Börsenkurse der Woche Überraschen Sie uns, Herr Halver!
Staatsanleihen - keine Angst vor dem "Grexit"

Vorerst ist ein "Grexit" kein Thema. Denn Griechenland ginge es wirtschaftlich noch schlechter und die Eurozone stünde vor dem Scherbenhaufen ihrer Krisenpolitik. Alle Maastricht-Stabilitätskriterien hätte sie dann geopfert, ohne den Euro-Verbund zusammen gehalten zu haben.
2010 - als die Schuldenprobleme Griechenlands auftraten - wäre Brüssel ein Grexit billiger gekommen. Ebenso ist kein offener Schuldenschnitt zu erwarten, der Deutschlands Steuerzahler Geld kostete und bei anderen Euro-Schuldnerländern schlafende Hunde wecken könnte. Gemäß dem EU-Prinzip "Was nicht passt, wird passend gemacht" wird ein verdeckter Schuldenschnitt über verlängerte Schuldenlaufzeiten oder Zinsstundungen durchgeführt.
Griechenland ausgenommen reagieren die Anleihemärkte entspannt auf das Athener Krisenpotenzial. Die Finanzmärkte erwarten, dass eine erneute Euro-Krise 2.0 selbst bei einem Grexit - sollte die Regierung in Athen ihre aktuellen Provokationen aufrechterhalten - durch die Euro-Rettungsinstrumente und die EZB verhindert wird.
Euro-Kurs - ein Währungskrieg droht

Inoffiziell geht es der EZB mit ihrem Anleiheaufkaufprogramm auch um eine weitere Abwertung der Gemeinschaftswährung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Staaten. Konjunkturell braucht die Eurozone jede Unterstützung. Da in den USA im Gegensatz zur Eurozone die Leitzinswende - wenn auch eher verhalten - stattfindet und dort der Prozess der geldpolitischen Liquiditätsausweitung beendet ist, kann der Euro bis 2016 die Parität zum US-Dollar erreichen.
Hartnäckiger Widerstand gegen das Währungsdumping der EZB kommt von der japanischen Notenbank, die die Handelsbilanz Japans nicht durch eine Euro-Abwertung gegenüber Yen in Gefahr bringen will. Beide Notenbanken werden sich mit Anleiheaufkäufen gegenseitig hochschaukeln. Sollten zum Schluss beide Währungen gemeinsam gegenüber anderen Exportkonkurrenzwährungen abwerten, werden Chinesen, Inder, Schweden, Südkoreaner, Schweizer und Briten ebenso in den liquiditätspolitischen Abwertungswettlauf eintreten. Der Währungsabwertungsweltkrieg wäre ausgebrochen.
Öl- und Gasaktien - Hoffen auf die Preiserholung

Die Opec wird bis zur nächsten Sitzung im Juni ihre Fördermenge planmäßig ausweiten. Da insofern das Überangebot auf dem Ölmarkt fortbesteht, hält der Preisdruck beim Öl an. Schätzungen zufolge könnte der Ölpreis der Sorte Brent sogar noch bis 40 US-Dollar pro Barrel fallen. Spätestens ab diesem Preis wird Öl- und Gas-Fracking in den USA jedoch unrentabel, was zu nachfolgenden Angebotsverknappungen und einer Preiswende führen wird.
Grundsätzlich erwartet die US-Energiebehörde EIA wegen der niedrigeren Energiepreise eine deutliche Abflachung des Wachstums der US-Ölproduktion 2015 und 2016. Bereits jetzt ist die Zahl der aktiven Bohrlöcher in den USA deutlich gefallen. Insgesamt ist ab Frühjahr 2015 wieder mit steigenden Ölpreisen bis 65 US-Dollar zum Jahresende zu rechnen.
Diese Einschätzung gibt auch der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Öl und Gas-Index wieder, wo sich Preiserholungsphantasien bereits niederschlagen.
Deutsche Mittelstandsaktien - besser als die Großen

Gemäß ifo Geschäftserwartungen - die zum dritten Mal in Folge gestiegen sind - hat das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland die Trendwende vollzogen. Die deutsche Industrie profitiert von einer wiedererstarkten US-Konjunktur und einer stabilen Wirtschaftsentwicklung in Asien. Hinzu kommt die ultralockere Zinspolitik der EZB, die schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme zur Wirtschaftsstabilisierung in den Euro-Ländern begünstigt. Die ab März einsetzenden Staatsanleiheaufkäufe der EZB stimulieren über einen so nachgebenden Euro die deutsche Exportindustrie zusätzlich. Daneben kommen konjunktursensitiven Aktien die günstigen Energiepreise zugute, die trotz Euro-Schwäche insgesamt zu Margenverbesserungen führen.
Insofern ist von einer Fortsetzung der Outperformance des MDax gegenüber dem Leitindex Dax auszugehen. Denn im Vergleich zum deutschen Leitindex ist dieser ungleich stärker mit Aktien der konjunkturzyklischen Branchen Automobil, Maschinenbau, Elektro oder Chemie bestückt.
Zinsen vs. Dividenden - Ausschüttungen haben Nase vorn

Ein Mega-Anlagethema 2015 sind Dividendenstrategien als Alternative zu Zinsstrategien. In diesem Jahr werden Dax-Konzerne einen neuen Ausschüttungsrekord aufstellen. Aktuell wartet der Dax mit etwa 3, der Euro Stoxx mit 3,5 und einige Branchen sowie ein reiner Euro-Dividendenindex mit bis deutlich über 4 Prozent Dividendenrendite auf. Dividendenstarke Aktien bieten grundsätzlich ein ordentliches Risikopolster gegen Kursschwankungen.
Im Übrigen tritt der Dividendendividendeneffekt immer mehr an die Stelle des Zinseszinseffekts. Denn der Wiederanlageeffekt kann nur dann einen positiven Anlageerfolg erbringen, wenn der zugrunde gelegte Anlagezins eine entsprechende Höhe hat. Zur Verhinderung einer erneuten Euro-Staatsschuldenkrise sind ansteigende Zinsen aber unmöglich.