Aktien Wer ist billig, wer ist teuer?
Die wohl bekannteste und sicher auch eine der aussagefähigsten Kennziffern für die Bewertung einer Aktie ist das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV). Dabei wird der Börsenkurs dividiert durch den Gewinn je Aktie, den das Unternehmen im laufenden oder wahrscheinlich im nächsten Jahr erzielt.
Beispiel: Die Aktie des Sportartikelherstellers Puma ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen und hat sogar die 100-Euro-Kursmarke durchbrochen. Sie erscheint einigen Analysten aber trotz des Rekordhochs des Aktienkurses immer noch vergleichsweise günstig bewertet. Der Grund sind die ebenfalls stark steigenden Gewinne: Puma dürfte in diesem Jahr einen Gewinn von 9,44 Euro je Aktie erwirtschaften, schätzt die Landesbank Rheinland Pfalz (LRP). Dies ergäbe ein KGV von 10,6 für das Jahr 2003. (Kurs 101:9,44).
Sollte der Gewinn pro Aktie im Jahr 2004 sogar, wie von der LRP erwartet, auf 10,42 Euro steigen, sinkt das KGV für das Jahr 2004 sogar auf einen Wert von 9,6 (Kurs 101:10,4). Mit einem KGV von unter zehn wäre Puma trotz des stark gestiegenen Aktienkurses günstiger bewertet als die Konkurrenten: Das KGV auf Basis der für 2004 erwarteten Gewinne liegt beim Konkurrenten Nike bei 14,6, bei Reebok bei 12,3 und bei adidas bei 10,4. Voraussetzung ist natürlich, dass die prognostizierten Gewinne auch tatsächlich erzielt werden.
Auch auf den Umsatz achten
Eine andere, weniger bekannte Hilfsgröße sei das Verhältnis vom Börsenkurs zum Umsatz (KUV), das heißt die Division des aktuellen Börsenkurses eines Unternehmens durch den erwarteten Umsatz des Unternehmens je Aktie. "Diese Umsatz-Kennziffer vermeidet eine Schwäche des Kurs/Gewinn-Verhältnisses. Der Gewinn der Unternehmen ist in gewissen Ausmaßen von den Dispositionen des Managements abhängig, da es im Rahmen der Bilanzierung doch viele Gestaltungsmöglichkeiten und Bewertungsspielräume gibt. Der Umsatz jedoch ist weniger beeinflussbar", erklärt ein Sprecher des Deutschen Aktieninstituts (DAI).
Das KGV könne also schon einmal falsche Signale geben, weshalb immer noch andere analytische Werkzeuge eine Bewertung absichern müssten. Hier sei dann das KUV nützlich. Außerdem vermittle das KUV Hinweise bei Unternehmen, die noch keinen Gewinn erzielten. Dennoch mahnt das DAI zur Vorsicht und erinnert daran, "dass das KUV letztlich sehr wenig über die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens aussagt." Hohe Umsätze bedeuten noch lange nicht, dass ein Unternehmen auch rentabel arbeitet.
"Ein niedriges KUV kann alleine keine Anlageentscheidung tragen", rät das DAI. Ein solcher Hinweis könne nur durch eine Kombination der verschiedensten Bewertungsverfahren und einer Analyse der Stärken und Schwächen des Unternehmens erarbeitet werden.