Rund 15 Milliarden Euro zahlen die 30 Dax-Konzerne in den kommenden Wochen ihren Anlegern aus. Besonders DaimlerChrysler und Deutsche Telekom zeigen sich spendabel. Doch eine Studie mahnt zur Vorsicht: Die besten Dividendentitel sind nicht unbedingt die Werte mit der höchsten Ausschüttung.
Hamburg - Eine Dividende von 1,50 Euro pro Aktie wird Konzernchef Jürgen Schrempp an diesem Mittwoch während der Hauptversammlung von DaimlerChrysler vorschlagen. Gemessen an einem Aktienkurs von derzeit rund 34 Euro sind das mehr als vier Prozent Rendite - damit sichert sich der Konzern die Spitzenposition unter den Dax-Konzernen, die mit Gewinnbeteiligungen von insgesamt rund 15 Milliarden Euro fast an die Rekordausschüttung des Boom-Jahres 2000 heranreichen.
Doch auf das schnelle Geld lässt sich bei DaimlerChrysler nicht spekulieren. Da eine Aktie am Tag der Dividendenzahlung "ex Dividende" - also abzüglich der ausgezahlten Gewinnbeteiligung - gehandelt wird, kommt es auch auf die langfristige Kursentwicklung und die Gewinnaussichten eines Unternehmens an. Die sind beim DaimlerChrysler-Konzern, dem eine teure Sanierung der Marke Smart sowie eine Rückrufaktion bei Mercedes Benz ins Haus steht, eher mau. Die Aktie dümpelte bereits im April 2003 um die Marke von 34 Euro. Kursgewinn auf Jahressicht: Null.
Anders sieht es beim Düsseldorfer Energieversorger Eon aus. Der Energiekonzern zahlt für das abgelaufene Geschäftsjahr 2,35 Euro Dividende pro Aktie an seine Anteilseigner - gemessen am aktuellen Kurs von 66 Euro ist das eine Rendite von 3,5 Prozent. Damit wirken die Düsseldorfer auf den ersten Blick weniger attraktiv als DaimlerChrysler.
Der feine Unterschied: Während der vergangenen Jahre hat Eon seine Gewinne und seine jährliche Dividende kontinuierlich gesteigert. Solch eine Dividendenpolitik wirkt sich auch auf die Kursentwicklung aus: In den vergangenen zwölf Monaten hat die Aktie von Eon deutlich zugelegt. Kursgewinn auf Jahressicht: Mehr als 20 Prozent.
Die besten Dividendentitel im Dax
Die besten Dividendentitel im Dax
Grund genug für die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), in ihrer Studie über die attraktivsten Dividendentitel auch die langfristige Dividendenpolitik der Unternehmen einzubeziehen. Höhe und Kontinuität der Dividende schlagen sich in einem Score nieder, der im Idealfall 100 Punkte erreicht (siehe Tabelle). Zu den fünf attraktivsten Dividendentiteln der LBBW gehören mit Eon, RWE und dem Chemiekonzern BASF drei Unternehmen, die seit mindestens zehn Jahren steigende oder zumindest stabile Dividenden aufweisen.
LBBW-Dividendenmodell: Top DAX-Werte
Titel
Erwartete Dividendenrendite für 2004 *
LBBW-Score
Eon
3,6
76,7
RWE
3,2
67,4
Deutsche Telekom
4,0
65,4
ThyssenKrupp
3,7
65,2
BASF
3,1
62,6
* In Prozent. Quelle: LBBW
Auch die Deutsche Telekom und der Stahlkonzern ThyssenKrupp finden sich unter den Top Five des Bankhauses. Die Deutsche Telekom hatte zwar für das Jahr 2003 die Dividende gestrichen, schüttet für 2004 jedoch mit 62 Cent pro Aktie insgesamt 2,6 Milliarden Euro an die Aktionäre aus. Dies ist die höchste Ausschüttungssumme im Dax noch vor Eon und DaimlerChrysler mit jeweils rund 1,5 Milliarden Euro - der Bund, der immer noch 38 Prozent an der Telekom hält, wird sich freuen.
Mit einer Dividendenrendite von rund vier Prozent, deutlich gesunkenen Nettofinanzschulden und einem Upgrade durch die Ratinggesellschaft S&P biete die Deutsche Telekom zudem auch für die kommenden Jahre Aussicht auf eine steigende Dividende, begründet LBBW-Analyst Frank Schallenberger die Neuaufnahme in die Top Five. Weiterer Zugang ist ThyssenKrupp, der auf Grund der boomenden Stahlkonjunktur seine Ausschüttung auch im laufenden Geschäftsjahr um mehr als zehn Prozent erhöhen dürfte. Doch neben einer hohen Dividendenrendite verfügen die Gewinnbringer noch über einen zweiten Hebel.
Dividendenstars steigen schneller
30 Prozent Gewinn: Dividendenstars steigen schneller
Der entscheidende Vorteil der verlässlichen Dividendentitel: Sie entwickeln sich auch auf lange Sicht meist besser als der Index.
Während der Deutsche Aktienindex von Februar 2004 bis Februar 2005 um 8,5 Prozent zulegte, schafften die Top-Dividendentitel Eon, RWE und BASF ein Kursplus von jeweils mehr als 30 Prozent.
Auch Schering und Tui, die im aktuellen Modell der LBBW durch die Deutsche Telekom und ThyssenKrupp ersetzt werden, haben in diesem Zeitraum den Dax deutlich hinter sich gelassen.
Anleger haben damit nicht nur Freude an der Ausschüttung, sondern auch an der langfristigen Kursentwicklung der dividendenstarken Aktien. Ein Teil der ausgeschütteten Gewinne wird traditionell wieder in die Aktie investiert. Steigende Kurse, die von steigenden Dividenden unterfüttert werden, locken zudem weitere Investoren an. Wer dieser Strategie folgen will, sollte jedoch nicht nur auf Dax-Konzerne schauen.
Die besten Dividendentitel im EuroStoxx 50
Die besten Dividendentitel im EuroStoxx 50
Obwohl die meisten Dax-Konzerne für 2004 ihre Dividende deutlich erhöhen und die ausgezahlte Dividendensumme im Vergleich zum Vorjahr um rund 40 Prozent steigt, bleibt der Dax mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 2,5 Prozent doch hinter der europäischen Konkurrenz zurück. Durchschnittlich drei Prozent Dividendenrendite versprechen die im EuroStoxx 50 notierten Unternehmen: Die fünf Spitzentitel der LBBW versprechen sogar Renditen zwischen vier und fünf Prozent.
LBBW-Dividendenmodell: Top EuroStoxx50-Werte
Titel
Erwartete Dividendenrendite für 2004 *
LBBW-Score
ABN Amro
4,9
87,5
Eni
4,5
86,8
ING
4,6
82,3
Societe Generale
4,1
81,2
Royal Dutch
3,8
81,2
* In Prozent. Quelle: LBBW
Auch die Kursentwicklung der verlässlichen europäischen Dividendentitel kann sich sehen lassen. Der Ölkonzern Royal Dutch, der seit 1994 zehnmal in Folge die Dividende erhöht hat, schaffte auf Jahressicht mehr als 15 Prozent Kursplus. Der italienische Versorger Eni schaffte mehr als 20 Prozent, während die Finanztitel ABN Amro und ING Groep ebenfalls zweistellig zulegten.
Lediglich Neuzugang Société Générale weist ein eher bescheidenes Kursplus von sechs Prozent auf. "Royal Dutch dürfte im kommenden Jahr die Dividende um mehr als 20 Prozent anheben", meint Schallenberger. Die Gewinnentwicklung sowie die Bilanzqualität der europäischen Top Five sei überzeugend. Grund genug, auch über die deutschen Grenzen hinaus zu denken.