Händler in London: Der Eigentümer der New Yorker Börse könnte ein Gebot für die Londoner Börse abgeben
Foto: REUTERSICE, dem die weltweit bekannteste Aktienbörse New York Stock Exchange gehört, lasse sich dabei unter anderem von der US-Bank Morgan Stanley beraten, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Deutsche Börse war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. ICE, LSE und Morgan Stanley wollten keine Stellung nehmen.
ICE könnte mit einem höheren Angebot versuchen, mögliche regulatorische Bedenken der LSE-Aktionäre zu zerstreuen, hieß es in den zitierten Kreisen weiter. Zumindest könnten die Deutschen gezwungen werden, ihrerseits mehr zu bieten, sagte eine Person gegenüber Bloomberg. Ein Gegenangebot der ICE dürfte nicht vor dem 22. März vorgelegt werden. Dann läuft eine Frist nach britischem Recht aus, bis zu der die Deutsche Börse eine formale Übernahmeofferte für die LSE auf den Tisch legen muss.
Es ist bereits der dritte Versucht der Deutschen Börse
Nach 2000 und 2005 ist die vor wenigen Tagen verkündete Absicht der Deutschen Börse, die LSE zu übernehmen, der dritte derartige Versuch. Aktionäre beider Konzerne sollen dabei ihre bisherigen Anteile in Papiere des neuen Unternehmens tauschen, an dem die Deutschen dann mit 54,4 Prozent der Anteile die Mehrheit hätten.
Vor vier Jahren war eine Fusion von Deutscher Börse und New York Stock Exchange geplatzt. Europas oberste Wettbewerbshüter hatten im Februar 2012 den geplanten Zusammenschluss wegen kartellrechtlicher Bedenken untersagt. Ende 2012 hatte dann die ICE zugeschlagen und die New Yorker Börse übernommen.
Die Deutsche Börse will mit der Londoner Börse fusionieren. Doch auch der fünfte Versuch steht jetzt offenbar vor dem Aus. Der deutsche Börsenbetreiber ist bereits mit zahlreichen Versuchen, eine größere Einheit zu bilden, gescheitert - ein Überblick ...
17. Juli 2000: Die Deutsche Börse präsentiert einen Plan für die Gründung de iX international exchange zusammen mit der Londoner LSE. Die beiden Partner hoffen, mit der paneuropäischen Handelsplattform weitere Börsenbetreiber mit ins Boot zu holen. Das Projekt scheitert allerdings an mangelnder Unterstützung.
Sommer 2003: Der damalige Chef der Deutschen Börse, Werner Seifert, trifft sich mit Euronext-Chef Francois Theodore (Im Bild: Euronext in Brüssel). Die Gespräche über eine Fusion werden allerdings beendet, nachdem sich beide Seiten nicht über die Bewertung ihrer Häuser einig werden. Im Frühling 2004 nehmen Seifert und Theodore ein weiteres Mal Kontakt auf. Ein Zwist über die Besetzung der Führungspositionen lässt sie abermals ergebnislos auseinandergehen.
August 2004 - Die Schweizer Börse SWX lehnt Pläne der Deutschen Börse für eine Fusion, faktisch eine Übernahme, ab.
13. Dezember 2004: Die Deutsche Börse veröffentlicht ein Übernahmeangebot für die LSE (im Bild: Händler an der Londoner Börse LSE) über knapp zwei Milliarden Euro, das 2005 am Widerstand des Hedgefonds und Deutsche-Börse-Aktionärs TCI scheitert.
21. Februar 2006: Der neue Börsenchef Reto Francioni legt ein vorläufiges Fusionsangebot für die Pariser Euronext vor und facht damit ein Konsolidierungsfieber in der Branche an. Im Mai dient die Deutsche Börse Euronext-Chef Theodore sogar die Führung eines vereinten Unternehmens an, besteht allerdings auf Frankfurt als Hauptsitz. Auch der Großteil des Managements sollte am Main angesiedelt sein.
Juni 2006: Die Deutsche Börse unterbreitet der Euronext einen überarbeiteten Fusionsvorschlag. Die Frankfurter geben in der Hauptquartiersfrage nach, doch der Vorstoß kommt zu spät: Die Euronext schließt sich mit der NYSE zusammen.
Deutsche Börse und NYSE Euronext loten eine Fusion aus. Die Pläne werden vorzeitig bekannt und scheitern. Im April 2011 wagt die Deutsche Börse einen weiteren Versuch, mit der Nyse Euronext als Partner eine neue Größenordnung zu erreichen. Die US-Börsen Nasdaq OMX (im Bild) und ICE wollen die Fusion mit einer Gegenofferte für die Nyse torpedieren.
Februar 2012: Der Traum der Deutschen Börse platzt erneut. Die EU-Kommission untersagt die Milliardenfusion mit den Amerikanern aus schwerwiegenden wettbewerbsrechtlichen Bedenken. Die EU fürchtet vor allem ein weltweites Monopol im Handel mit europäischen Finanzderivaten.
Nun will er es wieder wissen: Der neue Börsenchef Carsten Kengeter, gelernter Investmentbanker, hat alles daran gesetzt, dass die Fusion mit der London Stock Exchange diesmal gelingt. Doch mit dem 27. Februar 2017 steht die Fusion wohl vor dem Aus. "Basierend auf der aktuellen Position der Kommission geht die LSE davon aus, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Kommission die Fusion genehmigen wird", teilte die LSE am späten Sonntagabend mit. Es wäre der fünfte Fehlschlag.
21. Februar 2006: Der neue Börsenchef Reto Francioni legt ein vorläufiges Fusionsangebot für die Pariser Euronext vor und facht damit ein Konsolidierungsfieber in der Branche an. Im Mai dient die Deutsche Börse Euronext-Chef Theodore sogar die Führung eines vereinten Unternehmens an, besteht allerdings auf Frankfurt als Hauptsitz. Auch der Großteil des Managements sollte am Main angesiedelt sein.
Foto: Deutsche Börse