Palladium-Hausse geht weiter Palladium kostet erstmals mehr als 2000 Dollar je Unze

Palladium-Barren: Das Edelmetall wird seit Jahren immer teurer
Foto: REUTERS
Spekulationen auf einen Angebotsengpass treiben Palladium von Rekordhoch zu Rekordhoch. Das zur Herstellung von Auto-Katalysatoren für Otto-Motoren benötigte Edelmetall kostete am Dienstag erstmals mehr als 2000 Dollar je Feinunze. Palladium ist istdamit allein im laufenden Jahr um 57 Prozent im Wert gestiegen und ist bereits seit einigen Tagen teurer, als Gold es jemals war. Gold erreichte seine Bestmarke von 1920,30 Dollar im September 2011.
Analysten nennen sowohl wirtschaftliche als auch spekulative Gründe für den rasanten Preisanstieg. Zu ersteren gehören Angebotsengpässe, unter anderem aufgrund von Produktionsausfällen in Südafrika. Dort macht vor allem die Stromproduktion Probleme, weshalb immer wieder große Minen still stehen und es zu Förderausfällen kommt.
Das Metall verteuert sich zudem seit geraumer Zeit rasant, weil Marktteilnehmer davon ausgehen, dass die Autoindustrie, wo Palladium vor allem verarbeitet wird, künftig einen steigenden Bedarf dafür haben wird. Schon jetzt gilt das Angebot am Markt als zu gering.
Seit etwa zehn Jahren befindet sich der Preis des Edelmetalls - abgesehen von einer Korrektur in den Jahren 2014 und 2015 - in einem Aufwärtstrend. Der nahm zuletzt noch einmal gehörig Fahrt auf: Allein seit Anfang 2016 stieg der Palladium-Preis inzwischen um deutlich mehr als 200 Prozent. Auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China, der zeitweise für eine Preisschwäche bei zahlreichen Rohstoffen verantwortlich gemacht wurde, konnte daran nichts ändern.
Die Sanktionen dagegen, die die USA gegen Russland verhängt haben, gelten als zusätzlicher Preistreiber für Palladium. Schließlich ist Russland vor Südafrika, Kanada und den USA der weltweit größte Förderer des Metalls.
Folge: Im Dezember 2018 überflügelte Palladium erstmals seit 2002 wieder den Goldpreis. Auch Gold stieg in diesem Jahr bereits im 15 Prozent auf zuletzt 1481 Dollar je Unze. Palladium jedoch eilt auf und davon.
Als Ursache dieser rasanten Wertentwicklung gilt vor allem die schon heute knappe Verfügbarkeit von Palladium sowie die Spekulation darauf, dass sich daran auch künftig nicht viel ändern wird. Mehr als 70 Prozent des weltweit verarbeiteten Palladiums landet in der Autoindustrie, und zwar in Katalysatoren von Benzinmotoren. Angesichts des Dieselskandals und seiner Folgen sowie immer strengerer Emissionsgrenzen, so die Überlegung, könnte die Nachfrage von dieser Seite künftig weiter steigen.
Weitere Einsatzgebiete für Palladium finden sich in der Elektronikindustrie, in der Chemiebranche, in der Zahnkosmetik sowie in der Schmuckproduktion. Insgesamt etwa 7,1 Millionen Unzen (oder rund 200 Tonnen) des Edelmetalls wurden auf diese Weise zuletzt pro Jahr rund um den Globus verarbeitet, so die Investmentgesellschaft Sprott in einer Analyse mit Verweis auf Daten des Chemieunternehmens Johnson Matthey. Das Palladium-Angebot dagegen habe 2018 bei lediglich 6,9 Millionen Unzen gelegen, heißt es weiter. Die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot, so die Daten von Johnson Matthey, bestehe bereits seit sieben Jahren und summiere sich inzwischen auf weltweit rund 800.000 Unzen.
Diese Risiken sollte jeder Palladium-Investor kennen
Wie immer, wenn ein Rohstoff oder ein anderer Finanzwert für Investoren allzu attraktiv erscheint, birgt allerdings auch Palladium einige Risiken:
- Die Entwicklung des Palladium-Preises verlief zuletzt derart rapide nach oben, dass eine Korrektur überfällig zu sein scheint.
- Die weltweite Autonachfrage schwächelt, was letztlich auch auf die Nachfrage nach Palladium zurückwirken dürfte.
- Der Trend in der Autoindustrie geht zu alternativen Antrieben wie Elektromotoren oder Hybriden. Diese dürften über kurz oder lang die Benziner, in deren Katalysatoren das meiste Palladium verwendet wird, zunehmend verdrängen. Elektromotoren etwa kommen ohne Katalysatoren mit Palladium aus. Bei Hybridautos dagegen kommt das Edelmetall zur Abgasregulierung ebenfalls zum Einsatz.
- Sollte der Palladium-Preis weiter steigen, so könnte die Autoindustrie auf das Metall verzichten, und stattdessen Platin für die Katalysatoren von Benzinmotoren einsetzen. Dieses artverwandte Edelmetall wurde wegen seiner besonderen Hitzebeständigkeit bereits früher zu diesem Zweck verwendet. Für eine solche Rückkehr zum Platin würden die Autohersteller aber mindestens 18 bis 24 Monate benötigen, so Analysteneinschätzungen.
Hinzu kommen noch die Gefahren, die die Produkte mit sich bringen, über die private Investoren in der Regel Zugang zu diesem Markt erhalten. Bei den vielfach angebotenen Exchange Traded Commodities (ETCs) sowie Zertifikaten etwa handelt es sich in der Regel um sogenannte Inhaberschuldverschreibungen, bei denen der Geldanleger das Risiko eines möglichen Ausfalls des Emittenten tragen muss (so geschehen beim berühmten Ausfall der Lehman-Zertifikate nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008).
Bei Exchange Traded Fonds (ETFs) wiederum wird nicht immer direkt in Palladium investiert, sondern mitunter in Aktien von Minengesellschaften, die - unter anderem - das Edelmetall fördern. Durch ein solches indirektes Investment holt sich der Anleger neben den Chancen der allgemeinen Aktienmarktentwicklung selbstverständlich auch deren Risiken ins Depot. Auch darüber sollte sich jeder Palladium-Investor im Klaren sein.