Börse Die Mauer der Angst

Seit die Aktienkurse auf breiter Front wegbrechen, fürchten Anleger den Zusammenbruch der Börse. Doch es gibt Chancen auf die Trendwende nach oben - und auf kräftige Kursgewinne.
Von Thomas Grüner

Es herrscht Panik. Die wichtigsten Aktienindizes der Welt tauchen ab: Ob Japans Nikkei-225 , die amerikanischen Top-Indizes Standard & Poor's 500 sowie Nasdaq 100  oder Deutschlands Dax , sie alle rutschten zeritweilig auf Jahrestiefstände - und die Sammelindizes MSCI-World und EuroStoxx 50  entsprechend mit. Jetzt animiert die Angst die Phantasie der Investoren. Wird es noch viel schlimmer? Kaum!

Viele Börsenbarometer haben zwar empfindliche Einbußen hinnehmen müssen. Bemerkenswert aber ist, dass alle die neuen Tiefs in den Indizes mit positiven technischen Divergenzen einhergingen. Viele Indikatoren haben die neuen Tiefststände also nicht bestätigt. Und wer einen Blick auf die Rohstoff- und Devisenpreise wirft, bemerkt Ähnliches: Der US-Dollar hat zwar zu Japans Yen und unserem Euro  neue Tiefststände markiert, aber sich wieder bekrabbelt. Gold-  und Ölpreis konnten ihre neuen Rekordhochs ebenfalls nicht verteidigen und gaben bereits mehr oder weniger deutlich nach.

Das muss nicht heißen, dass die Börsen bald schon wieder auf Dauer Tritt fassen. Doch einmalig schlecht ist die aktuelle Börsenlage auch nicht. In den vergangenen Jahrzehnten gab es vielmehr reihenweise große und heftige Korrekturen, in denen fast alle Indizes weit unter ihre 200-Tage-Durchschnittslinien gefallen sind - genau wie jetzt.

Damals wie heute hatte sich eine deutliche Übertreibung nach unten gebildet, die immer von der Angst der Anleger vor dem großen und ultimativen Crash begleitet wurde. Kaum jemand konnte sich in diesen Phasen deshalb vorstellen, dass es anschließend fast ebenso heftig wieder nach oben gehen könnte. Doch im nach hinein haben sich all diese vermeintlichen großen Krisen unmittelbar darauf als hervorragende Kaufchancen herausgestellt.

Im Jahr 2003 beispielsweise hatte der deutsche Aktienindex einen ähnlich schwachen Start in das neue Jahr zu verzeichnen wie jetzt. Der Dax verlor damals vom Silvestertag bis zum 12. März hohe 24,4 Prozent; das entspricht in etwa auch dem Verlust, den Deutschlands Aktienleitindex dieses Mal zwischen Silvester und dem Montag dieser Woche hinnehmen musste.

Doch zumindest vor fünf Jahren folgte anschließend eine bemerkenswerte Rally, die den Dax bis zum 30.12.2003 um 81 Prozent in die Höhe trieb. Verglichen mit dem Jahresanfang 2003 blieb den Anlegern damals ein Jahresplus von 37 Prozent. Mitte März 2003 hatte das kaum jemand für möglich gehalten.

Käufe dank Abgeltungssteuer

Käufe dank Abgeltungssteuer

Sicherlich: Im Krisenjahr 2001 dagegen setze nach einem schwachen Start zwar wiederum Ende März eine deutliche Rally ein. Allerdings hielt die nur bis zum 22. Mai 2001, dann sackte der Dax wieder ab. Aber insgesamt zeigt sich eben, dass es nicht nur Hinweise gibt, um das Jahr 2008 schon jetzt endgültig als Bärenjahr abzuhaken. Im Gegenteil:

Während an den Märkten beispielsweise über die mögliche Kreditkrise diskutiert wird, ist der Preis des Geldes - der Zinssatz - deutlich gefallen. In einer echten Kreditkrise müssten diese Zinssätze im Rahmen eines Risikoaufschlages deutlich steigen. Dennoch warten derzeit viele Anleger ab, bis sie eine Bodenbildung an den Märkten zu erkennen glauben.

Für die könnte bald sogar die Bundesregierung mit ihrer Steuergesetzgebung sorgen, wenn auch eher zufällig. Denn viele Investoren sagen uns mit Blick auf die Abgeltungsteuer, die ab dem nächsten Jahr greifen wird, einiges an frischer Liquidität langfristig und strategisch an den deutschen Aktienmärkten platzieren zu wollen. Für die Aktienmärkte bedeutet das eine große Kaufwelle, die zwar - noch - aufgeschoben, aber nicht aufgehoben sind. Durchaus überlegenswert scheint es uns deshaalb, sich bereits in der aktuellen Schwächephase Gedanken darüber zu machen, die ursprünglich womöglich für nach 2009 geplante Aktienquote bereits jetzt aufzubauen.

Der Anstoß dazu könnte in den nächsten Tagen kommen. Denn zumindest in der Vergangenheit kam es etwa Mitte März oft zu bedeutenden Trendwenden. Und es spricht vieles dafür, dass auch der März 2008 wieder ein signifikantes Tief markieren wird, der zumindest eine breite Erholung folgen sollte.

Die Märkte befinden sich zwar weiter im Aufruhr, die Mauer der Angst ist hoch. Doch als Kontraindikator ist das gar nicht so schlecht: Nur in solch einem negativen Umfeld gibt es überhaupt Trendwenden nach oben.

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