Der hohe Ölpreis beflügelt die Suche nach alternativen Energieträgern. Aktienfonds, die auf die neuen Technologien setzen, hängen mit ihren Renditen längst traditionelle Rohstoff- und Energiefonds ab. Vor allem Solar-Aktien boomen. Doch Branchenbeobachter warnen: Die Zukunft von Wind- und Sonnenenergie birgt Risiken.
Frankfurt am Main - Fossile Energieträger wie Rohöl und Kohle sind so teuer wie selten zuvor. Der gigantische Rohstoff- und Energiebedarf Chinas hat die Ölförderung an die Kapazitätsgrenze gebracht. Den großen Ölkonzernen verschafft das sprudelnde Gewinne, während viele Industriekonzerne unter den Kosten leiden. Denn jeder Dollar, um den der Ölpreis steigt, verteuert die Produktion und drückt die Kaufkraft der Konsumenten.
Je nach ihrer Zusammensetzung zeigen Aktienfonds, die ihren Schwerpunkt auf Rohstoff- und Energiekonzerne legen, deshalb eine denkbar unterschiedliche Performance. Die Renditespanne bewegt sich zwischen plus 40 und minus 30 Prozent seit Jahresbeginn.
Doch in die Spitzengruppe der Energiefonds haben sich inzwischen auch Anbieter gemischt, die mit ihrem Portfolio explizit nicht auf Rohöl und fossile Brennstoffe setzen, sondern auf alternative Energien. Es scheint, als zählten die so genannten "New-Energy-Fonds" zu den großen Gewinnern der Rohstoffknappheit.
Mit mehr als 35 Prozent Rendite seit Jahresbeginn, rangiert beispielsweise der "Sarasin New Energy Fonds" unter den derzeit ertragreichsten Energie-Fonds. Der "MLIIF New Energy Fund" der US-Investmentbank Merrill Lynch kommt auf ein Plus von rund 15 Prozent. Und der Adig-Fonds New Power hat seit Jahresbeginn immerhin um 12 Prozent zugelegt.
Sorgen die hohen Kosten für klassische Energieträger also für satte Renditen bei den Anbietern von Energie-Alternativen? "Es gibt offenkundig einen psychologischen Zusammenhang", sagt Tjark Goldenstein, Vorstand des Düsseldorfer Finanzdienstleisters Ökorenta, der den Sarasin New Energy Fund in Deutschland vertreibt. "Viele Anleger überlegen sich, welche Alternativen profitieren, wenn das Öl teuer ist."
Dabei setzen sie offenbar vor allem auf die Solarenergie. "Gerade die Solaraktien in unserem Portfolio sind 2004 kräftig gestiegen", sagt Ökorenta-Vorstand Goldenstein. So hat sich der Aktienkurs von Solarworld seit Jahresbeginn auf 64 Euro nahezu versechsfacht. Die Aktie der Sunways AG kommt binnen Jahresfrist auf eine Rendite von rund 213 Prozent, ähnlich wie die Solar Fabrik AG mit rund 205 Prozent.
"Boom dank staatlicher Beihilfen"
"Boom dank staatlicher Beihilfen"
Goldenstein rechnet auch weiterhin mit guten Perspektiven: "Es gibt eine ganze Reihe weiterer alternativer Energieträger, die noch deutlich unterbewertet sind. Dazu gehören beispielsweise Wind, Wasser und Geothermie", so Goldenstein.
Zumal derzeit nicht absehbar sei, dass der Ölpreis in näherer Zukunft wieder fallen könnte. Gerade in einem aufstrebenden Land wie China komme man angesichts des immensen Energiebedarfs gar nicht umhin, auch auf alternative Energieträger zurückzugreifen.
Doch Branchenexperten warnen vor allzu großer Euphorie. "Gerade Wind- und Solarenergie haben sich nur deshalb so gut entwickeln können, weil durch das EEG (Energie-Einspeisungs-Gesetz) der Staat massive Subventionen auf dem Rücken aller Strombezieher organisiert hat", sagt Klaus Breil, Fondsmanager bei Adig-Investment. "Ohne diese Subventionen hätte es einen solchen Boom nicht gegeben." Ob sich diese alternativen Energieträger in Deutschland auch ohne Staatshilfe wirtschaftlich tragen können, sei fragwürdig, warnt der Fondsmanager. "Das muss jeder Anleger berücksichtigen, der in solche Unternehmen investieren möchte." Denn sollte sich die politische Landschaft verändern und "eine neue politische Richtung die Förderinstrumente einer Revision unterziehen, kann es sehr schnell zu Ende gehen", so Breil.
Doch vielfach setzen auch die "New-Energy-Fonds" längst nicht mehr nur auf kleine, aufstrebende Nischenanbieter. "Die alternativen Technologien bringen im Frühstadium neue, kleine Unternehmen zustande", so Breil. "Doch darüber sind wir inzwischen vielfach hinaus. Jetzt geht es um Großanlagen und damit auch um die großen Anlagenbauer."
Und so finden sich in den Portfolios vieler New-Energy-Fonds durchaus die Namen großer, traditioneller Öl- oder Industriekonzerne. Das bestätigt auch Ökorenta-Vorstand Goldenstein: "In unser Portfolio kommen nicht ausschließlich ethisch reine, unangreifbare Unternehmen, sondern auch solche Anbieter, die ihre Konzernpolitik zur Sicherung ihrer langfristigen Marktposition anpassen." Darunter findet sich dann durchaus auch mal ein Ölmulti. Die Energiefonds seien daher "vor allem Technologiefonds", so Goldenstein. Anleger mit allzu strengen ethischen Maßstäben zählen da zweifellos nicht zur Zielgruppe.