Börse Dax erholt sich nach Bank-of-Japan-Schock

Nach dem überraschenden Strategiewechsel der japanischen Zentralbank hat der Dax seine anfänglichen Verluste eingedämmt. Banktitel sind gefragt, Immobilienwerte stehen dagegen unter Druck.
Deutsche Börse: Der Dax gibt am Dienstag weiter nach

Deutsche Börse: Der Dax gibt am Dienstag weiter nach

Foto: ANDRE PAIN / EPA

Die Notenbanken haben mit ihrer restriktiven geldpolitischen Haltung die Börsen weiter im Griff: Nach der US-amerikanischen Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) verpasste am Dienstag die Bank of Japan (BoJ) den Kursen den nächsten Dämpfer. Die Zentralbank Japans entschied, die Spanne zu lockern, in der sich die langfristige Anleiherendite bewegt. Das wurde an den Märkten als erster Schritt hin zu einer zumindest leichten Straffung der geldpolitischen Zügel gewertet.

Die Börsenkurse in Asien tauchten deshalb ab und auch der Dax  reagierte zunächst mit Verlusten von bis zu 1,1 Prozent, die der deutsche Leitindex anschließend aber verringerte. Beim Stand von 13.900 Punkten stand er zuletzt noch 0,31 Prozent tiefer. Der MDax  der mittelgroßen Börsenwerte verlor 0,47 Prozent auf 24.907 Zähler. Dem Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50  gelang es, die Verluste fast vollständig wettzumachen.

In der Vorwoche hatten bereits die Fed und die EZB die Marktteilnehmer mit der Aussicht auf wohl noch für längere Zeit steigende Zinsen vertrieben. Die Währungshüter hatten die Anleger nach einem weiter nachlassenden Inflationsdruck in den USA damit auf dem falschen Fuß erwischt. Binnen einer Woche verlor der Dax zeitweise fast 900 Punkte.

Banken gefragt, Immobilienwerte unter Druck

Am Dienstag gab nun der Kurs der Notenbanken den Aktien von Banken weiter Auftrieb und verstärkte umgekehrt den Druck auf die Immobilienwerte. Deutsche Bank gewannen mehr als 3 Prozent und Commerzbank fast 6 Prozent. Die sich weltweit weiter straffende geldpolitische Tendenz bringe Banken und Versicherungskonzernen Zinseinnahmen und Entlastungen auf der Kostenseite, erläuterte Marktexperte Andreas Lipkow.

Vonovia dagegen verloren rund 2 Prozent und Aroundtown – zusätzlich belastet von einer gestrichenen Kaufempfehlung der Berenberg Bank – annähernd 8 Prozent.

Rheinmetall rutschten um weitere 4,8 Prozent ab. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) drohte mit dem Ende des Puma-Panzers. Die Titel des Modeherstellers Hugo Boss verteuerten sich nach einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank um 4,2 Prozent. Für die Aktien des Vakuumpumpen-Herstellers Pfeiffer Vacuum ging es nach einer Anhebung der Umsatzprognose um 2,6 Prozent hinauf.

Mit einem Kurssturz von 82 Prozent reagierten die Aktien des Ladetechnikanbieters Compleo auf die Einleitung eines geordneten Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung.

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Wall Street stabilisiert sich

Die US-Börsen haben sich nach den jüngsten Verlusten stabilisiert. Die wichtigsten Indizes bewegten sich am Dienstag nur wenig. Der Handel verlief in ruhigen Bahnen, wobei die Anleger vor allem auf die weitere Entwicklung der Energiepreise und die geopolitischen Entwicklungen in der Welt achteten, hieß es. Zuletzt hatte die Enttäuschung angesichts einer überraschend restriktiven künftigen Geldpolitik in den USA auf die Stimmung gedrückt.

Der Leitindex Dow Jones Industrial legte um 0,15 Prozent auf 32.807 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 bewegte sich bei 3820 Punkten kaum vom Fleck. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es geringfügig auf 11.082 Punkte nach unten.

Deutliche Verluste in Asien

Die japanische Notenbank hat mit der überraschenden Änderung der Bandbreite für ihre Anleihen-Renditeziele die asiatischen Aktienmärkte durchgerüttelt. In Tokio rutschte der Nikkei-Index  am Dienstag nach anfänglichen Gewinnen um 2,5 Prozent auf 26.568 Punkte ab. Die Börse in Shanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen gaben jeweils mehr als ein Prozent nach.

Die Bank of Japan ließ ihr Null-Prozent-Renditeziel für zehnjährige Anleihen zwar unverändert, verbreiterte das mögliche Band nach oben und unten aber um jeweils 50 Basispunkte von bisher 25 Basispunkte. Damit ließ sie einen stärkeren Anstieg der langfristigen Zinssätze zu. Zugleich kündigten die Notenbanker indes an, die Anleihekäufe deutlich zu erhöhen.

"Vielleicht ist dies ein kleiner Schritt, um die Strategie zu testen und zu sehen, wie der Markt reagiert, und wie stark er reagiert", sagte Bart Wakabayashi, Experte beim Finanzdienstleister State Street in Tokio. "Ich denke, wir sehen hier den ersten Zeh im Wasser."

Bitcoin weiter unter 17.000 US-Dollar

Die Digitalwährung Bitcoin pendelt weiter um die Marke von 17.000 US-Dollar. Zuletzt notierte die Cyberdevise auf der Handelsplattform Bitstamp  bei 16.9500 US-Dollar rund 1,5 Prozent im Plus. Im November vergangenen Jahres erreichte die Kryptowährung noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.

Bitcoin

Ölpreise legen leicht zu

Die Ölpreise sind am Dienstag leicht gestiegen. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent  79,98 US-Dollar. Das waren 18 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate  (WTI) stieg um 31 Cent auf 75,50 Dollar.

Nach zum Teil deutlichen Schwankungen in den vergangenen Wochen und Monaten haben sich die Erdölpreise zuletzt etwas weniger bewegt. Am Markt ist die Rede von fehlenden Impulsen, auch mit Blick auf den sich nähernden Jahreswechsel mit geringerer Aktivität. Grundsätzlich sorgt die weniger strenge Corona-Politik Chinas für tendenziellen Preisauftrieb, während die global trüben Konjunkturaussichten einen stetigen Belastungsfaktor für die Nachfrage und die Preise darstellen.

Mit Nachrichtenagenturen
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