Dividenden Geldregen und geteilte Freude
Hamburg - Was haben Lufthansa , BASF und die Deutsche Bank gemeinsam? Sie haben alle ihre Dividende um mindestens 50 Prozent erhöht - und schaffen es dennoch nicht, damit in die Dax-Spitzengruppe vorzustoßen. Denn Continental und RWE haben ihre Dividendenzahlung für das abgelaufene Geschäftsjahr glatt verdoppelt, und der Versicherungskonzern Allianz wird Anfang Mai eine um 90 Prozent erhöhte Dividende an seine Aktionäre auszahlen.
Rund 23 Milliarden Euro werden die im Dax notierten Unternehmen bis Ende Juni an ihre Anteilseigner ausschütten, das ist eine Steigerung um 26 Prozent und so viel wie nie zuvor. Inklusive der Sonderdividende des Pharmakonzerns Altana und der Bonuszahlung des Fahrzeug- und Maschinenbauers MAN sind es sogar 28 Milliarden Euro.
Die durchschnittliche Dividendenrendite im Dax 30 liegt nach Berechnungen der Landesbank Baden-Württemberg derzeit bei 2,7 Prozent. Im kommenden Jahr, wenn die 30 Dax-Konzerne ihre Dividenden für das laufende Geschäftsjahr ausschütten, dürfte dieser Wert (bei gleichem Indexstand) sogar auf rund 3 Prozent steigen. Welcher Dax-Konzern wann wie viel Dividende zahlt, zeigt folgende Übersicht.
"Die Gewinne sind kräftig gestiegen, und dies macht sich auch in den Ausschüttungen bemerkbar", sagt Frank Klumpp, Analyst bei der LBBW. Viele Unternehmen wollten ein "klares Signal" für eine attraktive Dividendenpolitik setzen: Nicht nur Hedgefonds, sondern auch langjährige institutionelle Investoren haben den Druck auf die Vorstände erhöht und wollen einen angemessenen Anteil des Gewinns als Ausschüttung sehen. Im Durchschnitt reichen die Dax-Unternehmen inzwischen rund 40 Prozent ihres Nettogewinns an die Aktionäre weiter.
Ungenutzte Geldreserven wecken zudem Begehrlichkeiten: Eine attraktive Ausschüttungspolitik, die in der Regel auch den Aktienkurs in die Höhe treibt, erhöht den Schutz vor feindlichen Übernahmen.
Topwerte in Deutschland und Europa
Topwerte in Deutschland und Europa
Mit der Hauptversammlung des Autobauers DaimlerChrysler am morgigen Mittwoch beginnt die Dividenden-Hauptsaison in Deutschland. Die Ausschüttungen werden in der Regel einen Tag nach der Hauptversammlung ausgezahlt, die Aktie wird an diesem Tag abzüglich der gezahlten Dividende (ex Dividende) gehandelt. DaimlerChrysler zahlt ebenso wie die Postbank und die Deutsche Telekom lediglich die gleiche Dividende wie im Vorjahr, bei Infineon gibt es die gewohnte Nulldiät.
Größter Absteiger in diesem Jahr ist der Reisekonzern Tui, der im Vorjahr noch 0,77 Euro Dividende zahlte und die Ausschüttung für 2006 ebenso wie Infineon gestrichen hat. Die übrigen 25 Dax-Konzerne können mit deutlichen Steigerungen aufwarten - neun Unternehmen steigern ihre Auszahlung um mindestens 50 Prozent.
Trotz dieser Steigerungen hinkt der Dax noch immer hinter dem europäischen Index EuroStoxx 50 hinterher. Die durchschnittliche Dividendenrendite im EuroStoxx50 liegt aktuell bei 3,4 Prozent.
"Dies hat auch mit der Zusammensetzung der Indizes zu tun", sagt Klumpp. Während im EuroStoxx50 ausschüttungsstarke Energieversorger und Ölwerte dominieren, sind im Dax mehr zyklische Werte sowie Technologietitel vertreten.
Höhe nicht allein entscheidend
Die Höhe der gezahlten Dividende allein ist jedoch nicht entscheidend. Ginge es nur danach, wäre die Deutsche Telekom mit einer Dividendenrendite von mehr als 5 Prozent attraktivster Dividendenwert. (Dividendenrendite: Ausschüttung mal 100 geteilt durch den aktuellen Aktienkurs). Doch auch ein Kursverfall wie bei der Telekom kann die Dividendenrendite in die Höhe schrauben.
Ausschlaggebend ist daher vor allem die Nachhaltigkeit der Rendite. Ein Konzern muss in der Lage sein, seine Dividende über einen langen Zeitraum konstant zu halten oder besser noch zu steigern. Voraussetzung dafür ist, dass die Auszahlungen auch durch entsprechende Gewinne abgedeckt sind - sonst drohen Ausfälle wie in diesem Jahr bei Tui. Diese Faktoren hat die LBBW unter anderen in ihrem "nachhaltigen" Dividendenmodell berücksichtigt und kommt auf diese Weise zu den folgenden Top 5 Dividendenwerten im Dax (siehe oben).
Aus europäischer Sicht sieht die Hitliste etwas anders aus. Doch immerhin haben zwei Dax-Werte - die Deutsche Bank sowie der Energieversorger RWE - Eingang in die europäischen Top 5 der LBBW gefunden. Die Liste wird ergänzt durch zwei französische Finanz- und ein italienisches Energieunternehmen.
Wie Anleger der Doppelbesteuerung entgehen
Wie Anleger der Doppelbesteuerung entgehen
Für deutsche Anleger gibt es trotz der steigenden Ausschüttungen einen Wermutstropfen. Der Fiskus greift in Zukunft auch bei den Dividendenzahlungen stärker zu: In diesem Jahr müssen Aktionäre nur die Hälfte der Ausschüttung zu ihrem persönlichen Steuersatz versteuern, da das Unternehmen die Dividende ja aus bereits versteuerten Gewinnen gezahlt hat.
Doch mit dem Wegfall des Halbeinkünfteverfahrens kehrt der Fiskus spätestens im Jahr 2009 zur Doppelbesteuerung zurück. Dann soll der Anleger auf die komplette gezahlte Dividende noch einmal 25 Prozent Steuern zahlen. "Ob die Senkung der Körperschaftssteuer die Unternehmen tatsächlich dazu bewegt, höhere Summen auszuschütten, muss sich erst noch erweisen", sagt Klumpp. Entscheidend dafür seien die reale Steuerlast und die Gewinnsituation.
Anleger, die Steuern auf Dividenden vermeiden wollen, können in diesem Jahr noch ein Indexzertifikat auf den Dax kaufen. Der Dax ist als Performance-Index konstruiert, gezahlte Dividenden fließen also in die Index-Performance mit ein. Wo nichts ausgeschüttet wird, kann nichts besteuert werden - dennoch kommen die gezahlten Dividenden auf diesem Wege der Performance des Zertifikats zugute.
Auch MDax und TecDax sind als Performance-Indizes konstruiert und bieten noch die Möglichkeit, der Dividendenbesteuerung zu entgehen. Wer nicht auf einen Index, sondern auf einen dividendenstarke Einzeltitel setzen will, kann auch Partizipationszertifikate auf einzelne Dax-Titel kaufen.
Doch auch dieses Schlupfloch funktioniert nur noch bis Ende 2008, denn ab 2009 werden laut Gesetzentwurf auch 25 Prozent Abgeltungssteuer auf jegliche Kursgewinne fällig, unabhängig von der Haltedauer. "Für die Aktienkultur in Deutschland ein schwerer Schlag", meint Klumpp. Die Pläne der Bundesregierung, Risikokapital künftig stärker zu besteuern als vergleichsweise sichere Zinspapiere, dürfte die Nachfrage nach Aktien in Deutschland dämpfen.