Tencent-Chef Pony Ma: Der chinesische Social-Media-Riese ist nun eines der fünf wertvollsten Unternehmen der Welt - und wertvoller als US-Konkurrent Facebook
Foto: REUTERSDer chinesische Internetgigant Tencent ist an der Börse erstmals mehr wert als Facebook (Kurswerte anzeigen). Am Dienstag trieb der Anstieg des Aktienkurses die Marktkapitalisierung in Hongkong auf den neuen Höchststand von mehr als 522 Milliarden Dollar. Damit stieg Tencent zu den fünf wertvollsten Unternehmen der Welt auf - liegt aber noch weit hinter der Nummer eins, Apple, mit 873 Milliarden Dollar (743 Milliarden Euro).
Tencent ist mit seinem Chef Pony Ma das erste asiatische Unternehmen, das die Marke von einer halben Billion Dollar knacken konnte. Das weltgrößte Internetnetzwerk Facebook aus dem Silicon Valley kam zuletzt auf rund 519 Milliarden Dollar.
Tencent ist vor allem in Asien bekannt und betreibt unter anderem ein Facebook-Pendant, verschiedene Webportale und den Messenger-Dienst WeChat. Der Dienst hat fast eine Milliarde Nutzer. Er funktioniert ähnlich wie WhatsApp und ist auch in Deutschland verfügbar. Über die App können Nutzer Nachrichten verschicken und telefonieren, Geld überweisen und eine Reihe von Dienstleistungen bezahlen.
61 Prozent mehr Umsatz im vergangenen Quartal
Zudem hat Tencent ein eigenes Online-Bezahlsystem entwickelt. Zuletzt überraschte der Konzern im abgelaufenen Quartal mit einem Umsatzsprung von 61 Prozent auf umgerechnet 8,3 Milliarden Euro.
Tencent ist wie der große Konkurrent Alibaba vor allem in Südostasien präsent. Vergangenes Jahr sorgte der Konzern für Schlagzeilen, als er für 8,6 Milliarden Dollar die finnische Spielefirma Supercell kaufte. Seither zielt Tencent darauf ab, beliebte Romane über seine E-Book-Plattform China Literature zu veröffentlichen und dann wiederum für Videospiele zu adaptieren.
In den nächsten Jahren will das Unternehmen aus Shenzhen rund 1,5 Milliarden Dollar für neue kreative Inhalte ausgeben. Zugleich plant Tencent, 2018 erstmals sein Online-Bezahlsystem im Ausland - in Malaysia - anzubieten.
Die chinesischen Internetkonzerne Tencent (Wechat Pay) und Alibaba (Alipay) sind dank mobiler Technik in wenigen Jahren zur dominanten Kraft der Zahlungsabwicklung in Chinas Metropolen aufgestiegen. Solche mobilen Bezahlterminals, wie hier in Kanada gezeigt, ...
... werden fürs mobile Bezahlen aber kaum gebraucht: Es gibt ja Smartphones, die ohnehin allgegenwärtig sind. Auch die kommen ohne aufwändige Zusatzhardware aus, wie sie Silicon-Valley-Firmen erdenken und auch Tencent in seinem Innovationszentrum in Guangzhou ausstellt.
Durchgesetzt hat sich vielmehr das Einscannen von QR-Codes - so wie hier für die Wechat-Pay-App in der Tencent-Kantine.
Auch an Kiosk- und Supermarktkassen in Shanghai sind die Schilder Standard. Sogar Straßenmusiker lassen sich von Passanten per Smartphone bezahlen.
Im vergangenen Jahr wurden bereits Zahlungen im Wert von 5,5 Billionen Dollar in China mobil umgesetzt. Laut einem Bericht der "New York Times" könnten Wechat Pay und Alipay schon 2018 mehr Transaktionen abwickeln als die weltweit präsenten Kreditkartenriesen Visa und Mastercard. US-Systeme wie Apple Pay, erst 2016 in China eingeführt, hinken hinterher.
"Im Restaurant wird die Bedienung Sie fragen, ob Sie mit Wechat oder Alipay zahlen", berichtet "New York Times"-Korrespondent Paul Mozur, "bevor Bargeld als entfernte, dritte Möglichkeit auftaucht." Noch vor drei Jahren sei alles in Cash gelaufen. Sein Umzug von Hongkong, das von der Internetkultur des Festlands isoliert ist, nach Shanghai wirke wie ein Sprung in die Zukunft. Die Beobachtung beschränke sich allerdings auf die großen Metropolen.
Die Ära der Geld- und Kreditkarten, die in den fortgeschrittensten europäischen Ländern wie Schweden und Frankreich allmählich Bargeld im Alltag verdrängt, überspringt China einfach. Auch Mautstationen an den Autobahnen sind jetzt mit QR-Code-Scannern für Alipay ausgerüstet. Smartphones haben die Fahrer ja sowieso dabei.
Nach Deutschland, wo viele noch selbst für größere Summen Bargeld bevorzugen, kommt die Innovation über chinesische Touristen. Der Zahlungsdienstleister Wirecard zeigt sich im Juli stolz, hiesigen Händlern eine Lösung für Wechat Pay anzubieten - damit deren 600 Millionen aktive Nutzer, wenn sie mal nach Deutschland kommen, so bezahlen können wie von zu Hause gewohnt.