereignisse.
Dabei ist es in der Rückbetrachtung gar nicht von großer Bedeutung, ob der Markt nur korrigiert hat oder vielleicht doch ein stimmungsgetriebener Mini-Bärenmarkt zu beobachten war. Je nach Index und Währungsbetrachtung wurde die definitorische Schwelle von minus 20 Prozent 2018 in manchen Fällen durchaus gerissen. Die entscheidende Frage bei der Bewertung ist jedoch, ob nun eine wirtschaftliche Rezession folgt, welche die Märkte mit fundamental getriebenen Negativrenditen von teilweise mehr als minus 40 Prozent konfrontieren würde.
Mehr Verkäufer als Käufer
Scharfe Abwärtsphasen zeichnen sich dadurch aus, dass es offensichtlich mehr Verkäufer gibt als Käufer. In diesem Fall spricht vieles dafür, dass im Dezember großflächig Hedgefonds ihre Anlageprodukte geschlossen haben. Um zu verstehen, warum Hedgefonds und ähnliche Vehikel regelrecht in sich zusammenfallen können, ist es wichtig, ihre Gebührenstruktur zu analysieren - wie sie Einnahmen generieren, ihre Rentabilität steuern und wie sie magere Zeiten überstehen.
Diese Fonds verwenden ein Modell, das umgangssprachlich als "2 & 20" bezeichnet wird. Sie erheben eine laufende Grundgebühr für verwaltete Vermögenswerte plus eine prozentuale Gewinnbeteiligung über einem vorgegebenen Schwellenwert. Ein Aktien-Hedgefonds könnte beispielsweise 2 Prozent des angelegten Betrags plus 20 Prozent der Überschussrendite gegenüber dem S&P 500 vereinnahmen. Entscheidend ist, dass die Leistungsmessung normalerweise nicht jährlich zurückgesetzt wird. Aufgelaufene Rückstände bei der Rendite müssen aufgeholt werden, bevor die 20 Prozent-Regel Anwendung finden kann. Magere Leistungen in aufeinanderfolgenden Jahren können den Entschluss des Managers festigen, den Fonds zu schließen und mit einem anderen Konstrukt den Neustart zu wagen.
Da die SEC-Vorschriften den US-Hedgefonds erlauben, in vielerlei Hinsicht auf Meldepflichten zu verzichten, sind die Daten zu ihrer Performance, Rücknahme oder Schließung nicht klar ersichtlich. Trotzdem spricht vieles dafür, dass nach einigen Jahren von Underperformance die Hedgefonds die Verkäuferseite in erheblichem Maß verstärkt haben.
Cash ist nicht die Lösung
2018 stellte eines von nur zehn Jahren seit 1926 im marktbreiten S&P 500 dar, in dem sich die Anlageklasse Cash besser entwickelte als Aktien und Anleihen. Doch wer nun aufgrund dieser Tatsache am Seitenrand steht und den Märkten aus scheinbar sicherer Entfernung zusieht, liegt falsch. Keine Entscheidung sollte man sich so schwer machen, wie aus den langfristig extrem positiven Aktienmärkten auszusteigen. Je nach Zeitspanne verpasst man somit dynamische Bewegungen, die jedoch unabdingbar sind auf dem Weg zur langfristigen, aktienmarktähnlichen Rendite im eigenen Depot. Im Anschluss an Jahre mit Cash als beste Anlageklasse waren die Renditen des S&P 500 im folgenden Jahr nämlich in 75,9 Prozent positiv, mit einer Rendite im Median von 17,2 Prozent. Was also bleibt, ist ein sinkender realer Wert des angesparten Vermögens aufgrund von Inflation.
Erholungen laufen schnell ab
Der Januar konnte geduldige Anleger bereits belohnen. Da wir die fundamentale Situation der Weltwirtschaft aus vielerlei Gründen positiv einschätzen, glauben wir nicht an eine kommende Rezession. Unsicherheiten wie der Brexit, der Handelskrieg, Italien, eine Inversion der Zinsstrukturkurve oder eine Abschwächung des chinesischen Wachstums sind unserer Meinung nach nicht in der Lage, mehr als 3 Prozent des globalen Wachstums zu gefährden. Die Wirtschaft läuft nahe einer Vollbeschäftigung, die Volumina der Kredite und der Geldmenge steigen und die globale Zinsstrukturkurve ist weiterhin steil genug, dass die Kreditvergabe sich für Kreditinstitute lohnt.
In einer solchen Situation ist eine V-förmige Bewegung auch historisch betrachtet alles andere als eine Seltenheit. Betrachtet man alle Korrekturen im MSCI World in ähnlicher Größenordnung ohne zugrundliegende Rezession, ergibt sich ein eindeutiges Bild. Die Durchschnittsrendite der folgenden zwölf Monate betrug 24 Prozent, auf 24-Monats-Basis sogar 36 Prozent. Die stark beeinflusste Stimmungslage erholt sich somit tendenziell ähnlich schnell, wie sie gesunken ist.

Fazit
V-förmige Bewegungen im Anschluss an eine Korrektur oder einen stimmungsgetriebenen Mini-Bärenmarkt sind typisch. Sie laufen ähnlich schnell ab, wie die vorangegangene Abwärtsphase. Trotzdem sind gerade solche Phasen geprägt von einer stark erhöhten Volatilität - es gibt leider kein perfektes Muster für die Erholungsphase. Dennoch: Der Kursverlauf rund um den Jahreswechsel passt hervorragend in das Raster einer V-förmigen Bewegung, die zu Beginn des Kalenderjahres den Richtungswechsel eingeläutet hat. Stellen Sie sich auf ein "überraschend positives" Jahr 2019 ein und lassen Sie sich von kurzfristigen Schwankungen nicht emotional in die Tiefe ziehen.