Kursrutsch an den Börsen Dax schließt knapp über 13.000 Punkten

Der Dax verteidigt mit Mühe die Marke von 13.000 Punkten. Auch Aktien-Anleger an der Wall Street können ihre Inflations- und Rezessionssorgen nicht ablegen. Der Bitcoin pendelt um die Linie von 20.000 Dollar.
Börse in Frankfurt am Main: Der Kursrutsch in den USA setzt den Dax erneut unter Druck

Börse in Frankfurt am Main: Der Kursrutsch in den USA setzt den Dax erneut unter Druck

Foto: Arne Dedert / dpa

Trotz einer leicht abgeschwächten Teuerung in Deutschland hat der Dax  am Mittwoch kräftige Verluste verbucht, die 13 000-Punkte-Marke konnte der Index aber halten. "Obwohl die Inflation im Juni etwas schwächer ausfiel als erwartet, deutet der Rückgang des Jahreswertes noch immer nicht darauf hin, dass der zugrunde liegende Druck in absehbarer Zeit nachlassen könnte", erklärte Deutsche-Bank-Ökonom Sebastian Becker.

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Der deutsche Leitindex setzte seine bereits am Morgen begonnene Talfahrt fort und beendete den Tag mit minus 1,73 Prozent auf 13 003,35 Punkte. In den drei vorangegangenen Handelstagen hatte er sich noch auf einen Erholungspfad begeben. Der MDax  der mittelgroßen Werte sank am Mittwoch um 2,72 Prozent auf 26.380,85 Zähler. Europaweit wurden ebenfalls Verluste verbucht. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50  gab rund 1,04 Prozent nach.

Im zu Ende gehenden Monat Juni hatten der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket die Inflation hierzulande etwas gedämpft. Der Preisauftrieb verlangsamte sich und die Verbraucherpreise lagen um 7,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Fachleute hatten im Schnitt mit einer Inflation von 7,9 Prozent gerechnet. Auch in Spanien wurden Inflationsdaten veröffentlicht. Dort beschleunigte sich der bereits rasante Preisauftrieb im Juni nochmals kräftig um 10,0 Prozent und damit stärker als erwartet.

"Der Markt ist immer noch in Panik wegen der Inflation und der Wachstumsabschwächung, und deshalb ist jeder Aufschwung nur von kurzer Dauer", sagte Chris Beauchamp, Analyst der Online-Handelsplattform IG. Die kurzen Erholungsphasen überrumpelten einige Leute.

Nasdaq

Nachdem es am Vortag an der Wall Street einen kräftigen Rücksetzer vor allem im Technologiesektor gegeben hatte, blieben die Anleger nervös. Vor allem die Indizes an der Nasdaq wechselten im frühen Handel munter ihr Vorzeichen. Zum Handelsschluss in Europa notierte der Nasdaq 100 leicht im Minus bei 11.176 Punkten. Der Dow Jones notierte noch mit 0,30 Prozent auf 31.041 Punkten im grünen Bereich, während der marktbreit gefasste S&P 500 ebenfalls leicht im roten Bereich stand.

Das schwindende Verbrauchervertrauen hatte am Vortag bereits wieder die gegenwärtige Sorge genährt, dass die USA auch unter dem Einfluss steigender Zinsen in eine Rezession abgleiten könnten. Am Mittwoch wurde nun vermeldet, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal mit annualisiert 1,6 Prozent etwas stärker geschrumpft ist als zuvor geschätzt. Anleger fürchteten deshalb verstärkt, dass es der US-Notenbank Fed nicht gelingen könnte, die hohe Inflation mit schnell steigenden Zinsen zu bekämpfen, ohne gleichzeitig die konjunkturelle Entwicklung zu gefährden. Der Chef der US-Währungshüter, Jerome Powell, äußerte sich am Mittwoch aber zuversichtlich. Die US-Wirtschaft sei in einer starken Verfassung und so könne die Inflation bekämpft werden und die Situation am Arbeitsmarkt gleichzeitig solide bleiben, sagte er auf einem EZB-Forum.

Inflationsangst drückt Öl- und Kupferpreise

Die Furcht vor einer Rezession setzte sich auch am Rohölmarkt durch. Die Sorte Brent  aus der Nordsee verbilligte sich rund ein halbes Prozent auf 117,55 Dollar je Barrel. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate  (WTI) fiel um 23 Cent auf 111,53 Dollar.

In den vorangegangenen drei Tagen hatte die Furcht vor einem knappen Ölangebot die Preise angetrieben. Nachfragesorgen belasteten auch den Kupferpreis. Das Industriemetall verbilligte sich um bis zu 1,3 Prozent auf 8260 Dollar pro Tonne.

Anleiherenditen fallen

Vor den Inflationsdaten für Juni deckten sich Anleger unterdessen mit Anleihen ein. Im Gegenzug gab die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen auf bis zu 1,540 Prozent nach, nachdem sie am Vortag bis auf 1,673 Prozent gestiegen war. Prognosen von Ökonomen zufolge dürften Waren und Dienstleistungen im Juni durchschnittlich 8,0 Prozent mehr kosten als ein Jahr zuvor. "Eine Sieben vor dem Komma würde Hoffnung geben, dass die Inflation ihr Top erreicht hat und möglicherweise bereits ganz langsam zu sinken beginnt. Das würde auch deutlich Druck von der EZB nehmen", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

SAP und Vantage Towers unter Druck

Bei den Einzelwerten drückte eine Herunterstufung die Aktien des Mobilfunkmasten-Betreibers Vantage Towers. Sie fielen in der Spitze um 8,7 Prozent, gingen dann aber 3,64 Prozent schwächer aus dem Handel. Die Experten von JPMorgan stuften sie auf "Underweight" von "Neutral" herunter.

Für die Anteile des Autozulieferers und Reifenerstellers Continental ging es nach einer Hochstufung durch Exane BNP Paribas auf "Outperform" um 1,89 Prozent nach unten. Autowerte wie Mercedes-Benz, BMW und die Papiere von Volkswagen gaben zwischen 2,26 und 4,52 Prozent nach.

SAP schlossen im Sog schwacher US-Technologiewerte 1,2 Prozent tiefer. Händler verwiesen hier außerdem auf einen schwachen Quartalsausblick des US-Konzerns Progress Software.

Teamviewer rutschten auf ein Rekordtief, mit der Schlussglocke verloren die Papiere des auf Fernwartung spezialisierten Software-Spezialisten rund 4 Prozent.

Bitcoin ringt mit 20.000-Dollar-Marke

Bitcoin

Die weltweit bekannteste Digitalwährung Bitcoin steht weiter unter Druck. Auf der Handelsplattform Bitstamp  notierte die Cyberdevise bei Börsenschluss in Deutschland bei rund 20.000 US-Dollar und damit knapp 2,6 Prozent schwächer als am Vortag. Der Bitcoin hatte im November vergangenen Jahres noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar markiert.

Mit Nachrichtenagenturen
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