Wirecard-Aktie steigt nach Analysten-Konferenz Wirecard-Chef Braun - "Es liegt alles auf dem Tisch"

Wirecard-Chef Markus Braun wehrt sich gegen Betrugsvorwürfe. Die Aktie schwankt stark
Foto: REUTERS14.20 Uhr: Immerhin: Die Aktionäre scheint Wirecard-CEO Braun mit seinen Worten bis auf weiteres beruhigt zu haben. Während der Telefonkonferenz stieg der Aktienkurs der Wirecard-Aktie von 123 Euro auf bis zu 131 Euro, ein Plus von 13 Prozent. Das Papier dürfte jedoch höchst anfällig für Schwankungen bleiben: "Derzeit zieht die Wirecard-Aktie viele kurzfristig orientierte spekulative Anleger an, die auf den schnellen Gewinn hoffen", sagte ein Börsianer. Das Wirecard-Drama sei noch nicht vorbei.
Damit endet die Telefonkonferenz von Wirecard zu den aktuellen Berichten der "Financial Times", die so heftige Reaktionen an der Börse ausgelöst haben. Lesen Sie weiter unten alle Hintergründe und Entwicklungen zu dem Fall.
13.53 Uhr: Frage: Ausgerechnet bei Wirecard kommt es immer wieder zu solchen Ereignissen, die heftige Marktreaktionen auslösen. Woran mag das liegen?
Braun: Darüber spekuliere ich nicht. Ich konzentriere mich auf meinen Job. Das heißt: Wir bringen laufend Innovationen auf den Markt, darauf sind wir fokussiert. Und weiter: "Ich erkenne keine Auswirkungen der Berichterstattung auf das operative Geschäft. Ich glaube, wir können bald wieder normal an die Arbeit gehen."
13.48 Uhr: Was sagen Sie zu den Marktreaktionen, die recht heftig erscheinen? Wirecard: Das ist reine Spekulation. Möglicherweise hat jemand die Informationen schon vor Wochen an die Presse durchgereicht und auf die Veröffentlichung geradezu gewartet. Es ist auffällig, dass der Aktienkurs bereits wenige Minuten nach der Publikation um 20 Prozent im Minus stand. Es ist nun an den Aufsichtsbehörden, zu untersuchen, ob da alles mit rechten Dingen zuging.
13.46 Uhr: Gibt es einen oder mehrere Whistleblower/Quellen bei der "FT"? Braun: Es gibt einen Mitarbeiter, auf den die Anschuldigungen zurück gehen. Dessen Identität wird von der Compliance-Untersuchungsabteilung geschützt, nicht einmal Braun kenne den Namen des Mitarbeiters. Braun bezweifelt, dass es weitere Whistleblower gibt.
13.44 Uhr: Rechnet Wirecard mit weiteren Folgeartikeln von Seiten der "FT"? CEO Braun: Nein, es liegt alles auf dem Tisch. Weitere Enthüllungen zu diesem Themenkomplex sind nicht zu erwarten.
13.42 Uhr: Gab es Kontakt zu den Aufsichtsbehörden in Singapur sowie in Deutschland im Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen? Ja, gab es. Aber lediglich auf einer routinierten Ebene, nichts Außergewöhnliches, so Wirecard.
13.37 Uhr: Wie wird Wirecard die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen publizieren? Normalerweise würde das Unternehmen die Ergebnisse nicht an die große Glocke hängen, insbesondere nicht, wenn, wie erwartet wird, nichts dabei herauskäme. Unter den gegebenen Umständen soll jedoch maximale Transparenz hergestellt und alle Untersuchungsergebnisse öffentlich gemacht werden.
13.35 Uhr: Es geht bei der Sache laut Wirecard mehr um ein Problem zwischen zwei Mitarbeitern, weniger um ein wirkliches Problem, das mit falscher Rechnungslegung oder ähnlichen in Frage stehenden Missständen zu tun hätte.
13.25 Uhr: Es folgt der Frage und Antwort-Teil der Konferenz. Erste Frage: Warum geht Wirecard gegen die "FT" nicht rechtlich vor, wenn der fragliche Bericht so falsch ist, wie das Unternehmen behauptet? Dazu CEO Braun: Er konzentriere sich auf seine Arbeit und das Unternehmen. Dieses Event sei ein Non-Event, auf das er nicht zu viel Energie verwenden wolle.
Wann hat Braun erstmals von der Angelegenheit erfahren? Im Mai 2018, dann wurden die beschriebenen Maßnahmen intern und extern in Gang gesetzt. Die "FT" sandte laut CEO Braun eine Email am Morgen des Mittwochs der vergangenen Woche (30. Januar). Bis Mittag habe Wirecard darauf geantwortet, dann wurde der fragliche Artikel veröffentlicht.
Gibt es Reaktionen der Wirecard-Kunden? Bislang gibt es laut CEO Braun keine Reaktionen der Wirecard-Kunden, er bezeichnet die Angelegenheit erneut als "Non-Event" und sagt, man könne bald zum Tagesgeschäft zurückkehren.
13.20 Uhr: Wirecard-CEO Braun übergibt an Finanzchef Alexander von Knoop, der einen Überblick über das Compliance-System im Unternehmen gibt, mit dem sichergestellt werden soll, dass alle Arbeitsabläufe den geltenden Regeln und Gesetzen entsprechen. "Wir sind sehr gut strukturiert im Bereich der Compliance-Sicherung, und der aktuelle Fall ist ein Beleg dafür", so von Knoop.
13.10 Uhr: Wirecard-Chef Markus Braun eröffnet die Telefonkonferenz mit einem Verweis auf das Statement, das sein Unternehmen am Morgen bereits veröffentlicht hat, und gibt eine kurze Zusammenfassung der darin dargestellten Ereignisse. Das Statement von Wirecard findet sich hier . Kernbotschaft: Bis heute hat weder die interne Prüfung bei Wirecard noch die Untersuchung durch die Kanzlei Rajah & Tann einen Beleg für ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten eines Wirecard-Mitarbeiters gefunden.
Worum geht's? Hier die Hintergründe:
Der Zahlungsabwickler Wirecard (Kurswerte anzeigen) hält Vorwürfe eines Mitarbeiters zu angeblichen finanziellen Unregelmäßigkeiten für entkräftet. Die mit der Untersuchung beauftragte Anwaltskanzlei Rajah & Tann habe bisher keine Belege für ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten eines Wirecard-Mitarbeiters gefunden, teilte das Unternehmen am Montag in Aschheim bei München mit. Die externe Prüfung stehe kurz vor dem Abschluss.
Hinter dem Vorwurf stecke womöglich eine Fehde zwischen zwei Mitarbeitern in Singapur. Wirecard-Chef Markus Braun äußerte sich zu dem Fall in der Telefonkonferenz am Montagmittag, deren wichtigste Inhalte Sie oben nachlesen können.
Das seit Herbst im Leitindex Dax gelistete Unternehmen reagiert auf einen dramatischen Kurssturz um 35 Prozent in der vergangenen Woche. Zeitweise fiel die Aktie am Freitag bis auf 100 Euro, das tiefste Niveau seit neun Monaten. Ausgelöst worden war der Kurssturz durch zwei Berichte der "Financial Times", in denen die Vorwürfe unter Berufung auf eine Präsentation von Rajah & Tann als Tatsachen dargestellt wurden.
Wirecard hatte die Berichte von Anfang an als irreführend und falsch bezeichnet. Am Montag startete die Wirecard-Aktie in Erwartung der Pressekonferenz am Mittag einen Erholungsversuch und kletterte zeitweise bis auf 125 Euro, lag damit aber noch weit unter dem Niveau vor dem Bericht. Bis zum späten Vormittag gab die Wirecard-Aktie einen Großteil ihrer Gewinne wieder ab und notierte zuletzt nur noch 2 Prozent im Plus bei 118 Euro.
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Hinweise auf eine Fehde zwischen Wirecard-Mitarbeitern
Die Affäre ausgelöst hatte nach Darstellung von Wirecard ein Mitarbeiter in Singapur. Dieser habe im April 2018 gegenüber der Rechtsabteilung Bedenken wegen eines möglichen Verstoßes eines Kollegen aus der Finanzabteilung gegen die Regeln zur guten Unternehmensführung (Compliance) bei der Bilanzierung geäußert.
Die "Financial Times" hatte von unkorrekten Buchungen und mutmaßlichen Fälschungen von Dokumenten geschrieben. Dabei ging es laut Wirecard um Umsätze von knapp sieben Millionen Euro - über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren.
Kanzlei Rajah & Tann mit externer Untersuchung beauftragt
Eine interne Untersuchung habe "zu Nachweisen geführt, dass die Vorwürfe unbegründet waren" und Hinweise auf persönliche Feindseligkeiten zwischen den Mitarbeitern ergeben, erklärte Wirecard am Montag. Trotzdem habe das Unternehmen eine externe Untersuchung bei der Kanzlei Rajah & Tann in Auftrag gegeben. Diese habe den Mitarbeiter nach einem Gespräch zunächst für glaubwürdig gehalten und daraufhin Mitte Mai 2018 den Auftrag erhalten, der Sache genauer auf den Grund zu gehen. Bisher habe die Kanzlei aber keinen Beleg für die Vorwürfe gefunden, wie Wirecard betonte.
Im Video: Wirecard-Chef Markus Braun - aus dem Nichts zum Milliardär
Die Schlagzeilen rund um Wirecard haben inzwischen auch die Polizei in Singapur auf den Plan gerufen. "Die Polizei schaut sich das an", teilte eine Sprecherin am Montag mit. Wirecard war vor dem Einzug in den Dax bereits mehrfach Zielscheibe von Vorwürfen rund um seine Bilanzen, die die Aktie vorübergehend einbrechen ließen.
Bereits vor einigen Jahren wurden frühere Führungskräfte der Aktionärsvereinigung SdK wegen Marktmanipulation verurteilt. Gegen den Herausgeber einer unter dem Firmennamen "Zatarra" veröffentlichten Publikation, die dem Unternehmen betrügerische Machenschaften vorgeworfen hatte, ist in München ein Strafbefehlsverfahren anhängig. Auch über dessen Vorwürfe, von denen Leerverkäufer von Wirecard-Aktien massiv profitierten, hatte zuerst die "Financial Times" berichtet.