Ölpumpen: Einst Symbol einer kraftvollen Wirtschaft, stehen die Maschinen heute für einen Wirtschaftssektor unter Druck
Foto: A2800 epa Paul Buck/ dpaDer Ölpreis-Verfall hat nach zahlreichen europäischen Branchengrößen auch die Bilanzen der US-Konzerne Exxon Mobil und Chevron verhagelt. Die Gewinne brachen in den Sommermonaten massiv ein. Wie die Konkurrenz forcieren nun auch die US-Firmen ihre Sparmaßnahmen. Chevron teilte am Freitag mit, die Investitionen für nächstes Jahr um ein Viertel zu reduzieren. Außerdem soll fast jede zehnte Stelle wegfallen. Das ist die bislang schärfste Reaktion auf das veränderte Marktumfeld, nachdem der Ölpreis binnen Jahresfrist um mehr als die Hälfte abgestürzt ist.
Bei Chevron - der Nummer zwei der Branche in den USA - fiel der Nettogewinn im abgelaufenen Quartal um fast zwei Drittel auf 2,04 Milliarden Dollar. Dank deutlicher Einsparungen wurden damit aber zumindest die Schätzungen von Analysten übertroffen. "Wir sind bemüht, die Ergebnisse zu verbessern, in dem wir die Dinge ändern, die wir kontrollieren können", sagte Firmenchef John Watson. 6000 bis 7000 Arbeiter werden deswegen ihren Job verlieren. Der Konzern aus San Ramon in Kalifornien plant 2016 zudem nur noch mit Investitionen von 25 bis 28 Milliarden Dollar. 2017 und 2018 werde es vermutlich noch weniger.
Das zeigt, dass Chevron vorerst nicht mit wieder steigenden Ölpreisen rechnet. Weil die Konjunktur in China - einem der wichtigen Rohstoff-Abnehmer - abkühlt und das Angebot weiter riesig ist, ist der Ölpreis seit längerem unter Druck.
Etwas besser hielt sich der US-Branchenprimus Exxon Mobil. Hier fiel der Quartalsgewinn um 47 Prozent auf 4,24 Milliarden Dollar. Das Raffinerie-Geschäft - die Herstellung von Benzin und Diesel sowie anderen Produkten aus Rohöl - verhinderte Schlimmeres. Deswegen wurden auch bei Exxon die Analystenschätzungen übertroffen. Der Umsatz brach auf 67,3 Milliarden Dollar ein, nachdem es im Jahr zuvor noch 107,13 Milliarden waren.
Ähnliche Ergebnisse hatten diese Woche bereits die europäischen Anbieter BP, Total und Royal Dutch Shell präsentiert. Auch hier dominieren Sparmaßnahmen. Vor allem die Investitionen für neue Projekte werden vielfach gestoppt.
Staatsfonds gehören weltweit zu den größten Investoren, ihr Wort hat viel Gewicht. Zum Beispiel das des norwegischen Staatfonds, der verklausuliert über sein VW-Investment nachdenkt und damit - und den 820 Milliarden Dollar im Rücken - die Turbulenzen um die Aktie des Wolfsburger Autobauers noch verstärken dürfte. Um so irritierender, dass offenbar eine kleine Gruppe dieser so mächtigen Staatsfonds verschüchtert auf den Ölpreis starrt. Warum?
Der Ölpreis fällt seit geraumer Zeit. Mitte Januar durchbrach die US-Sorte WTI sogar die Marke von 30 Dollar je Barrel - und liegt damit so tief wie seit Dezember 2003 nicht mehr. Für die Autofahrer ist das eine gute Nachricht. Doch für viele andere ist das ein Problem.
Die Erdölindustrie zum Beispiel. Denn um kostendeckend arbeiten zu können, zum Beispiel bei der Förderung von Öl, benötigen die Unternehmen einen Ölpreis gewisser Höhe. Während Umweltauflagen die Kosten in die Höhe treiben, sinken die Erträge aufgrund des niedrigen Ölpreises. Und irgendwann wird nicht mehr kostendeckend gearbeitet. Die Hersteller sparen also, wo sie können und ersetzen zum Beispiel erschöpfte Quellen nicht. Das hat Folgen auch für andere Unternehmen.
Explorationsunternehmen zum Beispiel verdienen Geld mit der Suche nach neuen Ölquellen. Doch wenn nicht mehr gesucht wird, sieht es düster für sie aus, ebenso für Firmen, die die Bohrausrüstung zum Beispiel für Ölbohrplattformen vermieten.
Das gilt übrigens auch für die Fracking-Industrie Amerikas, die so selbstbewusst auftrat und die Energieunabhängigkeit des USA sichern wollte. Doch der niedrige Ölpreis bringt ihr Geschäftsmodel aus den gleichen Gründen ins Wanken wie das der Explorationsunternehmen.
Die Opec könnte helfen, indem sie die Produktion drosselt und damit den Ölpreis nach oben schöbe. Dagegen ist aber bislang Saudi-Arabien. Und was ist nun mit den Staatsfonds?
Die bündeln oft den Ölreichtum bestimmter Länder, besonders in Nahost. Und weil Öl und Gas noch immer vielfach die Haupteinnahme dieser Länder sind, drohen deren Staatshaushalte durch den Niedrigpreis in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Und das macht den Staatsfondslenkern Angst. Bleibt der Ölpreis so niedrig, fürchtet die Mehrheit der Staatsfondslenker aus der Golfregion, die Staaten könnten in die Kassen der Fonds langen, so eine Umfrage der Plattform "fundsglobal". Noch sei es nicht so weit. Aber dauere die Situation an, könnte es passieren.
Staatsfonds gehören weltweit zu den größten Investoren, ihr Wort hat viel Gewicht. Zum Beispiel das des norwegischen Staatfonds, der verklausuliert über sein VW-Investment nachdenkt und damit - und den 820 Milliarden Dollar im Rücken - die Turbulenzen um die Aktie des Wolfsburger Autobauers noch verstärken dürfte. Um so irritierender, dass offenbar eine kleine Gruppe dieser so mächtigen Staatsfonds verschüchtert auf den Ölpreis starrt. Warum?
Foto: Ole Spata/ dpaDie bündeln oft den Ölreichtum bestimmter Länder, besonders in Nahost. Und weil Öl und Gas noch immer vielfach die Haupteinnahme dieser Länder sind, drohen deren Staatshaushalte durch den Niedrigpreis in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Und das macht den Staatsfondslenkern Angst. Bleibt der Ölpreis so niedrig, fürchtet die Mehrheit der Staatsfondslenker aus der Golfregion, die Staaten könnten in die Kassen der Fonds langen, so eine Umfrage der Plattform "fundsglobal". Noch sei es nicht so weit. Aber dauere die Situation an, könnte es passieren.
Foto: Andreas Gebert/ picture alliance / dpaWeniger als 50 Dollar kostet ein Barrel Öl der Sorte Brent gegenwärtig, und damit weniger als die Hälfte als vor etwa einem Jahr. Geht es nach der US-Bank Goldman Sachs, so kann es mit dem Abwärtstrend beim Ölpreis allerdings noch eine Weile weitergehen. Die Analysten der Bank haben ihre Prognose gerade heruntergesetzt. Und sie warnen vor der Gefahr, der Preis könnte bis auf 20 Dollar je Fass sinken. Dafür nennt Goldman vor allem drei Gründe:
Grund 1: Die hartnäckige Opec
Das Förderkartell weigert sich trotz sinkender Preise bislang, seine Förderung einzuschränken. Dabei dürften die Opec-Staaten laut Goldman auch künftig bleiben.
Mehr noch: Laut Analyse der Bank werden Länder wie Saudi-Arabien (im Bild: König Salman mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel), Iran oder Irak ihre Ölproduktion im kommenden Jahr sogar ausweiten, um dem drohenden Verlust von Marktanteilen zu begegnen. Denn der käme diese Länder langfristig deutlich teurer zu stehen, als die aktuell niedrigen Preise.
Die Preise müssen noch deutlich weiter fallen, bevor die Opec ihre Förderung reduziert, so Goldman Sachs.
Grund 2: Effizientere Ölproduktion
Ölproduzenten außerhalb der Opec, darunter auch die Fracking-Industrie in den USA, erweisen sich laut Goldman Sachs resistenter gegen niedrige Preise als erwartet. Grund sei deren gesteigerte Produktionseffizienz sowie niedrige Preise bei anderen Rohstoffen.
Laut Goldman müssten diese Produzenten kurzfristig mit mit Einschränkungen auf die gesunkenen Preise reagieren - was aber kaum zu erwarten sein.
Grund 3: Schwache Nachfrage weltweit
Die globale Nachfrage nach Öl werde künftig ebenfalls zurückgehen, so die Bank. Hauptgrund dafür sei der Rückgang in Chinas Wirtschaftswachstum, der sich auch auf andere Länder auswirke. Auch die positiven Auswirkungen, die ein niedriger Ölpreis auf die Konjunktur beispielsweise in den Schwellenländern hatte, sind inzwischen abgeklungen, so Goldman Sachs laut US-Sender CNN.
Weniger als 50 Dollar kostet ein Barrel Öl der Sorte Brent gegenwärtig, und damit weniger als die Hälfte als vor etwa einem Jahr. Geht es nach der US-Bank Goldman Sachs, so kann es mit dem Abwärtstrend beim Ölpreis allerdings noch eine Weile weitergehen. Die Analysten der Bank haben ihre Prognose gerade heruntergesetzt. Und sie warnen vor der Gefahr, der Preis könnte bis auf 20 Dollar je Fass sinken. Dafür nennt Goldman vor allem drei Gründe:
Foto: REUTERSGrund 2: Effizientere Ölproduktion
Ölproduzenten außerhalb der Opec, darunter auch die Fracking-Industrie in den USA, erweisen sich laut Goldman Sachs resistenter gegen niedrige Preise als erwartet. Grund sei deren gesteigerte Produktionseffizienz sowie niedrige Preise bei anderen Rohstoffen.
Laut Goldman müssten diese Produzenten kurzfristig mit mit Einschränkungen auf die gesunkenen Preise reagieren - was aber kaum zu erwarten sein.