Die deutsche Finanzbranche setzt auf eine schnelle Einführung börsennotierter Immobiliengesellschaften (Reits). Dass sich dafür gerade die Deutsche Bank stark macht, wundert Beobachter nicht.
München - Nach dem jüngsten Treffen der Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) in dieser Woche in München äußerte sich Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann erfreut darüber, dass die Bundesregierung den Vorschlag der Initiative zur Einführung der Reits aufgegriffen habe. "Jetzt hoffen wir auf eine schnelle Umsetzung dieser Vorschläge", ergänzte er. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), der an dem Treffen ebenfalls teilnahm, sagte nach Angaben von Teilnehmern, die Unterstützung der Politik durch die IFD sei sehr wertvoll.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann während des Treffens der Initiative Finanzstandort Deutschland am gestrigen Mittwoch> Bei Reits handelt es sich um börsennotierte Firmen, die ausschließlich in Immobilien investieren und ihre Gewinne fast ganz an die Anleger ausschütten. Mit den Reits soll ein liquider Immobilienhandel möglich werden, den es so in Deutschland noch nicht gibt. Anders als geschlossene Immobilienfonds sind Reit-Anteile an der Börse frei handelbar.
In den USA gibt es diese Anlageform schon lange. In Europa gelten Frankreich und die Niederlande als Vorreiter, und auch Großbritannien hat die Einführung angekündigt. Die Bundesregierung hat noch nicht abschließend entschieden. Finanz-Staatssekretär Thomas Mirow hatte zuletzt erklärt, eine Einführung könne frühestens Anfang 2007 anstehen.
Die IFD kündigte an, auch mit der neuen Regierung zusammenzuarbeiten, um Reformprojekte voranzutreiben und damit zu einem höheren Wirtschaftswachstum beizutragen. Die IFD ist eine Initiative der wichtigsten Finanzkonzerne in Deutschland und der Verbände aus den verschiedenen Bereichen der deutschen Finanzwirtschaft.
Neu in die IFD wurde die Postbank aufgenommen. Zudem beteiligen sich künftig die internationalen Finanzkonzerne Citigroup, Goldman Sachs, JP Morgan, Merrill Lynch und UBS als assoziierte Mitglieder in den Arbeitsgruppen.
Auf dem Treffen kam nach Angaben von Teilnehmern auch das Vorgehen der Deutschen Bank bei ihrem Immobilienfonds Grundbesitz-Invest zur Sprache. Im Vorfeld hatten die deutschen Sparkassen die Maßnahmen kritisiert und eine Diskussion innerhalb der IFD gefordert.
Deutschland größtes Bankhaus hatte angekündigt, seinen offenen Immobilienfonds vorübergehend zu schließen, bis eine Neubewertung vorliege. In der Finanzbranche war dies auf Kritik gestoßen, zumal viele andere Häuser in der Vergangenheit ihre Immobilienfonds mit hohen Summen stützten.
Nach Angaben eines Teilnehmers schilderte Ackermann auf dem Treffen die Situation und die Gründe für das Vorgehen seiner Bank. Nach einer kurzen Diskussion sei das Thema dann aber gleich abgeschlossen gewesen.
Dass sich gerade der Deutsche-Bank-Chef auf dem Treffen der Finanzplatz-Initiative für eine schnelle Einführung der Reits stark gemacht hat, wundert kritische Beobachter indes nicht.
In zahlreichen Berichten waren Ackermann und die Deutsche Bank für ihr Verhalten im Zusammenhang mit der Fondschließung scharf kritisiert worden. Ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten über den von ihnen zumindest mitgetragenen Vertriebsstopp von Fondsanteilen die Liquiditätskrise des "Grundbesitz-Invest" bewusst in Kauf genommen, um damit einen Vorwand für dessen Schließung zu finden.
In ihrer jüngsten Ausgabe unterstellt die "Zeit" dem Vorstandschef der Bank, er habe sich längst auf die Seite der Investmentbanker geschlagen und wolle den etwa sechs Milliarden Euro schweren Fonds schließen und abwickeln, um dann in einem weiteren Schritt die Objekte in einer neuen Verpackung als Reits an der Börse zu platzieren. Bei derlei Geschäften verdienen Investmentbanker oft kräftig mit.