Infineon mit Kurssprung Chip, Chip, hurra!

Bei Infineon läuft das Geschäft mit Autoherstellern und der Industrie besser als gedacht. Gute Nachrichten gibt es ebenso vom Wettbewerber Micron. Infineon hebt die Prognosen an, die Aktie schießt hoch und zieht einen ganzen Sektor mit.
Hat guten Grund für ein Lächeln: Infineon-Chef Jochen Hanebeck kann dank deutlich besserer Geschäfte die Prognose anheben

Hat guten Grund für ein Lächeln: Infineon-Chef Jochen Hanebeck kann dank deutlich besserer Geschäfte die Prognose anheben

Foto: Catherina Hess / picture alliance / SZ Photo

Die Aussichten der zuletzt gebeutelten Chipbranche hellen sich auf. So erhöhte der Halbleiterhersteller Infineon nach einer besser als erwarteten Entwicklung im zweiten Geschäftsquartal die Prognosen für das laufende Jahr. Dabei profitierte das Unternehmen von seinen Kernbereichen Automobil und Industrie. Und auch aus den USA kamen positive Signale: Dort zeigte sich der Speicherchiphersteller Micron  für dessen laufendes Quartal optimistischer als von Analysten befürchtet.

Dies strahlte am Mittwoch am Kapitalmarkt positiv auf den Sektor ab. Die im Dax notierte Infineon-Aktie stieg am Vormittag um mehr als sieben Prozent. In deren Sog erhöhte sich auch der Kurs von Wettbewerbern wie STMicro  um knapp fünf Prozent, AMS-Osram  gewannen mehr als drei Prozent und Elmos  <DE0005677108> knapp zwei Prozent. Chipausrüster Aixtron  legte um 2,7 Prozent zu. Die Micron-Aussagen zogen auch die Papiere von Siltronic  um gut ein Prozent nach oben. Der Zulieferer macht knapp fünf Prozent des Umsatzes mit dem US-Konzern. Die Micron-Aktie hat am Dienstag nachbörslich bereits gut 1,1 Prozent gewonnen.

Analyst Stephane Houri von der Investmentbank Oddo BHF notierte zu Infineon, die Nachfrage aus der Autobranche und der Industrie sei stark. Experten wie jene von Goldman Sachs, JPMorgan oder auch der Bank of America hoben mit Blick auf Infineon vor allem die starke Nachfrage in den Kerngeschäftsfeldern Automobil und Industrie positiv hervor. Einige Analysten setzten nach dem erfreulichen Ausblick von Infineon ihre Kursziele für die Aktie hoch. Zu diesen zählen die Bank of America, Barclays oder auch Oddo BHF.

Goldman-Analyst Alexander Duval etwa sieht sich in seiner Präferenz für die Infineon-Aktie im Vergleich zu der von ihm mit "Sell" bewerteten STMicro-Aktie bestätigt. Die Münchener, so erklärte er, seien deutlich stärker im Endmarkt für Auto-Halbleiter engagiert und dort zudem mit nur einem geringen Anteil im zyklischen Verbraucher-Bereich, wo er aktuell die größten Risiken für europäische Anbieter analoger Halbleiter im laufenden Jahr sehe.

Analysten loben Infineon und heben ihre Kursziele an

"Infineon hatte bereits angedeutet, dass die Preisverhandlungen für 2022/23 zu steigenden durchschnittlichen Verkaufspreisen bei den Autoherstellern geführt hätten", erinnerte JPMorgan-Experten Sandeep Deshpande. Der Aufschwung, von dem Infineon aktuell berichtet habe, scheine jedoch aus dem Anstieg der Stückzahlen zu resultieren, schrieb er weiter. Er folgert daraus, dass sich die seit 2021 für Auto-Halbleiterlieferanten bestehenden Lieferengpässe nun allmählich auflösten und Infineon daher in der Lage sei, einen größeren Teil des Auftragsbestands in Umsatz umzuwandeln. Dies könnte laut Deshpande zufolge zu Anhebungen der Segmentergebnisse im Gesamtjahr führen.

Infineon peilt nun eine Marge von 30 Prozent an

Infineon schraubte nach einem guten zweiten Quartal nun die Erwartungen für das ganze Geschäftsjahr (per Ende September) nach oben: Der Konzernumsatz werde 2022/23 deutlich über den bisher erwarteten 15 bis 16 Milliarden Euro liegen, wenn der Euro-Wechselkurs mit 1,05 Dollar in etwa stabil bleibe. Das werde sich auch auf die operative Umsatzrendite (Segmentergebnismarge) positiv auswirken, die Infineon zuletzt bei rund 25 Prozent gesehen hatte.

Im zweiten Quartal (Januar bis März) dürfte der Umsatz von Infineon auf mehr als vier (2021/22: 3,3) Milliarden Euro steigen; in Aussicht gestellt hatte das Unternehmen bisher 3,9 Milliarden, etwas weniger als im ersten Quartal. Auch die Marge soll höher ausfallen als geplant: Statt bei 25 (Vorjahr: 23,1) Prozent dürfte sie nahe an der 30-Prozent-Marke liegen. Daraus ergäbe sich ein Segmentergebnis von annähernd 1,2 Milliarden Euro; vor Jahresfrist waren es nur 761 Millionen und im ersten Quartal 1,11 Milliarden. Schon in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres hatte Infineon eine Segmentergebnismarge von 28 Prozent ausgewiesen.

Micron stellte unterdessen für sein drittes Geschäftsquartal einen Umsatz von 3,5 Milliarden bis zu 3,9 Milliarden US-Dollar in Aussicht, im besten Fall mehr als Analysten erwartet hatten. Vorstandschef Sanjay Mehrotra (64) sieht dabei eine Entspannung bei den Lagerbeständen der Kunden und geht von einer stetigen Verbesserung der Balance zwischen Angebot und Nachfrage in der Industrie aus. Im Laufe des vergangenen Jahres hatte ein Nachfrageeinbruch Chip-Kunden dazu bewogen, Aufträge zu streichen und zunächst die eigenen Lagerbestände abzubauen. Vor allem bei elektronischen Konsumgütern wie Smartphones, PC oder Tablets war die Nachfrage der Verbraucher angesichts einer Abkühlung der Konjunktur zurückgegangen.

rei/dpa-afx/Reuters
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