Kursrallye an der Börse Dax steigt auf Rekordhoch

Die "Bullen" sind zurück: Der Dax nach Wochen des Verharrens in einer schmalen Spanne nun die Marke von 16.000 Punkten übersprungen und erreicht ein neues Rekordhoch
Foto: Lisi Niesner / REUTERSDer deutsche Aktienindex Dax hat am Freitag eine zunächst zäh angelaufene Börsenwoche mit einem Rekordhoch gekrönt. Mit knapp 16.332 Punkten überflügelte der Leitindex die alte Bestmarke vom November 2021 klar. Die Anleger zeigten sich wie tags zuvor in der Hoffnung auf eine baldige Lösung im US-Schuldenstreit risikofreudig.
Kurz vor dem Handelsschluss an den hiesigen Börsen kam allerdings die Nachricht, dass die Republikaner die Verhandlungen mit den Demokraten verlassen hätten. Der Dax dämmte somit seine Gewinne in den letzten Minuten noch auf 0,69 Prozent ein und verabschiedete sich bei 16.275 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen büßte sein Kursplus nahezu komplett ein und schloss um 0,08 Prozent höher bei 27.639 Zählern.
Schon am Vortag hatte die vage Aussicht auf eine politische Einigung zu einer Schuldenobergrenze in den USA die Kurse am hiesigen Aktienmarkt befeuert. Der deutsche Leitindex hatte erstmals seit Anfang 2022 über der Marke von 16.000 Punkten geschlossen, nachdem das Börsenbarometer zuvor über Wochen kaum vom Fleck gekommen war. Für die vergangenen fünf Handelstage steht damit ein Plus von gut 2 Prozent im Dax zu Buche.
Im Streit über die US-Schuldenobergrenze hatten Präsident Joe Biden und der führende Kongressabgeordnete Kevin McCarthy zuvor ihre Entschlossenheit bekräftigt, eine rasche Einigung zu erzielen. Investoren wetten darauf, dass die Sache noch am Wochenende vom Tisch ist. Käme kein Deal zustande, könnte die Regierung Anfang Juni ihre Rechnungen womöglich nicht mehr bezahlen. Das wäre ein hochriskantes Unterfangen, aber die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario sei nicht mehr besonders hoch, sagte Kevin Thozet vom Fondsmanager Carmignac. Das Weiße Haus sieht in den Verhandlungen über eine Anhebung der Schuldenobergrenze "stetige Fortschritte". Die US-Regierungszentrale teilt mit, Präsident Biden habe sich im japanischen Hiroshima in einer Schalte von seinem Team in Washington über den Verhandlungsstand informieren lassen. Biden nimmt in Japan am Gipfel der sieben führenden demokratischen Industrienationen teil.
Der alte Dax-Rekord von rund 16.290 Punkten stammt aus dem November 2021, bevor Russlands Krieg gegen die Ukraine sowie steigende Leitzinsen infolge hoher Inflation die Börsen im Jahr 2022 weltweit heruntergezogen hatten. Seit Herbst 2022 läuft es aber wieder rund, der Dax hat sich seit dem September-Rutsch auf fast 12.000 Punkte stark erholt.
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Konjunkturoptimismus mit Blick auf China
Dafür sorgte auch Konjunkturoptimismus nach dem Ende der harten Corona-Einschränkungen Chinas vor dem Jahreswechsel. Zwar stockt es in der chinesischen Wirtschaft, einem wichtigen Zugpferd der globalen Konjunktur, immer noch vor allem in der Industrie, doch gibt es auch positive Signale.
"In der aktuellen Berichtssaison bestätigen europäische Hersteller von Automobilen, Luxusgütern und Sportartikeln eine gesunde Erholung der chinesischen Umsätze, wenn auch der starke Aufschwung aus dem ersten Quartal nicht über das gesamte Jahr fortführbar erscheint", erklärte Analyst Sven Streibel von der DZ Bank unlängst. Wichtig sei vor allem, dass die Unternehmen positiv auf die weitere Erholung des chinesischen Konsumverhaltens blickten. Vor diesem Hintergrund hatte Streibel sein Jahresendziel für den Dax erst in der zweiten Mai-Woche auf 16 500 Punkte angehoben.
Bei den Einzelwerten rutschten Adidas-Aktien an das Dax-Ende. Sie verloren mehr als 3 Prozent, nachdem die US-Sportschuhkette Foot Locker die Prognosen für das Gesamtjahr gesenkt hatte. Daneben sorgten vor allem Analystenkommentare für Bewegung. So gaben die Aktien der Commerzbank um ein halbes Prozent nach. Die Bank of America hatte die Papiere auf "Underperform" abgestuft. Unter den kleineren Titeln profitierten 1&1 mit einem Aufschlag von 4,5 Prozent von einer neuen Kaufempfehlung der Deutschen Bank. Telefonica Deutschland verloren dagegen gut 1 Prozent, hier hatte die Deutsche Bank das Kaufvotum gestrichen.
Vorsichtiger Optimismus an der Wall Street
Am US-Aktienmarkt haben sich die Bewegungen nach den deutlichen Vortagesgewinnen in Grenzen gehalten. Am Donnerstag hatte die Zuversicht über eine zeitnahe Lösung des Schuldenstreits die Indizes teils deutlich angetrieben. Am Freitag nun warteten die Anleger erst einmal ab.
Der Leitindex Dow Jones Industrial legte um 0,20 Prozent auf 33.602 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,18 Prozent auf 4206 Zähler. Für den Nasdaq 100 als Auswahlindex der Technologiewerte ging es um 0,11 Prozent auf 13.819 Punkte nach unten.
Nikkei schließt auf höchstem Stand seit 1990
Steigende Kurse auch in Asien: In Japan erreichte der Nikkei-Index am Freitag den höchsten Stand seit fast 33 Jahren. Der Nikkei an der Börse von Tokio stieg am Freitag bis Handelsschluss um 0,77 Prozent auf 30.808,35 Punkte. Das war der höchste Stand seit Sommer 1990.
Bitcoin bei 27.000 Dollar
Die Digitalwährung Bitcoin notierte zuletzt knapp unter 27.000 US-Dollar - und damit rund 1 Prozent niedriger als noch vor 24 Stunden. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX von über 21.000 US-Dollar auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.
Bitcoin
Ölpreise legen zu
Am Ölmarkt machte sich ebenfalls Optimismus breit. Der Preis für das Nordseeöl Brent gewann bis zu 1,3 Prozent auf 76,83 Dollar je Barrel. Das US-Öl WTI kostete mit 72,75 Dollar je Fass 1,2 Prozent mehr.
Tendenzielle Belastung für den Ölmarkt kommt seit einiger Zeit durch die zögerliche Konjunkturerholung in China. Hinzu kommen Rezessionssorgen in den Vereinigten Staaten. Ausschlaggebend sind vor allem die starken Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed zur Bekämpfung der hohen Inflation.