Staatsanwaltschaft Fast 30 Prozent der Goldexporte Brasiliens offenbar illegal

Illegal und ohne Rücksicht auf die Natur: Goldgräber schürfen im Gebiet der Yanomani-Indigenen im brasilianischen Amaonas-Gebiet
Foto: Bruno Kelly / REUTERSDer Amazonas-Regenwald in Brasilien gilt als die "grüne Lunge" der Erde. Unter Präsident Jair Bolsonaro (66) fällt Immer mehr Regenwald in dem größten lateinamerikanischen Staat der Rodung zum Opfer - etwa für Rinderzucht oder Soja-Anbau. Und immer stärker frisst sich auch der Bergbau in das für die Reinigung der Luft so wichtige Grün vor. Vor allem kleine, oft illegale Goldminen hätten daran Anteil, wie eine Analyse von Satellitenbildern laut Bloomberg zeigt.
Dem Bericht zufolge habe sich die für den Bergbau genutzte Fläche in Brasilien zwischen 1985 und 2020 mehr als versechsfacht und sei auf etwa eine halbe Million Hektar angewachsen. Kleinste Betriebe, die mit handwerklichen Methoden arbeiteten, hätten in den vergangenen Jahren stark zugenommen und würden nun eine größere Fläche einnehmen als der industrielle Bergbau selbst.
Auf das einmalige Biotop entfielen rund 73 Prozent der gesamten brasilianischen Bergbaufläche und 94 Prozent des informellen Bergbaus - letzterer finde illegalerweise zur Hälfte in Naturschutzgebieten oder in Gebieten indigener Völker statt, wo vor allem die als "Garimpeiros" bezeichneten Goldschürfer unter widrigsten Bedingungen mit bloßen Händen nach ihrem Glück graben.
Staatsanwaltschaft: 49 Tonnen Gold offenbar illegal ausgeführt
Die unter Bolsonaro geduldete Ausbeutung der Bodenschätze hat Konsequenzen: 28 Prozent der brasilianischen Gold-Exporte in den Jahren 2019 und 2020 stammen wahrscheinlich aus illegal betriebenen Minen, heißt es in einem Bericht der Staatsanwaltschaft und der Universität Minas Gerais, schreibt Reuters . In den zwei Jahren sollen auf diese Weise auch mittels gefälschter Papiere rund 49 Tonnen Gold illegalerweise aus Brasilien ausgeführt worden sein.
"Es wurde versucht, dieses Gold zu waschen, um seine wahre Herkunft zu verbergen", zitiert die Agentur Raoni Rajao, Professor für Umweltmanagement an der University of Minas Gerais und Autor des Berichts. Durch einen Abgleich von Satellitenbildern, offiziellen Daten der Minen und offiziellen Exportdaten habe man aber erkennen können, dass große Goldmengen aus Schutzgebieten stammten, illegal gefördert und ausgeführt worden sein mussten, heißt es in dem Bericht weiter.
Zu den großen Abnehmern des in Brasilien geschürften und ausgeführten Goldes zählen Kanada, die Schweiz und Großbritannien. Sie haben 2019 und 2020 dem Bericht zufolge allein 72 Prozent der brasilianischen Goldexporte aufgekauft.
Drei Länder kaufen Großteil der brasilianischen Goldexporte
Neben der Abholzung des Regenwaldes belastet die ohne Rücksicht auf Umweltvorschriften vorangetriebene Goldgewinnung im Amazonas nachweislich auch das Grundwasser und die Flüsse mit Quecksilber, mit dem das Gold von Dreck und Fremdstoffen getrennt wird. Zugleich gehen zehntausende Goldschürfer bei ihrem Vormarsch im Amazonas mit Gewalt gegen Dörfer und ihre indigenen Einwohner vor, um sie aus Regionen mit vermuteten Goldvorkommen zu vertreiben. Polizei und Militär scheinen Berichten zufolge die Ureinwohner nur schlecht zu schützen, weil Präsident Bolsonaro die Schutzgebiete unter anderem für den Bergbau öffnen will.