Geldanlage Hoffentlich mit Gold versichert

Gold: Investmentbanken haben das Ende der güldenen Ära ausgerufen - doch vorsichtige Investoren bleiben der Krisenwährung in Zeiten wachsender Staatsschulden, Nullzinspolitik und unablässigem "Quantitative Easing" treu
Foto: Db Heraeus/ dpaDie Investmentbanker waren sich einig. "Der Goldrausch ist vorbei", schrieb Société Générale am 28. Februar. "Gold: Der Anfang vom Ende einer Ära" betitelte Credit Suisse einen Bericht vom 1. Februar. Goldman Sachs hat ebenfalls erklärt, dass der jahrelange Boom des Edelmetalls vorüber sei.
Der Markt scheint den Analysten recht zu geben: Seit die Feinunze 2011 den Rekord von 1920 Dollar erreichte, ist der Preis um fast 20 Prozent gefallen, auf weniger als 1600 Dollar. Seit Oktober 2012, als die Nervosität in der Euro-Zone spürbar zurückging, ging es für den Goldpreis kontinuierlich abwärts.
Für langfristig orientierte Anleger bietet der Preisrückgang jedoch vor allem die Chance, einige Münzen oder Barren zu kaufen, falls sie noch nicht fünf bis zehn Prozent ihrer Habe vergoldet haben. Denn Gold ist keine Wette auf steigende Preise, sondern eine Versicherung für das Vermögen. Solch eine Absicherung ist gerade jetzt wertvoll, in der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass einer der erfolgreichsten Anleger aller Zeiten zuletzt in Goldminenbetreiber investiert hat: Seth Klarman (55), Gründer der Baupost Group in Boston, der in den 30 Jahren seines Bestehens 17,5 Milliarden Dollar Vermögen für seine Kunden geschaffen hat. Er gehört damit zu den erfolgreichsten Hedgefonds-Managern aller Zeiten (siehe auch das Porträt von Seth Klarman im aktuellen manager magazin ).
"Die wahre Gefahr ist das Ende des 'free lunch' "
Im letzten Viertel des Jahres 2012 hat Baupost seinen Anteil am Goldförderunternehmen Novagold erhöht. Bei den kleinen Goldminenbetreibern Carpathian Gold und Guyana Goldfields gehören Baupost jeweils fast ein Fünftel des Eigenkapitals. Diese Unternehmen besitzen große unentwickelte Goldvorkommen, deren Erschließung teuer und mit Risiken behaftet ist. Daher kauft Klarman hier die im Boden befindliche Feinunze weit unter dem aktuellen Marktwert.
Doch Klarman sucht nicht nur nach Schnäppchen. Er glaubt an den mittelfristigen Anstieg des Goldpreises aufgrund der Krise und ihrer Risiken, wie sein Brief an die Anleger vom Februar verrät.
Der Hedgefonds-Manager fürchtet, dass ein Ende der in diesem Ausmaß nie dagewesenen Gelddruckerei durch die Zentralbanken eine Währungs-, Staats- und Wirtschaftskrise auslösen könnte, die Panik auf den Finanzmärkten auslöst. "Die wahre Gefahr, die uns große Sorgen macht, ist das Ende des 'free lunch' aus großen Haushaltsdefiziten, Nullzinspolitik und unablässigem Quantitative Easing", warnt Klarman.
Währungen hoch verschuldeter Staaten in Europa ebenso wie Japan wären betroffen. Aber auch die USA. Irgendwann komme der Punkt, an dem die Situation kippe, so der Baupost-Chef. Amerikaner und Ausländer würden dann an der Kreditwürdigkeit der USA zweifeln, woraufhin die Zinsen stiegen und der Wert des Dollar falle. "Wer Dollars besitzt, wird sich beeilen, diese auszugeben, so lange sie noch einen Wert haben, was die Preise von Gütern und Vermögensanlagen wie Gold in die Höhe treibt", sagt Klarman voraus.
Die Konsequenz: Wer sich vor einer erneuten Zuspitzung der Krise schützen will, sollte einen Teil seines Vermögens in Gold investieren.
Gold zahlt keine Zinsen
Diese Sicht des Edelmetalls ist bei einigen der langfristig erfolgreichsten Vermögensverwaltern sehr verbreitet. Tony Boeckh, Gründer von Boeckh Investments in Montreal, verweist darauf, dass die Zinsen für deutsche oder US-Staatsanleihen selbst bei mehrjährigen Laufzeiten unterhalb der Inflationsrate liegen, so dass Anleger hier Kaufkraft verlieren. Diese Situation entkräftet ein häufig gehörtes Argument gegen Gold als Vermögensanlage.
"Gold zahlt keine Zinsen", sicher. Aber bei den früher risikolosen Geldanlagen gibt es auch keine auskömmlichen Zinsen mehr.
"Negative Realzinsen sind gut für Gold. Sehr hohe und steigende Schuldenniveaus sind es auch, weil sie Instabilität, die Monetarisierung von Schulden und schließlich hohe Inflation implizieren", sagt Boeckh, der durch seine jahrzehntelange Tätigkeit als Finanzautor und Stratege großes Renommee bei Family Offices und anderen auf Vermögenserhalt ausgerichteten Anlegern genießt.
Der Kanadier ist überzeugt, dass die überschuldeten Industrienationen dabei sind, die hohen Schulden von Staat und Privatwirtschaft durch einen Trick zu entwerten. Sie sorgen für Inflation und halten dennoch die Zinsen niedrig, um so den realen Wert der Schulden zu senken. Damit senken sie auch den Wert der Papiergeldwährungen. Der Goldpreis dagegen dürfte steigen - in Dollar, Euro oder Yen gerechnet.
Expertentipp: Bis 15 Prozent des Vermögens in Gold halten
So sieht es auch die Vermögensverwaltung Döttinger/Straubingern in München. "Gold dient in unseren Portfolios zum einen als Rettungsanker im Falle einer substanziellen Vertrauenskrise, zum anderen als Schutz gegen die langfristig inflationär wirkende Geldschwemme", schreiben die Anlageberater in ihrem Ausblick auf das Jahr 2013.
Aber was ist mit dem Argument der Investmentbanker von Credit Suisse, dass "Gold, gemessen an allen sinnvollen Maßstäben, deutlich überbewertet scheint"? Trotz des jüngsten Preisrückgangs sei der Goldpreis noch nie für so lange Zeit derart hoch gewesen. Gold ist auch nah an seinem Rekordpreis relativ zu Industriemetallen. Außerdem seien US-Aktien und US-Immobilien verglichen mit Gold noch nie so günstig gewesen wie heute.
Der Bullenmarkt für Gold dauere seit 2001 an, der Preisanstieg sei ähnlich lang und stark wie der vorige große Gold-Bullenmarkt von 1970 bis 1980. "Daher sieht Gold sehr teuer aus", räumt Boeckh ein. Aber: Weil die globale Finanz- und Wirtschaftskrise andauert, kommt dennoch kein vorsichtiger Anleger ohne Gold aus.
Zypern und Italien lassen die Euro-Krise wieder aufflammen
Nicht nur Zypern sorgt derzeit für Nervosität unter Investoren. "Die Wahlen in Italien haben gezeigt, dass es noch immer keine echte Lösung für die Euro-Krise gibt und so wurde die Angst wiederbelebt, dass der Euro keine langfristige Zukunft haben könnte", sagt Boeckh. Auch in Japan und den USA setzten die Regierungen nicht auf eine solide Haushaltspolitik, sondern auf eine Reflationierung und eine Entwertung der Schulden und Währungen. Noch dazu sei die geopolitische Lage so unsicher, "dass Milliarden Menschen Schutz im Gold suchen werden", prophezeit der Kanadier.
Seine Empfehlung: "Gold ist eine großartige Versicherungspolice und sollte entsprechend behandelt werden. Anleger sollten 10 bis 15 Prozent ihres Vermögens in Gold halten." Und hoffen, so Boeckh, dass das Schlimmste nicht eintreten werde.
Viel Grund zur Hoffnung sieht Hedgefonds-Manager Seth Klarman allerdings nicht. "Die Basis unseres Wirtschafts- und Finanzsystems ist so instabil, dass unvermindert die Gefahr eines Zusammenbruchs besteht", sagt der Baupost Chef. "Verglichen damit schrumpfen alle anderen Risikofaktoren auf Zwergengröße." Auch das Risiko einer Spekulationsblase beim Goldpreis.