Börsenkurse der Woche Überraschen Sie uns, Herr Grüner!

Ein optimistischer Blick auf den Dax, bemerkenswerte Zinsanalysen und zwei Schwellenländer, die ein Tief durchschritten haben dürften. Die Börsenkurse, auf die Anleger jetzt achten sollten - heute von Börsenprofi Thomas Grüner.
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Dax - 1000er-Marken immer leichter zu knacken

Neue Rekordmarken schaffen neue Nervosität. Der Dax greift die magische Marke von 10.000 Punkten an - und viele Anleger bekommen es erneut mit der Höhenangst zu tun. Erst im Jahr 2013 wurden die 8000 Punkte wirklich nachhaltig übertroffen, und jetzt schon bei 10.000 Punkten - "viel zu hoch, viel zu schnell" für den Geschmack vieler Anleger.

Dabei wird oftmals vergessen, dass es für Indizes zunehmend einfacher wird, die vielbeachteten "Tausenderhürden" zu nehmen. Prozentual betrachtet wird der erforderte Anstieg immer geringer: Um von 8000 auf 9000 Punkte zu steigen, musste der Dax 12,5 Prozent zulegen. Um den Anstieg von 10.000 auf 11.000 Zähler zu schaffen, sind "nur" noch 10 Prozent nötig.

Der Chart mit logarithmierter Skala (Verdopplung in konstanten Abständen dargestellt) soll vor allem verdeutlichen, wie die Bedeutung der Tausenderhürden bei fortgeführtem Anstieg vermindert wird. Keine Angst vor großen Zahlen!

Euro-Zinsen - Peripherie überraschend stark

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Nicht die Aktienmärkte, sondern die Zinsentwicklung sorgt für Überraschungsmomente im Jahr 2014. Spanische und italienische Anleihen mit 10-jähriger Laufzeit rentieren im Bereich von 3 Prozent - ein Rekordtief. Die im Jahr 2011 ausgebrochene Panik verflüchtigt sich seit Jahren mehr und mehr, stets fernab von allen Prognosen. Auch die Wahl des Europaparlaments konnte keine negativen Impulse setzen. Der Trend setzt sich unbeeindruckt fort.

Die Wahl des Europa-Parlaments wurde im Vorfeld von vielfältigen Sorgen begleitet. Doch der signifikante europafeindliche Ruck blieb letztendlich aus, die Koalitionsbildung spielt keine große Rolle mehr. Die Zinsentwicklung ist eine schöne Veranschaulichung für die tatsächlichen Auswirkungen der Wahl: Keine sichtbaren Effekte. Die Kategorie "unbegründete Ängste" füllt sich weiter. Next!

Russische Aktien - Comeback trotz anhaltender Krim-Krise

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Wie immer bei militärischen Konflikten wird zu Beginn das Schlimmste vermutet. So auch beim Ausbruch der Krim-Krise - als hätte Russland der ganzen Welt den Krieg erklärt. Wie so oft sind größere Verwerfungen am Ende ausgeblieben. Auch die großartig angekündigten Sanktionen wurden nur teilweise umgesetzt. Viele Politiker haben letztlich wieder Rückzieher gemacht weil sie zu große Auswirkungen auf die eigene Wirtschaft - oder vielleicht den eigenen Geldbeutel? - befürchten.

Die Situation ist keineswegs ausgestanden - zahlreiche Spannungen und militärische Scharmützel sind nach wie vor existent - doch per Saldo steht der russische Börsenindex mittlerweile sogar wieder höher als zum Zeitpunkt des Krisenbeginns. Der Gewöhnungseffekt ist da. Im übergeordneten Bild sollte man beachten, dass die Krim-Krise nur die Krönung einer langen Abwärtsbewegung darstellt. Inflation bei 7,3 Prozent, BIP-Wachstum bei 0,9 Prozent und Zinsen für 10-jährige Staatsanleihen bei 8,82 Prozent sind eine bessere Erklärung für relative Schwäche im globalen Vergleich.

Anleihen Deutschland und Europa - Zinsspread sinkt

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Eine der wenigen tatsächlich bemerkenswerten Veränderungen im Jahr 2014 ist die wieder flacher gewordene Zinsstrukturkurve in Deutschland und Europa insgesamt. Der Spread zwischen den langen und kurzen Laufzeiten ist aktuell wieder etwas geringer geworden. Ein wichtiger Faktor, der sich negativ auf das Verhalten der Banken bezüglich Kreditvergabe auswirken kann.

Denn je geringer die Margen der Banken durch die Fristentransformation, desto geringer ihre Intention, Kredite zu vergeben. Obwohl die Zinsen am kurzen Ende quasi bei Null gefixt sind, sorgt die EZB durch ihre nach wie vor expansive Geldpolitik immer wieder für temporäre "Engpässe" in den Zinsspreads.

Assetklassen-Vergleich - Aktien schlagen Hartgeld und Gold

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"Der Aktienmarkt" ist global betrachtet äußerst vielschichtig und muss daher differenziert betrachtet werden. Bullenmarkt ist nicht gleich Bullenmarkt! Die starke Position der USA muss herausgehoben werden. Mit stolzen 250 Prozent führt der Nasdaq-Index das Feld an, Dow Jones und S&P 500 belegen die Plätze 3 und 5. Der Dax führt das europäische Feld an und landet im laufenden Bullenmarkt auf Platz 4 mit satten 170 Prozent Rendite.

Im Vergleich zu den europäische Kollegen Frankreich (CAC 40 mit knapp 80 Prozent) Österreich (ATX mit knapp 75 Prozent) und Großbritannien (FTSE 100 mit knapp 90 Prozent) eine sehr beeindruckende Performance.

Auf der Verliererseite ist das sogenannte Hartgeld zu sehen. Auf dem letzten Platz landet Gold mit lediglich 30 Prozent Rendite, Silber konnte im betrachteten Zeitraum "nur" 40 Prozent zulegen. Eine bemerkenswerte Tatsache, dass die Aktienmärkte gegenüber Gold und Silber - trotz der Phase im Jahr 2011 - flächendeckend überlegen sind.

Indien - Neue Regierung, neue Hoffnung

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Der indische Börsenindex Sensex konnte seit Jahresanfang rund 15 Prozent zulegen. Impulse hierfür waren unter anderem die Wahlen des neuen Premierministers und damit verbundene Hoffnungen auf eine wirtschaftsfreundliche Politik. Die Landeswährung (indische Rupie) konnte nach herben Verlusten in den Vorjahren im laufenden Jahr gegenüber dem Euro und dem US-Dollar wieder etwas aufwerten, doch in der Betrachtung seit 2009 sind europäische und amerikanische Investoren immer noch deutlich vom Währungseffekt benachteiligt.

Indien war zuletzt durch eine sich deutlich abflauende Wirtschaftsdynamik in Vergessenheit geraten. Das BIP, welches im Jahr 2010 noch über 10 Prozent real wuchs, verlangsamte sich drastisch auf 3,2 Prozent im Jahr 2012. Eine Stabilisierung des Wachstums wurde 2013 mit einem Wachstum von 4,35 Prozent eingeleitet. Für das Jahr 2014 gehen Volkswirte von einer weiteren Steigerung von über 5 Prozent aus.

"Chart-of-Doom" - die kreditfinanzierten Aktienkäufe

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Das ist jetzt bereits das dritte Mal, dass wir einen "Chart-of-Doom" in dieser Serie erläutern.

Heute betrachten wir einen durchaus sinnvollen Indikator, was das Sentiment angeht. Es handelt sich um das Volumen von kreditfinanzierten Aktienkäufen. Betrachtet man den Chart in seinem absoluten Wert, ist - mal wieder - ein recht "offensichtlicher" Zusammenhang sichtbar. Allgemein gilt für solche Stimmungsindikatoren, dass sie in absoluten Werten nicht sehr sinnvoll sind. Hier interessieren nur starke Ausschläge. Diese werden berechnet, indem man von den Werten den 36-Monatsdurchschnitt abzieht und im nächsten Schritt durch die Standardabweichung der letzten 36 Monate teilt. Als Ergebnis erhält man die Anzahl der Standardabweichungen vom Durchschnitt.

Historisch kann man sehen, dass Ausschläge von mehr als der 3-fachen Standardabweichung (wie im Februar 2000 und Juni 2007) häufig vor dem Einsetzen von Bärenmärkten auftreten - das ist aber auch nicht immer der Fall! Der perfekte Indikator existiert nicht!

Dax nahe 10.000 Punkten: 10 populäre Irrtümer über Aktien

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