Kenner fallender Kurse: Investmentlegende Eisman machte schon mit einbrechenden Hypothekenpapieren ein Vermögen - jetzt erwartet er einen sinkenden Kurs der Tesla-Aktie.
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Die Aktie des Elektro-Auto-Pioniers Tesla kennt derzeit vor allem eine Richtung: abwärts. Zwar konnte das Unternehmen Ende Juni einen Erfolg verkünden: Erstmals war es Tesla gelungen, binnen einer Woche die monatelang angestrebten 5000 Exemplare des neuen Model 3 zu produzieren. Die Umstände, unter denen die Firma von Mitgründer Elon Musk diese Wegmarke passierte, lassen allerdings befürchten, dass es auch künftig nicht einfacher wird mit der von Musk selbst als "Produktionshölle" bezeichneten Massenherstellung. Unter anderem wurde bekannt, dass Tesla die Autos aus Mangel an Kapazitäten in einem eigens errichteten, riesigen Zelt zusammenmontieren muss.
Zudem gibt es immer wieder Meldungen, die zeigen, wie angespannt die wirtschaftliche Lage des E-Autobauers inzwischen offenbar ist. Zuletzt etwa berichtete das "Wall Street Journal", Tesla habe seine Zulieferer gebeten, Geld aus bereits bezahlten Rechnungen zurück zu überweisen. Auch die zahlreichen Umtriebe von Elon Musk abseits seiner Kernaufgabe bei Tesla stoßen Investoren inzwischen verstärkt übel auf. Jüngstes Beispiel: Seit neuestem gibt es auch Surfbretter der Marke Tesla.
Die Folge von alldem: Der Aktienkurs ist seit seinem Jahreshoch im Juni bereits um rund 20 Prozent abgerutscht. Vom Allzeithoch jenseits der 380 Dollar, das im vergangenen Jahr erreicht wurde, ist das Papier inzwischen noch weiter entfernt - zuletzt notierte die Tesla-Aktie bei 297 Dollar.
Der Vorteil der Börse ist indes: Dort lässt sich auch mit fallenden Kursen Geld verdienen. Die Technik, die dazu führt, nennt sich "Shorten" (siehe Erklärvideo von manager magazin und Mynd).
Tesla-Chef Musk hat ich in der Vergangenheit bereits abfällig über jene Investoren geäußert, die auf einen Kursrückgang seiner Aktie wetten. Jetzt hat sich ein besonders prominenter Investmentprofi geoutet: Auch Steve Eisman gehört zu denjenigen, die Tesla "shorten". Das sagte Eisman jüngst in einem Interview mit dem Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg.
Eisman ist nicht irgendjemand an der Wall Street. Er setzte 2007 frühzeitig auf den Absturz der Subprime-Hypotheken-Papiere in den USA, der später die Weltfinanz- und Wirtschaftskrise auslöste. Damit brachte es Eisman schätzungsweise auf einen Milliardengewinn sowie zu einem legendären Ruf in der Branche. Zudem erwarb er sich einen Platz auf der Kinoleinwand: Im Streifen "The Big Short", der auf dem gleichnamigen Buch des Bestsellerautors Michael Lewis beruht, wird Eisman in der Figur des Mark Baum porträtiert, gespielt von Steve Carell.
Inzwischen ist Eisman für das Investmenthaus Neuberger Berman tätig - und nach wie vor ein gefragter Mann in der Finanzwelt. Elon Musk sei "smart", sagte der Investmentprofi gegenüber Bloomberg. Doch es gebe viele smarte Leute auf der Welt.
"Smart zu sein reicht nicht, sie müssen auch liefern", so Eisman. Und Tesla-Chef Musk habe Probleme damit, zu liefern. Eisman verweist auf den negativen Cash-Flow des Konzerns. Er erwähnt ebenfalls die Produktionsprobleme ("Er produziert in einem Zelt!"), und er bemerkt, dass zuletzt bereits eine Reihe von Führungskräften Tesla verlassen haben.
Beim autonomen Fahren, so der Investor, habe Musk ebenfalls noch nichts erreicht. Dort haben laut Eisman General Motors sowie Google klar die Nase vorn.
Man werde sehen, was die Quartalszahlen bringen, sagt der Investor. Tesla wird am Mittwochabend nach 22 Uhr europäischer Zeit in den USA seine Ergebnisse präsentieren. Zwar wurde das 5000er-Produktionsziel beim Model 3 mit Ach und Krach erreicht. Tesla dürfte im abgelaufenen Quartal aber kaum aus der Verlustzone herausgekommen sein. Wahrscheinlich erscheint dagegen, dass es am Mittwoch erneut Gründe für Kursturbulenzen bei der Tesla-Aktie geben wird.
Mit diesem Elektroauto will Tesla den Massenmarkt erobern - wegen Produktionsproblemen wird das Model 3 aber erst Anfang 2019 in Deutschland ausgeliefert. Wir hatten die Gelegenheit, ein US-Importmodell einen Tag lang in der Schweiz und Deutschland zu testen. Und waren überrascht ...
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... denn Tesla hat bei dem 4,6 Meter langen Elektroauto, das in Deutschland ab rund 40.000 Euro verkauft werden soll, vieles richtig gemacht. Unser Testwagen war mit dem größeren 75 kWh-Akku ausgestattet und hatte die neueste Version des Autopilot-Assistenzsystems an Bord - er dürfte in Deutschland etwas über 50.000 Euro kosten. Eine Besonderheit zeigte sich schon beim Einsteigen ...
... unser Testmodell ließ sich mit einer Chipkarte aufschließen, die an die B-Säule gehalten wird. Um die Türen zu öffnen, muss man dann den bündig eingelassenen Türgriff an der richtigen Stelle reindrücken. Das sieht zwar schick aus, erschwert aber das Öffnen der Türe mit einer Hand.
Innen empfängt das Model 3 mit einem fast schon skandinavisch schlichten Innenraum - und einem Riesen-Bildschirm, über den fast alle Fahrzeugfunktionen gesteuert werden. Bei Knöpfen und Hebeln hat Tesla gespart: Links des Lenkrads sitzt der Blinkerhebel, der auch als Lichthupe fungiert und die Scheibenwischer aktiviert. Rechts vom Steuer befindet sich der Gangwahlhebel, der während der Fahrt auch Abstandsradar und Autopilot ein- und ausschaltet. Im Lenkradkranz gibt es noch zwei Drehknöpfe, und ...
... in der Türe einen Türöffnungknopf und die Fensterheber. Links unten an den Vordersitzen sorgen je drei Knöpfe für die richtige Sitzeinstellung. Das war's - und diese Einfachheit erwies sich als sehr wohltuend. Auch die klassische Armatur mit Tachometer hinter dem Lenkrad hat Tesla weggelassen ...
... statt dessen wird die Geschwindigkeit permanent und gut lesbar im großen Touchscreen angezeigt. Einzig die Außenspiegel-Verstellung via Touchscreen erwies sich als eher unpraktisch. Dafür funktionierte der Autopilot erstaunlich gut, auch in engeren Kurven oder Baustellenabschnitten. Und er warnt auch klar vernehm- und lesbar, wenn die Hände nicht das Lenkrad bewegen. Wer sämtliche Warnungen ignoriert, kann den Autopiloten für den Rest der Fahrt nicht mehr aktivieren.
Beim automatisiertem Fahren liegt Tesla unserem ersten Eindruck nach durchaus auf Augenhöhe mit der deutschen Konkurrenz. Das Außendesign des Wagens muss sich nicht vor BMW und Co. verstecken. Der Wagen sieht von allen Seiten elegant und kraftvoll aus. Auf unserer mehrstündigen Testfahrt funktionierte der Elektroantrieb ebenso leise wie zuverlässig, auch die Reichweitenanzeige war präzise - selbst nach kurzer, stromzehrender Beschleunigung auf 215 km/h und 10 Minuten bei 170 km/h. Kurvenwedeln beherrscht das Model 3 souverän, die Federung fanden wir angenehm.
Bei der Verarbeitung war unser Testwagen, der eine 3000er-Seriennummer trug, aber noch nicht auf dem Niveau der deutschen Premium-Konkurrenz. Da schlossen manche Fugen nicht so richtig bündig ab ...
... auch einige Gummiabdichtungen sahen noch eher nach Handarbeit als nach industrieller Serienfertigung aus. Mittlerweile hat Tesla aber bereits 30.000 Model 3 produziert und dürfte einige der Produktionsmängel beseitigt haben, die bei unserem Testwagen noch auf den zweiten Blick auffielen. Auf den Vordersitzen herrscht tatsächlich Premium- und Luxusambiente, doch bei den Rücksitzen ...
... hat Tesla gespart und merklich weniger Wert auf schönes Design gelegt. Die Hinterbank ist eher hart gepolstert und fällt sehr niedrig und schmal aus. Mit 1,80 Meter Körpergröße muss man sich da zu einem Z zusammenfalten, um zu sitzen. Trotzdem stößt man schnell an den Hartplastik-Umrandungen des Vordersitzes an. Immerhin haben Hinterbänkler zwei USB-Anschlüsse zur Verfügung - unterhalb der Luftauslässe, die eher nach 90-Jahre-Mittelklassewagen als nach modernem Elektroauto aussehen.
Auch hinten leistet sich das Model 3 keine Extravaganzen. Den Kofferraumdeckel muss man ganz klassisch mit der Hand anheben - wer deutsche Luxusautos mit ihren elektronischen Heckklappen gewohnt ist, muss sich da etwas umgewöhnen. Wirklich störend ist das aber nicht, zumal der Kofferraum zwar nicht üppig, aber ausreichend dimensioniert ist.
Hier passen vier bis fünf kleinere Kabinenkoffer oder zwei bis drei größere rein. Unter der Motorhaube ist noch Platz für eine größere Reisetasche, insgesamt schluckt der Tesla 345 Liter an Ladevolumen - in etwa so viel wie ein aktueller Golf. Unser Fazit: Wenn Tesla die Produktion in den Griff bekommt, müssen sich die deutschen Nobelauto-Hersteller ins Zeug legen. Denn für 40.000 Euro aufwärts bietet Tesla ein Elektroauto an, das durchaus praktikabel ist - und eine Menge Fahrspaß bietet.