Geschlossene Fonds Finanzkrise vermasselt die Bilanz
München - Es ist ein Branchentreff und auch wieder nicht. Mehr als 200 Vertreter des Markts für geschlossene Fonds - Initiatoren, Vertriebsleute, Berater - gaben sich am Donnerstag in München ein Stelldichein. Anlass: Die Vorstellung der Marktanalyse von Stefan Loipfinger. Zum vierten Mal präsentierte der Fachjournalist sein Zahlenwerk - eine umfangreiche statistische Aufbereitung des Geschehens am Markt für unternehmerische Beteiligungen - im Rahmen dieses "Fondssymposiums". Das Meeting am Jahresanfang ist für viele Marktteilnehmer zum Pflichttermin geworden.
Aber eben nicht für alle. Loipfinger, der nach dem Verkauf des Projekts "Marktanalyse" an das Analysehaus Feri wohl letztmalig auf der Bühne stand, machte gleich zu Beginn der Veranstaltung deutlich, dass der Beteiligungsmarkt im Saal keineswegs vollständig vertreten war. Denn - und das ist eines der wesentlichen Ergebnisse seiner Marktuntersuchung - in Deutschland gibt es eben nicht nur die rund 100 Emissionshäuser, deren Abgesandte in einem Münchener Airport-Hotel die Reihen füllten.
Insgesamt 395 Unternehmen haben hierzulande vielmehr im vergangenen Jahr zusammen 881 öffentliche Beteiligungsofferten gemacht. Im Vorjahr waren es noch 373 Anbieter und 754 Fonds. Das Problem: Nur rund 60 Prozent der Fondsemittenten gaben auch Auskunft über ihre Geschäftsergebnisse. Mehr als 40 Prozent beteiligten sich dagegen nicht an Loipfingers aktueller Erhebung, waren also nicht bereit, für Markttransparenz zu sorgen.
Zwar repräsentieren die Auskunftsverweigerer zusammen nur schätzungsweise 4 bis 5 Prozent des Gesamtmarktumsatzes. Der Experte taxiert die Summe, die Anleger diesen Fondsanbietern allein im vergangenen Jahr anvertraut haben, aber immerhin auf mehr als eine halbe Milliarde Euro.
Die Zahlen machen deutlich: Ein großer Teil der Anbieter geschlossener Fonds in Deutschland mag daran interessiert sein, den Ruf der Branche zu verbessern und das Geschäft seriöser zu machen. Dennoch gibt es ihn noch immer, jenen Bereich des Anlagemarkts, wo auf zum Teil haarsträubende Weise Anlegergelder eingesammelt werden: Den dunkelgrauen Kapitalmarkt.
Auch die hohe Fluktuationsrate unter den Fondsanbietern spricht dafür. So haben sich laut Studie in den vergangenen zwei Jahren mehr als 150 Initiatoren - zum größten Teil für immer - aus dem Markt verabschiedet. Das reibungslose Fortbestehen der von diesen Unternehmen in die Welt gesetzten Fondsgesellschaften dürfte nicht nur nach Meinung von Fachmann Loipfinger nicht in jedem Fall gewährleistet sein.
Das Comeback der New-Energy-Fonds
Schiffe gewinnen, Immobilienfonds verlieren
Insgesamt konnten die Fondsinitiatoren ihr Platzierungsergebnis im vergangenen Jahr offenbar leicht steigern. Nach Aussage verschiedener Markterhebungen liegt das Plus beim vertriebenen Eigenkapital bei etwa 5 bis 10 Prozent. Loipfinger beispielsweise hat einen Zuwachs von 8,7 Prozent auf 12,66 Milliarden Euro ermittelt (inklusive der Schätzung von mehr als 500 Millionen Euro), das Finanzberatermagazin "Cash" kam zuvor auf einen Zuwachs von knapp über 5 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro.
Da immer mehr sogenannte Blind-Pool-Konstruktionen und Dachfonds angeboten werden, deren Fremdfinanzierung - sofern sie denn eine nutzen - nicht in die Statistiken einfließt, ging die gemessene Entwicklung beim Fremdkapital und daher auch beim gesamten Fondsvolumen allerdings in die andere Richtung.
Doch nicht alle Zielbranchen legten gleichermaßen zu. Immer beliebter werden offenbar - trotz schwieriger Marktbedingungen - nach wie vor die Schiffsfonds. Sie verbuchten ein deutliches Plus bei der Platzierung und zogen 2007 mit mehr als 3,5 Milliarden Euro mehr Eigenkapital an als je zuvor.
Heftige Abschläge gab es dagegen bei den Immobilienfonds. Während etwa US-Fonds vor allem im zweiten Halbjahr angesichts der Subprimekrise an Zuspruch einbüßten, waren Deutschland-Immobilienfonds während des gesamten Jahres kaum gefragt.
Die einstmals größte Sparte des Fondsmarkts hat damit nochmals an Bedeutung verloren. Kaum namhafte Initiatoren bieten solche Fonds im größeren Umfang an. Ein Grund: Die schlechten Erfahrungen vieler Anleger, die vor allem in den 90er Jahren Deutschland-Immobilienfonds gezeichnet haben, haben noch immer Wirkung. Seinerzeit wurden zahlreiche Fonds aufgrund hoher Steuervorteile gezeichnet. Im Nachhinein erwiesen sich die Offerten aber dennoch nicht selten als Kapitalvernichter, weil die Objekte zu teuer gekauft und/oder die erzielbaren Mieten zu optimistisch kalkuliert worden waren. Ein weiterer Hemmschuh für diese Branche ist, dass in der Vergangenheit Anbieter wie Fundus oder Falk Capital nicht mit den versprochenen Renditen, sondern vor allem mit negativen Schlagzeilen für Aufmerksamkeit sorgten.
Das Comeback der New-Energy-Fonds
Zum Ausblick: Die Initiatoren werden den Zweitmarkt, den sie vor einigen Jahren als neues, lukratives Geschäftsfeld entdeckt haben, wohl auch künftig weiter pushen. Laut Loipfinger-Studie wurden im vergangenen Jahr erstmals "gebrauchte" Fondsanteile für mehr als eine Milliarde Euro gehandelt (Vorjahr: rund 600 Millionen). Immer mehr Zweitmarktfonds kommen auf den Markt und bieten Anlegern eine Möglichkeit, vorzeitig aus einem Engagement auszusteigen. Experten raten Anlegern, allerdings sorgfältig abzuwägen, ob ein Preis tatsächlich - wie vielfach behauptet - "fair" sein kann, wenn er es dem Käufer ermöglicht, den erworbenen Fondsanteil in der Hülle eines KG-Fonds (mit der dazugehörigen Kostenstruktur und dem üblichen Renditeversprechen) weiter zu vermarkten.
Daneben stehen New-Energy-Fonds, denen nach dem Ende der Steuervorteile bereits das Aus prophezeit worden war, offenbar vor einem Comeback. Das Emissionshaus Doric Asset Finance etwa hat einen solchen Fonds mit einem Volumen von rund 200 Millionen Euro konzipiert. Investiert wird in ein ganzes Bündel von Projekten rund um das Thema neue Energien.
Und auch MPC Capital steht in den Startlöchern. Die Hamburger werden voraussichtlich schon im zweiten Quartal dieses Jahres ihre erste Offerte - ein Portfolio von vier Solarparks in Spanien mit einem Gesamtvolumen von etwa 50 Millionen Euro - veröffentlichen. Der Eintritt von MPC in diesen Markt sollte aufhorchen lassen, denn die Hanseaten sind in der Branche nicht für unüberlegte Schnellschüsse bekannt. Am jetzt anstehenden Einstieg in das neue Geschäftsfeld New Energy beispielsweise feilt das Unternehmen hinter den Kulissen bereits seit mehr als eineinhalb Jahren.