Wochenausblick Kriegsverlauf entscheidet
Frankfurt - Die militärischen Auseinandersetzungen um die irakische Hauptstadt Bagdad dürften nach Einschätzung von Börsianern in der kommenden Woche die Entwicklung an den Kapitalmärkten bestimmen. "Alles, was die Befürchtungen über einen langen Krieg abmildert, wird die Kurse treiben", sagte ein Frankfurter Aktienhändler.
"Im Moment sieht der Markt die Meldungen aus dem Kriegsgebiet positiv und ist widerstandsfähig gegenüber schlechten Konjunkturdaten", sagte ein Marktanalyst. Die Aufwärtstendenz des Dax werde wohl noch anhalten. "Vorausgesetzt es kommt keine negative Überraschung." Dass dies jederzeit passieren könne, berücksichtige der Markt momentan nicht.
Am Sonntag teilte das US-Militär mit, seine Truppen um die irakische Hauptstadt verstärkt zu haben. Am Samstag war erstmals eine US-Panzereinheit kurzzeitig in die irakische Hauptstadt vorgestoßen. Der Dax war am Freitag nach Meldungen über ein weiteres Vorrücken der von den USA geführten Truppen auf Bagdad und sich ergebende irakische Elite-Soldaten deutlich gestiegen.
Sollte es aber zu für die USA verlustreiche Kämpfe um Bagdad kommen, könnte dies die Kurse belasten, sagten andere Kapitalmarktexperten. "Ein Häuserkampf in Bagdad würde die Märkte verschrecken", sagte Frank Schallenberger, Aktienstratege bei der Landesbank Baden-Württemberg.
Neben dem Irak werden die Industrieschau Hannover Messe, Geschäftszahlen des Automobilzulieferers Continental und die möglicherweise letzte Bilanzpressekonferenz des Kosmetikkonzerns Wella im Mittelpunkt des Anlegerinteresses stehen.
Experten erwarten Rekordergebnis bei Continental
Der Automobilzulieferer Continental, der am Dienstag seine Geschäftszahlen für 2002 vorlegt, hat nach Einschätzung von Analysten sein bisheriges Rekordergebnis wie angekündigt übertroffen. Beim Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebita) rechnen von Reuters befragte Experten im Schnitt mit 663 Millionen Euro. Das Unternehmen hatte zuvor bereits in Aussicht gestellt, die bisherige Rekordmarke von 607 Millionen Euro zu übertreffen. Auch unter dem Strich erwarten die Analysten, dass Continental bereits ein Jahr nach dem Nettoverlust von 258 Millionen Euro wieder eine dreistellig schwarze Zahl (179 Millionen Euro) geschrieben hat.
Bei Wella dürften die Geschäftszahlen auf der vermutlich letzten Bilanzpressekonferenz am Dienstag angesichts der Übernahmeofferte des US-Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble (P&G) nur bedingt im Mittelpunkt stehen. Interessanter dürfte indes die Haltung des Wella-Vorstands sein, der sich nach dem Kauf großer Wella-Anteile durch P&G von den Familienaktionären bereits enttäuscht gezeigt hatte.
Hannover Messe leidet unter Irak-Krieg
Die am Montag beginnende jährliche Leistungsschau der deutschen Industrie auf der Hannover Messe steht ganz im Zeichen des Irakkrieges und der Konjunkturschwäche in Deutschland. Die Zahl der Aussteller ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen.
"Direkte Impulse für den Aktienmarkt erwarte ich angesichts des alles überlagernden Irakkrieges nicht", sagte ein Händler. Sollte dieses Thema aber seine dominierende Stellung verlieren, könne die Konjunktur wieder in den Blickpunkt rücken, fügte er hinzu. Schallenberger sagte mit Blick auf den Irak-Krieg: "Die Leute vergessen darüber gerade, dass die Konjunktur in den USA und Europa doch ziemlich krankt."
Alle Marktberichte im Überblick