Dax steigt deutlich Wer hat Angst vor Trump? Die Investoren nicht

Händler an der Wall Street: Entspannung trotz Trump
Foto: AFPNoch am Mittwoch Morgen, unmittelbar nachdem der Wahlsieg von Donald Trump verkündet worden war, rechneten viele Anleger mit einem Absturz an den Börsen. Doch nichts dergleichen geschah - nach Anfangsverlusten von rund 2,5 Prozent setzte der Dax zur Erholung an und schloss am Mittwoch Abend, mit Unterstützung freundlicher US-Börsen, mit einem Gewinn von 1,5 Prozent weit über der Marke von 10.600 Punkten. Trump-Absturz? Von wegen.
Auch an der Wall Street griffen die Käufer zu. Statt des erwarteten Absturzes schob sich der Dow Jones (Kurswerte anzeigen) bis zum Abend um 0,8 Prozent ins Plus. Vor allem Finanz- und Pharmawerte haussierten in den USA. Im Dax zählten die Pharmawerte Bayer, Fresenius, FMC und Merck zu den größten Gewinnern im Index.
Pharmawerte gefragt - Preisobergrenzen für Medikamente kommen nicht
Bayer zum Beispiel legte um 4,41 Prozent zu, Fresenius an der Dax-Spitze um mehr als 6 Prozent. Der europäische Pharma-Branchenindex stieg um 2,4 Prozent. "Wir denken, dass Trumps Sieg für die Branche im Hinblick auf die Medikamentenpreise insgesamt positiv ist", erklärten die Analysten von Liberum. Die unterlegene demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hatte Maßnahmen gegen hohe Medikamentenpreise geplant. Das dürfte nun vom Tisch sein.
Mauerbau zu Mexiko: Baustoffhersteller HeidelbergCement legt zu
HeidelbergCement punktete mit einem Plus von knapp 4 Prozent. Vorstandschef Bernd Scheifele sieht Trumps geplanten Mauerbau an der Grenze zu Mexiko als eine gute Gelegenheit, den Umsatz mit Zement und Beton in den USA zu erhöhen.
Gefragt waren außerdem wegen Spekulationen auf steigende Militärausgaben aber auch Aktien von Rüstungsfirmen. Die Papiere von Rheinmetall zum Beispiel stiegen um fünf Prozent.
Autowerte schwanken starken - Angst vor Protektionismus in USA
Doch die Wahl Trumps kennt auch deutsche Verlierer. Denn Autowerte kamen gegen den Trend unter Druck. VW, Daimler und BMW büßten zeitweise deutlich ein, weil Investoren Handelsbeschränkungen in den USA fürchten. Doch selbst diese Papiere dampften ihre Verluste am Nachmittag mit freundlicher Genehmigung des Dow Jones teilweise ein.
Warum das maßvolle Verhalten? Zinserhöhung wohl vom Tisch

Warum das maßvolle Verhalten? Börsianer vermuten, dass die Zinserhöhung der Federal Reserve Bank (Fed), die im Dezember möglich gewesen wäre, nun vom Tisch ist. Immerhin wird Fed-Chefin Janet Yellen alles tun, um die US-Wirtschaft auf Kurs zu halten. Und das bedeutet dann auch schon einmal, die Leitzinsen niedrig zu halten. Damit reagieren die Investoren ganz anders als beim "Brexit", der die Börsen weltweit in die Knie schickte.
Dazu kommt vermutlich eine gehörige Portion Pragmatismus. "Der Republikaner verbreitet durch seine harsche und unüberlegte Rhetorik Unsicherheit - und das ist Gift für die Börsen", kommentierte Vorstand und Chefstratege Heinz-Werner Rapp. "Aber trotz aller Aufregung gilt: An den Börsen wird das Leben weitergehen. Zum einen, weil die neue Situation an den Märkten bereits durch Kursverluste partiell antizipiert wurde. Zum anderen, weil Trump grundsätzlich als 'business friendly' wahrgenommen wird." Und dann war da noch die Rede Trumps. Die erste nach der Wahl. "Trump hat sich in seiner Rede sehr präsidial gezeigt", sagte Devisenspezialist Jordan Rochester von der Investmentbank Nomura. Der Wahlsieger rief dazu auf, die Spaltung der Gesellschaft in seinem Land zu überwinden. Außerdem wolle er "fair" mit der Weltgemeinschaft umgehen. In den Wochen zuvor hatten Börsianer Turbulenzen im Fall eines Sieges des Republikaners wegen umstrittener Reformen vorausgesagt.
Unsicherheit in der Autobranche
Und die Autobranche? Die deutschen Autobauer sehen nach der Wahl von Donald Trump zum neuen Präsidenten dunkle Wolken für den freien Handel aufziehen. "Es steht zu befürchten, dass die USA unter ihrem neuen Präsidenten ebenso wie China vor allem auf ihre eigene Wirtschaft schauen - zulasten internationaler Beziehungen und Handelsströme", erklärte VDA-Präsident Matthias Wissmann am Mittwoch.
Der Verbandschef rief die USA auf, sich ihrer Verantwortung für die Weltkonjunktur und die internationalen Beziehungen bewusst zu sein. Es sei zu hoffen, dass viele von Trumps Ankündigungen dem Wahlkampf geschuldet seien und sein Regierungshandeln selbst durch einen moderateren Kurs geprägt sein werde.
VW-Chef Matthias Müller sagte am Mittwoch beim "Handelsblatt"-Autogipfel in München, er hoffe, dass sich das Wahlergebnis nicht negativ auf die Verhandlungen mit den US-Behörden über die Dieselaffäre auswirke. Er würde sich wünschen, dass eine Einigung noch vor dem Amtsantritt der neuen Regierung gelinge.
Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte, er versuche sich offen zu halten und zu hören, was Trump nach seinem Amtsantritt tue. "Was sich in Wahlkämpfen abspielt, beschreibt nur bedingt, was nach der Wahl zu erwarten ist", sagte Zeitsche, aber: "Dass nach dem Wahlkampf eine gehörige Portion an Skepsis da ist, ist klar."
BMW-Chef Harald Krüger meinte, noch sei es zu früh zu beurteilen, wie die Außen- und Wirtschaftspolitik der USA aussehen werde. Aber "wir alle drei brauchen offenen Welthandel", mahnte Krüger mit Blick auf BMW, VW und Daimler. Mit dem SUV-Werk in Spartanburg sei BMW einer der größten Autoexporteure der USA, und spannend sei auch, wie es mit der nordamerikanischen Freihandelszone mit Mexiko weitergehe.