Kapital um 10 Prozent erhöht RWE holt sich Milliarden für die Ökostrom-Offensive

RWE-Offshorewindpark Nordsee Ost
Foto: POOL New / REUTERSDer Energiekonzern RWE hat sich binnen weniger Stunden zwei Milliarden Euro frisches Geld für den Ausbau des Geschäfts mit erneuerbaren Energien besorgt. Eine Kapitalerhöhung um 61,5 Millionen Aktien - das sind 10 Prozent des Grundkapitals - sei bei institutionellen Investoren platziert worden, teilte RWE am Dienstagabend mit. Der Preis lag mit 32,55 Euro 5 Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs von 34,24 Euro und am unteren Ende der von den begleitenden Banken festgesetzten Spanne. Im späten Handel hatte die Aktie des Essener Konzerns bereits gut 4 Prozent eingebüßt.
Mit einem Teil der Einnahmen will RWE den Kauf von Windpark-Projekten vom Windturbinenbauer Nordex refinanzieren. RWE hatte Ende Juli angekündigt, Projekte in einem Volumen von 2,7 Gigawatt für rund 400 Millionen Euro von Nordex zu übernehmen.
Den restlichen Erlös will RWE in den zusätzlichen, kurzfristigen Ausbau des Portfolios an erneuerbaren Energien, in die Weiterentwicklung der Projektpipeline und in weiteres Wachstum stecken. Die Pläne gingen über das Ziel hinaus, bis Ende 2022 die installierte Leistung auf mehr als 13 Gigawatt zu erhöhen und rund fünf Milliarden Euro in Erneuerbare Energien zu investieren.
Trotz lobender Worte von Analysten zum Kapazitätsausbau von RWE hat die Ausgabe von gut 61 Millionen neuen Aktien den Kurs am Mittwoch zunächst belastet. Im Handel bei Lang & Schwarz gaben die Papiere des Energiekonzerns um 3,3 Prozent auf 33,11 Euro nach. Allerdings platzierte RWE die Aktien auf einem hohen Niveau: Vom Tief bei gut 20 Euro Mitte März war der Kurs bis zum Vortag um rund 70 Prozent gestiegen auf mehr als 34 Euro.
Die Kapitalerhöhung komme überraschend, sollte von Investoren aber positiv aufgenommen werden, sagte Analyst John Musk von der Bank RBC. Die mit der Maßnahme gestärkte Bilanz werde für mehr Wachstum und größere Flexibilität sorgen. Mit dem frischen Geld könne RWE die jüngst von Nordex übernommenen Projekte rascher umsetzen und zugleich das eigene Portfolio an erneuerbaren Energien ausbauen. Die neuen Papiere seien am Vorabend in nur 30 Minuten gezeichnet worden.
Für die lange Zeit als Kohle-Dino verschriene RWE zahlt sich der beschlossene Abschied von Atom und Kohle sowie der Wandel zum Ökostromerzeuger immer mehr aus. Im ersten Halbjahr steigerten die Essener den bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 18 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Doch der Konkurrenzkampf im Geschäft mit Strom aus Wind, Sonne oder Wasser nimmt zu. Immer mehr Firmen, darunter Ölmultis wie BP, drängen in den Markt für erneuerbare Energien und lassen die Preise steigen.