Vor- und Nachteile eines Stop-Loss-Limits Fünf Aktien, die nach einem Kurseinbruch zurückkamen

Von Thomas Grüner
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Die starken Schwankungen der Volkswagen-Aktie und vieler weiterer Werte im Dax sorgen dafür, dass Anleger wieder verstärkt über Absicherungsstrategien nachdenken. Dazu gehört auch ein Stop-Loss-Limit - unterschreitet die Aktie einen vorher festgesetzten Wert, wird sie automatisch verkauft. Solche Limits können vor Verlusten schützen - sie können aber auch das Gegenteil bewirken. Börsenprofi Thomas Grüner erläutert im Folgenden anhand einiger Beispiele, wie sich ein Stop-Loss-Limit auswirken kann.

Apple - die langfristige Sicht zählt

Auch absolute Marktschwergewichte unterliegen ordentlichen Schwankungen am Aktienmarkt. Am 21. Juli 2015 notierte die Aktie von Apple (Kurswerte anzeigen) noch bei rund 133 US-Dollar und kratzte am Allzeithoch, nur etwa einen Monat später sorgte der "Schwarze Montag" für eine Talfahrt auf 92 US-Dollar im Tagestief. In knapp fünf Wochen verliert das Unternehmen somit fast ein Drittel seines Börsenwerts.

Die sich anschließende Erholung verläuft ebenso rasant wie der Absturz. Bereits zwei Tage später hat die Aktie zum Tief wieder rund 20 Prozent zugelegt. Kein Trost für die zahlreichen Anleger, die in der kurzen und heftigen Abwärtsphase ausgestoppt wurden: Für viele Marktteilnehmer bedeutete der Schwarze Montag Endstation - zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt im Kontext einer längerfristigen Betrachtungsweise.

Seit Beginn des Bullenmarktes im Jahr 2009 weist die Apple-Aktie eine Performance von mehr als 1000 Prozent aus. Aus diesem Blickwinkel sind die Kursschwankungen der letzten Wochen in der Tat nebensächlich. Ein gut aufgestelltes Unternehmen wie Apple hat auch in Zukunft Potenzial und wird langfristig orientierte Anleger belohnen. Allerdings weiterhin nur diejenigen, die sich nicht von der kurzfristigen Volatilität verunsichern lassen.

Facebook - Erfolgsgeschichte mit Unterbrechungen

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Thomas Grüner

Thomas Grüner ist Gründer und Vice Chairman des Vermögensverwalters Grüner Fisher Investments (www.gruener-fisher.de ) mit Sitz in Rodenbach bei Kaiserslautern.

Eine der erfolgreichsten Neuemissionen der letzten Jahre war sicherlich Facebook (Kurswerte anzeigen). Zwar ging es nach dem Börsendebüt im Mai 2012 erstmal abwärts, aber seit dem Tief im September 2012 konnte die Aktie um beeindruckende 490 Prozent zulegen.

Vor wenigen Jahren noch ein Start-up, gehört das Unternehmen auch dank des Gründers Mark Zuckerberg zu den Schwergewichten der Internetbranche mit einer Marktkapitalisierung von etwa 240 Milliarden Euro.

Neben Apple also ein weiteres Schwergewicht, das am 24. August 2015 herbe Verluste hinnehmen musste. Zwischenzeitlich stürzte die Aktie 19,3 Prozent unter das Hoch des vorangegangenen Tages. Zum Tagesende erholte sich der Wert allerdings wieder und schloss mit einem Minus von "nur" 4,6 Prozent. Seit dem Tagestief des "Schwarzen Montag" konnte sich Facebook wieder um 30 Prozent erholen.

Dies zeigt wiederum, wie gefährlich auch breit gefasste Stop-Loss-Limite sein können. Statt die Verluste zu begrenzen werden vielmehr die Gewinne einer übergeordneten langfristigen Aufwärtsbewegung begrenzt. Die Erfolgsgeschichte von Facebook beinhaltet zahlreiche empfindliche Korrekturphasen wie diese.

JP Morgan - Qualitätsaktie mit weiterem Potenzial

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Auch eine der wichtigsten Investmentbanken weltweit, JP Morgan Chase, hat es am "Schwarzen Montag" zeitweise heftig erwischt. Zwar verabschiedete sich die Aktie mit einem Minus von "nur" 5,3 Prozent aus dem Handel, innerhalb des Tages ergab sich aber ein zwischenzeitliches Tief von 23,5 Prozent zum Vortag.

Anleger mit einem Stop-Loss-Limit von zum Beispiel 20 Prozent wurden somit gnadenlos aus dieser Qualitätsaktie gekegelt. Die Investmentbank ist seit der Finanzkrise wieder in allen Bereichen auf Wachstumskurs und hat sich im laufenden Bullenmarkt bislang prächtig entwickelt.

Der Gewinn pro Aktie sowie die Dividende steigen seit Jahren. Anleger, die zu Beginn des Bullenmarktes im März 2009 eingestiegen sind und diese Aktie seither gehalten haben, können sich über eine überragende Rendite von 317 Prozent freuen. Am Tiefpunkt des schwarzen Montags immerhin noch über 277 Prozent.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass sich das langfristige Investment in Qualitätswerte lohnt und man sich nicht durch kurzfristige, heftige Schwankungen aus der Fassung bringen lassen sollte.

Starbucks - neue App bringt Gewinne

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Nach dem erfolgreichen Jahr 2014 schaffte es die Premium-Kaffee-Kette erneut, stark zweistellig zu wachsen. Der Umsatz des zuletzt veröffentlichten dritten Quartals stieg im Vergleich zum Vorjahr um 17,5 Prozent und der Gewinn je Aktie sogar um 20,6 Prozent. Diese erstaunlichen Zahlen hat das Unternehmen unter anderem dem neuen mobilen Bezahlsystem zu verdanken.

Mit Hilfe einer App können Starbucks-Kunden nun an ausgewählten Stores in den USA ihren Kaffee bestellen und bezahlen, ohne dafür an der Schlange anstehen zu müssen. Durch dieses ausgeklügelte System ist Starbucks  in der Lage, den Umsatz zu steigern und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Die Implementierung auf weitere Stores soll schnell vorangebracht werden.

Doch der "Schwarze Montag" verschont auch keine wachstumsstarken Qualitätswerte: Zwischenzeitlich verliert Starbucks 21,4 Prozent zum Vortageshoch. Zwar beendet die Aktie den Tag mit einem Verlust von lediglich 4,7 Prozent, doch hätten panische Anleger oder Anleger mit einem Stop-Loss von 10 Prozent oder sogar 20 Prozent erhebliche Kursverluste erlitten - und wohl kaum von der V-förmigen Erholung profitiert.

Pepsico - Coca-Colas starker Konkurrent

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Auch beim Coca-Cola-Konkurrenten Pepsico, mit einer Marktkapitalisierung von 135 Milliarden US-Dollar ebenfalls ein Schwergewicht in der Branche, erzählt der Schlusskurs des "Schwarzen Montag" nur die halbe Wahrheit. Auch wenn das US-Unternehmen mit den Börsentag mit 82,09 US-Dollar beenden kann: Im Tagesverlauf stürzt Pepsico auf 72 US-Dollar ab. Kurzzeitig fehlen somit 21,7 Prozent auf das Kurshoch des vorherigen Handelstages.

Kurze, prägnante Tiefpunkte, die Stunden oder bereits Minuten später wieder ausgemerzt sein können - aber das Stop-Loss-Limit schläft nun mal nicht. Am Ende des Tages verliert der Anleger dadurch auch diese Qualitätsaktie und hat in der Regel nichts von der dynamischen Gegenbewegung.

Es sei denn, er hat innerhalb von Minuten reagiert und die Aktie sofort zurückgekauft - was in der Realität sicherlich niemand praktiziert hat. Denn genau das erhoffen sich ja Anhänger der Stop-Loss-Strategie: Dass der automatische Verkauf den Anleger vor weiteren Verlusten "beschützt".

"Gut gemeint" ist oft das Gegenteil von "gut gemacht". Stop-Loss ist dafür ein Paradebeispiel.

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