Tagesgeld Parkplätze für Geld sind teuer
Der Eonia stürzt ab. Der Eonia (Euro Overnight Index Average) ist der offiziell berechnete Tagesgeldzinssatz für den Euro. Kurzum: Der Eonia ist der maßgebliche Zinssatz an dem sich Tagesgelder orientieren sollten. Die Finanzkrise wirkt an dieser Stelle jedoch immer noch nach. Viele Banken gewähren ihren Kunden Zinsaufschläge auf den Eonia. Kurios dabei: Unter institutionellen Kunden wie Fonds oder großen Investoren wird oft der Zinssatz "Eonia" abzüglich 0,25 Prozentpunkte vereinbart."
Seit der Staatsgarantie Anfang Oktober 2008 sind die kurzfristigen Zinssätze kollabiert. Der Eonia lag Anfang Oktober 2008 noch bei 4,6 Prozent - am 6. Juli 2009 bei 0,33 Prozent. Ein Rückgang innerhalb einiger Monate von 93 Prozent. Wenn das kein echter Crash war! Ein Zinssatz von 0,33 Prozent bedeutet dabei analog zum Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) an den Aktienmärkten einen Wert von 100 geteilt durch 0,33 = KGV 303!
Die heutigen Konditionen für Bundeswertpapiere verdeutlichen die "Zinsfalle", in der sich derzeit viele Investoren befinden, die auf mittel- und langfristige Erträge angewiesen sind.
Die Tagesanleihe rentiert mit 0,33 Prozent (KGV 303), einjährige Finanzierungschätze des Bundes mit 0,65 Prozent (KGV 154), die zweijährige Variante mit 1,2 Prozent (KGV 83) und fünfjährige Bundesobligationen mit 2,33 Prozent (KGV 43). Parken ist teuer.
EZB hinkt der FED stets hinterher
Trotz teurer Parkplätze sind diese überfüllt. Nie in der Geschichte erlebten wir innerhalb weniger Wochen und Monate eine Kapitalflucht in diesem Ausmaß. Deutsche Anleger verkauften nahezu alle Anlageklassen (Aktien, Immobilien, Zertifikate und Industrieanleihen) und flüchteten panisch in die vermeintlich sicheren Bankeinlagen, für die der Staat eine "Garantie" abgegeben hatte. Weltweit haben Staatsgarantien und Eingriffe in die Märkte diesen Effekt gebracht - einen globalen Zinscrash.
Die Rezession in Europa hat die EZB - wie auch die europäischen und globalen Investmentbanken - im vergangenen Jahr völlig überrascht. Die EZB ging noch im Sommer 2008 - bei rekordhohen Rohstoffpreisen - von einer gefährlichen Zunahme der Inflationserwartungen aus. Die Realität heute: Es droht eine kurzfristige Deflation, die Rohstoffpreise liegen trotz einer Erholung noch immer am Boden und die Inflationsraten - wenn man diese überhaupt noch so nennen kann - befinden sich teilweise bereits im negativen Bereich.
Rückblickend hat die EZB mit ihren Zinssenkungen viel zu lange gewartet. Die Kritik an den schnellen Leitzinssenkungen der US-Notenbank Fed war dabei völlig verfehlt und die EZB hat im Jahresverlauf ihrerseits die Leitzinsen ebenfalls deutlich senken müssen. Die europäische Zentralbank hat mit ihren Stützungsmaßnahmen - immer in zeitlicher Verzögerung zur Fed - sehr zögerlich, und damit wohl auch viel zu spät gehandelt. In den kommenden Monaten wird die EZB - allen Unabhängigkeitsbeteuerungen zum Trotz - hierbei auch in weiteren Bereichen der Fed folgen und zu unkonventionellen Stützungsmaßnahmen greifen.
Keine Inflation in der Rezession
Noch im Frühjahr gingen fast alle Kommentare und Studien von einem Anziehen der Inflation aus. Die - im Rahmen der Rettungspakete für den Bankensektor - ausufernden Staatsdefizite und Neuverschuldungen sollten die langfristigen Zinssätze unter Druck setzen - sprich deutlich steigen lassen. Das Gegenteil ist passiert. Deutlich anziehende Inflationsraten werden sicher noch einige Monate - eher ein paar Jahre - auf sich warten lassen. In einer globalen Rezession mit äußerst geringen Kapazitätsauslastungen sind Preiserhöhungen weltweit kaum durchzusetzen. Kennen Sie Branchen, die in den kommenden Monaten mit deutlichen Preiserhöhungen aufwarten können? Ich kenne außer dem Staat keine.
Eine zehnjährige Staatsanleihe rentierte Anfang 2000 mit fast 7 Prozent (dies entspricht einem KGV von 100:7=14). Der Dax hatte jedoch ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 34. Aktien waren damals also mehr als doppelt so teuer als Anleihen. Was wurde bevorzugt? Aktien.
Heute rentieren zehnjährige Bundesanleihen nur noch mit rund 3,3 Prozent - dies entspricht einem KGV von 100:3,3=30! Parallel dazu hat der deutsche Aktienindex Dax ein KGV von rund 10. Was bevorzugen die Investoren heute? Anleihen.
Die Emotionen machen den Anlegern wohl auf Sicht der nächsten Jahre wieder einen Strich durch die Rechnung. Während man Anfang 2000 voller Gier weiter in die teuren Aktien investierte, treibt uns heute die Angst in die vermeintliche Sicherheit der historisch außerordentlich teuren Staatsanleihen und man parkt in Tagesgeldern nahe der Null-Prozent-Marke. Dabei ist es aus heutiger Sicht extrem unwahrscheinlich, dass die Renditen der Anleihen beziehungsweise Tages- und Festgeldkonten auf Sicht von fünf beziehungsweise zehn Jahren die Aktienmärkte schlagen werden können.
Die Konditionen verschlechtern sich drastisch
Im letzten Herbst hörten meine Mitarbeiter und ich in Gesprächen mit Kunden und Interessenten fast immer das gleiche Argument: "Warum soll ich denn jetzt investieren, wenn ich auf meinem Tages- beziehungsweise Festgeld sichere 5 Prozent bekomme?" Das Argument war zumindest damals noch teilweise nachvollziehbar. Die hohen Aufschläge, die Banken damals auf den EZB-Leitzins zahlten, waren lediglich ihrer prekären Liquiditätssituation geschuldet. Banken zahlten ihnen diese "Subprime-Zinsen" nur deshalb, da sie ansonsten keine ausreichend neue Mittel rekrutieren konnten.
Diese vereinbarten Konditionen laufen jetzt sukzessive aus. Bei einer Neuanlage werden die Konditionen deutlich schlechter sein. Der Eonia liegt bei 0,33 Prozent. Viel höher bekommen Sie Ihre Tages- und Festgelder für größere Beträge kaum noch verzinst. Der Anlagenotstand wird sich dabei verschärfen.
Vermeintliche Schnäppchen sollten Sie dabei immer kritisch hinterfragen. Deutliche Aufschläge auf den Eonia beinhalten immer zusätzliche Risiken.