Geld ist billig, Anlagealternativen fehlen, das macht Appetit: Also kaufen Investoren derzeit Firmen am laufenden Band - nicht selten zu Fantasiepreisen. Das beflügelt wieder die Kurse an der Börse
Foto: DPA/ Coex AquariumSeriöse Anwaltskanzleien sind nicht gerade für vollmundige Erklärungen bekannt. Und doch legt eine Untersuchung der Großkanzlei Allen & Overy den Schluss nahe, 2016 könnte ein Rekordjahr für den deutschen Transaktionsmarkt werden, so hoch seien die Transaktionssummen, berichtet die "Legal Tribune Online". Das sagt einiges über den Zustand der Börse aus. Doch von Anfang an.
Das Jahr 2016 hat bereits einige Höhepunkte gesehen - Bayer zum Beispiel übernimmt Monsanto für 66 Milliarden Dollar. In Cash. Fresenius wiederum griff für 5,76 Milliarden Euro beim spanischen Klinikbetreiber Quirónsalud zu. SAP-Konkurrent Salesforce kam gleich eine ganze Liste mit potenziellen Übernahmezielen abhanden.
Und chinesische Unternehmen wiederum bedienten sich in Deutschland: Midea beispielsweise bei Kuka. Bereits im ersten Quartal dieses Jahres durchbrach das Volumen chinesischer Käufe das Niveau des gesamten Vorjahres. Die Bank JP Morgan hat in einer Studie genauer hingesehen und konstatiert sinngemäß: Chinas Unternehmen griffen 2015 und 2016 kräftig zu, über alle Branchen hinweg, mit steigender Schlagzahl und steigender Deal-Größe.
Was bedeutet das für die Börse? Auf den ersten Blick wenig, auf den zweiten umso mehr.
Am offensichtlichsten ist die Schlussfolgerung, dass viel Geld unterwegs ist. Das gilt für Finanzinvestoren, aber auch für Unternehmen. "Chinesische Investoren haben weiterhin viel Geld zur Verfügung und sind bereit, hohe Kaufpreise zu bezahlen", sagt zum Beispiel Hartmut Krause von Allen & Overy gegenüber der "Legal Tribune Online".
Möglich macht das unter anderem die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren rekordniedrigen Zinsen.
Weniger offenkundig ist der Punkt, dass Übernahmen auch ein Geschäftsmodell sind. "Es gibt eine wirklich große Branche, die M&A betreibt, gerade in den USA und dem angelsächsischen Bereich", sagt der Kölner Vermögensverwalter Markus Zschaber. Und "die raten prinzipiell allen Unternehmen zu M&A-Aktivitäten". Warum? "Profit, ist ja deren Geschäftsmodell."
Eine Übernahme kann dabei ausgesprochen gut für ein Unternehmen sein. Die Fondsmanager Henderson und Janus zum Beispiel schließen sich zu einem 320 Milliarden Dollar schweren Vermögensverwalter zusammen, um die Kosten besser handhaben zu können, wie die "FAZ" und "Handelsblatt" vorrechnen.
Doch das ist nicht zwingend. Statt nach anderen Firmen zu greifen, könnten Unternehmen das Geld genauso gut in die eigene Forschung investieren. Oder Dividenden ausreichen, sofern nicht schon geschehen. Derzeit scheint die gängige Antwort zu sein, einen Konkurrenten zu übernehmen und damit die Wettbewerber hinter sich zu lassen. Die dann ihrerseits wieder zulegen müssen. Und das mündet in Punkt 3.
Denn nicht immer sind die Preise nachvollziehbar, die für Unternehmen geboten werden. "Es werden teilweise wirkliche Fantasiepreise für Transaktionen aufgerufen. Und das liegt vor allen am billigen Geld, einer ganz großen Anzahl an M&A-Beratern und vielen Unternehmen mit Bedarf", sagt Zschaber. Dem Bedarf, etwas mit dem Geld auf der hohen Kante zu machen.
"Wachstum durch Zukauf", wird das gern genannt. Und der treibt die Kurse.
Zum einen beim Übernahmeziel - immerhin zahlt der Übernehmer in der Regel einen kräftigen Aufschlag auf den aktuellen Börsenkurs, damit ihm niemand zuvorkommt. Zum anderen färbt das Gebot auf die Gesamtstimmung ab. Steigen die Kurse, muss ja etwas dran sein, so die Wahrnehmung der Investoren. Zumal die klassischen Anlagealternativen, die Anleihen, derzeit nichts abwerfen. Damit schließt sich der Kreis zu den Zentralbanken wieder.
Und das kann die Börse weiter nach oben treiben. Doch sollten Anleger dabei immer die verborgene Botschaft im Hinterkopf bewahren, dass es auch deutlich abwärtsgehen kann, sobald die Musik der Zentralbanken endet.
In Zeiten niedriger Zinsen suchen Anleger nach Anlagen, die Rendite bringen bei einigermaßen überschaubarem Risiko. Eine Möglichkeit: Immobilien. Mit offenen Immobilienfonds beispielsweise lässt sich das Risiko streuen. Rund ein Dutzend der Investmentvehikel werden derzeit in Deutschland angeboten - zuletzt erzielten sie Wertzuwächse von bis zu 5 Prozent pro Jahr.
Viele Anleger flüchten sich vor den Turbulenzen des Aktienmarktes auch ins Gold, was dort den Preis steigen lässt. Wer auf einen weiter steigenden Trend setzt, kann auf den Zug aufspringen. Aber Vorsicht: Es kann auch in die andere Richtung gehen, und einen Zins gibt es hier überhaupt nicht.
Wer Rendite sucht, muss ins Risiko gehen - und kann an der Börse landen. Aktien haben in der Vergangenheit auf lange Sicht ordentliche Wertzuwächse erzielt. Es empfiehlt sich allerdings über Investmentfonds oder ETFs eine breite Streuung vorzunehmen. Dabei sollten auch Unternehmen berücksichtigt werden, die für solide Dividendenzahlungen bekannt sind.
Nicht zu vergessen: Nicht bei allen Banken steht der Guthabenzins nahe 0. Manche zahlen etwa für Tagesgeld noch bis zu 1 Prozent pro Jahr. Allerdings gilt das häufig nur für Neukunden, so dass häufiges Wechseln erforderlich wäre.
In Zeiten niedriger Zinsen suchen Anleger nach Anlagen, die Rendite bringen bei einigermaßen überschaubarem Risiko. Eine Möglichkeit: Immobilien. Mit offenen Immobilienfonds beispielsweise lässt sich das Risiko streuen. Rund ein Dutzend der Investmentvehikel werden derzeit in Deutschland angeboten - zuletzt erzielten sie Wertzuwächse von bis zu 5 Prozent pro Jahr.
Foto: Max Rumpenhorst/ dpaViele Anleger flüchten sich vor den Turbulenzen des Aktienmarktes auch ins Gold, was dort den Preis steigen lässt. Wer auf einen weiter steigenden Trend setzt, kann auf den Zug aufspringen. Aber Vorsicht: Es kann auch in die andere Richtung gehen, und einen Zins gibt es hier überhaupt nicht.
Foto: Frank Rumpenhorst/ picture alliance / dpaWer Rendite sucht, muss ins Risiko gehen - und kann an der Börse landen. Aktien haben in der Vergangenheit auf lange Sicht ordentliche Wertzuwächse erzielt. Es empfiehlt sich allerdings über Investmentfonds oder ETFs eine breite Streuung vorzunehmen. Dabei sollten auch Unternehmen berücksichtigt werden, die für solide Dividendenzahlungen bekannt sind.
Foto: Andrew Burton/ AFPArme Reiche: Das Gesamtvermögen der Milliardäre weltweit sank 2015 um 300 Milliarden Dollar auf nur noch 5,1 Billionen Dollar. Im Schnitt und pro Milliardär sind das 300 Millionen Dollar weniger als noch vor einem Jahr. Dabei spielten die fallenden Rohstoffpreise eine Rolle, aber auch die Tatsache, dass Vermögen übertragen wurden.
Quelle: UBS/PwC 2016
Mehr Selfmade-Milliardäre: In den USA überstieg das Durchschnittsvermögen der Selfmade-Milliardäre erstmals seit zehn Jahren jenes der Erb-Milliardäre. In Zahlen - 4,5 Milliarden vs. 4,3 Milliarden US-Dollar. Unter dem Strich zogen 2015 jedoch dunkle Wolken über Milliardärs-Land auf.
Zwar wurden sie immer mehr. In den USA stieg die Zahl der Milliardäre von 533 auf 538, in Europa von 327 auf 335 und in Asien von 497 auf 520.
In Asien wird jeden dritten Tag rechnerisch ein Mann oder eine Frau zum Milliardär. Mehr als die Hälfte der Neu-Milliardäre, die das Jahr 2015 hervorgebracht hat, stammt aus dieser Region. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille.
Die andere ist die Tatsache, dass deren Vermögen schrumpft. Der durchschnittliche US-Milliardär musste 6 Prozent Vermögensverlust hinnehmen, ebenso wie der Durchschnitts-Milliardär in Asien. Nur in Europa zeigte sich das Vermögen mit 3 Prozent vergleichsweise robust.
Selbst Milliarden sind flüchtig. Der Volksmund sagt, die erste Generation baue auf, die zweite bewahre und die dritte verschwende. Und die Untersuchungen von UBS und PwC zeigen, dass die Enkel von Milliardären oft bereits keine Milliardäre mehr sind.
Deutschland und die Schweiz sind dabei Länder, denen die Vermögensübergab recht gut zu gelingen scheint. Dort ist der größte Anteil von so genannten Mehrgenerationsmilliardären zu beobachten. Russland und China wiederum liegen in dieser Disziplin im globalen Wettstreit ganz hinten.
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