Leitzins verharrt bei nahe Null
Fed feuert weiter gegen die Krise
US-Notenbank-Chef Jerome Powell will die "volle Bandbreite an Werkzeugen" nutzen, um die Folgen der Pandemie einzudämmen. Die Zinsen bleiben nahe Null.
Die "volle Bandbreite an Werkzeugen" ist sein "whatever it takes" - Fed-Chef Jerome Powell
Foto: Tasos Katopodis/ AP
Die US-Notenbank bleibt bei ihrer Nullzinspolitik. Der Leitzins verharrt in einer Spanne von 0 bis 0,25 Prozent, teilte die Fed am Mittwoch nach ihrer Zinssitzung in Washington mit. Man sei weiter entschlossen, die "volle Bandbreite an Werkzeugen" einzusetzen, um die Folgen der Corona-Krise abzufedern.
Wachstum und Beschäftigung hätten seit dem Höhepunkt der Pandemie in den USA wieder etwas zugelegt, seien aber immer noch deutlich unter dem Niveau vom Jahresbeginn, betonte die Fed. "Der Verlauf der Wirtschaft wird signifikant vom Verlauf des Virus abhängen", hieß es zum weiteren - und sehr unsicheren - wirtschaftlichen Ausblick.
Ähnlich wie die Europäische Zentralbank (EZB) hatte auch die US-Notenbank radikal auf die Pandemie reagiert. In zwei großen Schritten hatte sie den Zins im März auf fast 0 Prozent gesenkt. Zuvor hatte der Leitzins noch zwischen 1,50 und 1,75 Prozent gelegen. Diese beispiellose Reaktion stellt selbst das Eingreifen der Fed in der Finanzkrise in den Schatten.
Neben Zinssenkungen wurden Wertpapierkäufe in bisher ungekanntem Ausmaß getätigt und zahlreiche Kreditprogramme zur Stützung der Wirtschaft aufgelegt. Erst am Dienstag hatten die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell (67) mitgeteilt, dass mehrere der Kreditprogramme angesichts der anhaltenden Pandemie bis zum Jahresende verlängert würden.
Volkswirte hatten einhellig mit der Zins-Entscheidung gerechnet. "Die einhellige Meinung ist, dass die Fed großzügig bleibt, bis wir einen Impfstoff gegen das Coronavirus oder ein Medikament zur Behandlung der Erkrankung Covid-19 haben, was heißt, dass sie weiterhin Geld bereitstellen, was im Grundsatz die Erholung an den Finanzmärkten seit März getrieben hat", hatte Nate Fischer, Chefstratege bei der Vermögensverwaltung Strategic Wealth Partners, schon vor der Entscheidung gesagt. Der Dow-Jones-Index reagierte daher auch zunächst kaum auf die Nachricht und stand am frühen Nachmittag New Yorker Ortszeit unverändert bei knapp 0,4 Prozent.
Im US-Kongress zeichnet sich unterdessen ein schwieriges Ringen um ein weiteres Corona-Hilfspaket ab. Vertreter der Regierung und führende Kongressabgeordnete der Demokraten versuchten, Streitpunkte aus dem Weg zu räumen. Die Zeit ist knapp: Am Freitag läuft eine zusätzliche staatliche Unterstützung für Menschen aus, die in der Coronakrise ihren Arbeitsplatz verloren haben.