Fonds Die Spreu vom Weizen trennen
Hamburg - Aller Unruhe zum Trotz, die derzeit an den Märkten herrscht - breit streuende Publikums-Investmentfonds blieben davon bislang weitgehend verschont. Jedenfalls liefen ihnen in den vergangenen zwei Monaten nicht noch mehr Anleger davon als zuvor. Seit Langem geht der Trend in Deutschland weg von Fonds, hin zu Zertifikaten oder der direkten Aktienanlage. So lautet denn auch sinngemäß die Erfolgsmeldung der Dekabank, der Fondsgesellschaft der Sparkassen: Abzug von Kundengeld bleibt konstant!
Nur diejenigen Finanzprodukte, die direkt mit von der Krise betroffenen Papieren wie Asset Backed Securities (ABS) handeln, sind in ernsthafte Schieflage geraten. Einige von ihnen mussten bereits, teils vorübergehend, schließen, weil sie die Forderungen nicht mehr aus eigener Liquidität bedienen konnten.
Für Aktien- oder gar Mischfonds mit weltweitem Anlagehorizont sind solche Sorgen weit entfernt, jedenfalls solange die Kundenflucht ihnen nicht gefährlich wird. Schließlich haben sie die Möglichkeit, ihr Anlagerisiko durch breites Streuen der Investments zu vermindern. Irgendetwas geht immer, schließlich gibt es auch in jeder Krise Gewinner wie derzeit Unternehmensanleihen mit guter Bonität. Als Minimalziel müsste zumindest möglich sein, weniger schlecht als der Gesamtmarkt abzuschneiden.
Doch an diesem Punkt unterscheiden sich die Fonds erheblich. Manche empfehlen ihren Anlegern ohnehin, wenigstens zehn Jahre an Bord zu bleiben, und kurzfristige Schwankungen dann eben auszuhalten. In diesen Fällen wäre es geradezu falsch, bloß wegen eines einzelnen Kurssturzes das Portfolio umzuschichten. Für risikobewusstere Anleger kann sich die Qualität eines Fonds aber daran entscheiden, ob er auch eine Korrektur möglichst unbeschadet übersteht. Zumal noch längst kein Ende der Finanzkrise abzusehen ist, könnte es sich durchaus noch lohnen, auf krisenfeste Investments umzusatteln.
Die Fondsexperten von Feri Rating & Research haben für manager-magazin.de ermittelt, welche global investierenden Aktien- und Mischfonds sich in der Börsenkorrektur bislang gut und welche sich schlecht geschlagen haben. Maßstab ist die Wertentwicklung vom 16. Juli, als der europäische Aktienindex EuroStoxx 50 und der US-amerikanische Standard & Poor's 500 auf einem Hoch notierten, bis zum 6. September, dem letzten für einen umfassenden Vergleich verfügbaren Datum.
Die besten Aktienfonds
Gemessen an Vergleichsindizes wie dem MSCI Welt halten sich die meisten globalen Aktienfonds recht gut. Während der weltweite Aktienmarkt in den vergangenen Wochen gut 6,7 Prozent an Wert verlor, konnten einige in Deutschland vertriebene Fonds mit weltweitem Anlageuniversum sogar ein leichtes Plus verteidigen.
An der Spitze steht der relativ kleine Fonds Allianz-Dit Aktien Global AF CT . Der brachte mit seinem Fokus auf Wachstumswerte seit dem Einbruch der Börsen Mitte Juli ein Plus von 0,4 Prozent. Dafür ist die langfristige Performance nicht herausragend. Der Fonds scheint - dem Etikett "Wachstum" zum Trotz - Sicherheit stärker zu gewichten als Rendite. Allerdings ist ein durchschnittlicher Ertrag von 14 Prozent im Jahr für ein so krisenfestes Investment nicht schlecht.
Große Fondsgesellschaften sind unter den ersten Plätzen besonders gut vertreten. Dreimal tauchen Fonds von Universal Investment unter den Top Ten auf, gleich viermal Fonds der Deutsche-Bank-Tochter DWS , darunter der bereits 1959 aufgelegte, 500 Millionen Euro schwere DWS Intervest . Der zeichnet sich dadurch aus, dass er je nach Marktlage besonders flexibel zwischen verschiedenen Ländern und Branchen umgewichten kann. In diesem Fall scheint sich das zu lohnen.
Wer vor drei Jahren sein Geld anlegte, wäre übrigens mit einem Indexfonds auf den Dax am besten gefahren. Der brachte im Jahresdurchschnitt ein sattes Plus von beinahe 34 Prozent. Außerdem ließen sich so Ausgabeaufschläge und Managementgebühren sparen.
Die schlechtesten Aktienfonds
Mit dem Global Value Portfolio von Alliance Bernstein ist ein wahres Schwergewicht unter den Verlierern. Der wertorientierte Fonds verwaltet mehr als 1,2 Milliarden Euro. Langfristig schlägt er sich ganz passabel, doch in der Krise gab es bislang ein sattes Minus von knapp 9 Prozent. Der Fonds soll in unterbewertete Aktien investieren, darunter finden sich einige Bluechips wie General Electric , Renault oder Total - und auch mehrere Finanztitel, die es in der Kreditkrise hart getroffen hat.
Der Strategy Fund der Schweizer Bank Julius Bär verfolgt eine ähnliche Anlagepolitik. Trotz Anlageschwerpunkts in der Eurozone haben auch US-Konsumaktien wie Home Depot oder Wal-Mart ein großes Gewicht. Diese Unternehmen mussten wegen der beginnenden Kaufzurückhaltung der Amerikaner infolge der Krise bereits Gewinnwarnungen ausgeben.
Das Schlusslicht bildet mit Abstand der kleine Teilfonds Finanova Global von Adviser I Funds, der luxemburgischen Fondsgesellschaft der DAB Bank . Bis Anfang dieses Jahres lief der Kurs fast synchron zum MSCI-Welt-Aktienindex, seitdem zeigt die Kurve steil nach unten. Zwei Drittel des Fondsvermögens sind in deutsche Aktien, zumeist Nebenwerte, investiert. Die größte Position sind mit mehr als 8 Prozent Papiere von Amitelo , ein Pennystock. Die Firma nennt als Geschäftsfeld Internettelefonie für Afrika, dieses Geschäft wurde aber schon mehrfach angezweifelt. "Der Teilfonds ist für risikobewusste Anleger empfehlenswert, die das angelegte Kapital langfristig nicht benötigen", heißt es im Prospekt.
Die besten Mischfonds
Mischfonds müssten besser vor Marktrisiken gefeit sein als reine Aktienfonds. Denn sie können, wenn Aktien generell schlecht laufen, nicht nur in andere Länder oder Branchen, sondern gleich in sichere Anleihen umschichten. Wie ein Vermögensverwalter, so die Idee, können Fondsmanager zu jeder Zeit neu entscheiden, wie das ideale Portfolio auszusehen hat. Besonders Staats- und Unternehmensanleihen erweisen sich wieder einmal als sicherer Hafen in der Krise. Während Dax und Co. deutlich nachgaben, hat der deutsche Rentenindex Rex seit Mitte Juli immerhin gut 2,7 Prozent gewonnen.
Tatsächlich finden sich unter den weltweit investierenden Mischfonds einige, die den Kollegen aus der Aktienbranche den Rang ablaufen, wenn auch nicht mit überragenden Ergebnissen. Die zehn besten Fonds lagen seit Mitte Juli alle im Plus, langfristig nehmen sich die Renditen allerdings bescheiden aus, für einige neu aufgelegte Fonds gibt es auch noch keine Vergleichsdaten.
Die bedeutendsten Anbieter an der Tabellenspitze sind wiederum DWS und Allianz . Der DWS Zürich Invest Global steht mit einer Performance von 4,5 Prozent während der Börsenkorrektur eindeutig an der Spitze. Der Fonds investiert langfristig je zur Hälfte in Aktien und Renten, passt den Anteil aber kurzfristig an die erwarteten Marktchancen an. Der Fonds ist mehr als nur ein Rettungsanker: Vor der Börsenkorrektur hinkte er der Entwicklung des Aktienmarkts nur leicht hinterher, konnte also einen Großteil des Aktienbooms für seine Anleger abschöpfen.
Der Allianz Investors Vision peilt ebenfalls eine gleiche Verteilung von Aktien und Renten an, ist aber deutlich weniger anfällig für Schwankungen. Das mag mit dem Fokus auf sichere Euro-Staatsanleihen und europäische Aktien zusammenhängen, vielleicht aber auch mit dem bescheidenen Renditeziel von 2 Prozentpunkten über Geldmarktniveau.
Die schlechtesten Mischfonds
Doch auch Mischfonds können größeres Risiko wagen. In der Regel zahlt sich das in langfristig höherer Rendite aus, bringt dafür aber eine starke Anfälligkeit für Krisen mit sich. Das zeigt sich am Tabellenende, wo einige langfristig erfolgreiche Fonds bis zu zweistellige Verluste eingefahren haben - kaum weniger als die reinen Aktienfonds, die von der Krise am härtesten betroffen sind.
Der von der österreichischen Sparkassen-Fondstochter Erste-Sparinvest verwaltete Advisory One verrät nicht viel über seine Anlagestrategie, gilt aber laut Prospekt als "aktienorientiert". Gut möglich, dass ein hohes Aktiengewicht in der Börsenkorrektur zum Nachteil gereichte.
Unter den Mischfonds mit der schlechtesten Wertentwicklung finden sich auch einige kleinere Fonds bekannter Gesellschaften wie Universal Investment oder Fidelity.
Am Tabellenende steht der Capital Appreciation Fund der irischen Fondsgesellschaft GLG. Dieser Fonds, mit einem Volumen von mehr als 400 Millionen Euro kein Leichtgewicht, ist nur pro forma ein Mischfonds. "Das Portefeuille legt in erster Linie in Stammaktien und anderen Dividendenpapieren an", heißt es im Fondsprospekt. Festverzinsliche Papiere sind nur eine Ausweichoption für die Fondsmanager - und auf diese Option haben sie offenbar in der laufenden Korrektur weitgehend verzichtet.