Gewinne an der Börse Börsen in Europa, USA und Asien legen zu

Kurstafel an der Frankfurter Börse
Foto: picture alliance / dpaAn den deutschen Börsen wird am Pfingstmontag nicht gehandelt, doch sowohl an den asiatischen Börsen wie auch an den europäischen Börsen ging es am Montag überwiegend bergauf. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg zuletzt um 0,61 Prozent auf 3068,76 Punkte - obwohl die Proteste gegen Rassismus in den USA inzwischen zu Ausgangssperren in mehr als 40 Städten geführt haben und US-Präsident Donald Trump zwischenzeitlich dazu bewegt haben, im Bunker unter dem Weißen Haus Schutz zu suchen.
Anleger in Frankreich, England und China verloren dennoch nicht ihren Optimismus. In Paris gewann der Cac 40 1,1 Prozent auf 4719Punkte, während der britische Leitindex FTSE 100 1,01 Prozent auf 6137,72 Zähler stieg. Außerdem stützte die Erholung der Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone die Stimmung. Auch der deutsche Leitindex Dax dürfte am Dienstag diese Entwicklung nachvollziehen und mit Gewinnen in den Handel starten.
Wall Street am Pfingstmontag leicht im Plus
Die wichtigsten US-Aktienindizes haben am Montag nach einem Start im roten Bereich zuletzt leichte Gewinne verzeichnet. Der Dow Jones legte um 0,2 Prozent auf 25.428 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 gewann 0,10 Prozent auf 3047,44 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 0,1 Prozent auf 9565 Punkte.
Unmittelbar nach Handelsstart hatten Anleger in Abwägung steigender Aktienkurse andernorts und Sorgen um das Verhältnis zwischen China und den USA noch leicht den Daumen gesenkt. In Asien waren die wichtigsten Märkte mit einem Plus aus dem Geschäft gegangen, was ausgerechnet in China und Hongkong besonders deutlich ausfiel.
Die an diesem Tag veröffentlichten Konjunkturdaten konnten nicht für ein klares Bild sorgen. Auf der einen Seite hatte sich die Industriestimmung im Mai einer Umfrage des Institute for Supply Management zufolge nicht so deutlich verbessert wie Experten erwartet hatten. Auf der anderen Seite waren die Bauausgaben im April überraschend wenig gesunken.
Trump bleibt nach lauten Tönen zahm gegenüber China
Am Freitag hatte US-Präsident Donald Trump auf Chinas Einmischung ins eigentlich autonome Hongkong reagiert. Die US-Regierung wird die bevorzugte Behandlung der Metropole weitgehend beenden. Das werde auch Exportkontrollen und Zölle betreffen, sagte Trump. Doch nach den lauten Tönen Trumps im Vorfeld hatten Anleger eine härtere Reaktion Trumps erwartet - der Präsident will mitten im Wahlkampf China zwar mit Worten, aber nicht mit Taten verärgern. Im Konflikt mit China wirkt er daher wie ein Papiertiger.
Am Montag folgte die Reaktion Chinas: Chinesische Regierungsvertreter haben den großen staatlichen Agrarkonzernen Insidern zufolge angeordnet, den Einkauf mancher amerikanischer Landwirtschaftsgüter zu unterbrechen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Lufthansa stimmt EU-Auflagen für Rettungspaket zu
Unter den Sektoren lag der europäische Branchenindex Stoxx Europe Travel & Leisure mit einem Plus von 2,14 Prozent ganz vorne. Die Lufthansa hatte am Freitag einer Rettung durch die Regierung zugestimmt - dies sorgte für gute Stimmung in der Branche.
Italien: Mediobanca Aktien steigen zweistellig
In Mailand springt die Mediobanca-Aktie um bis zu 14 Prozent. Der Milliardär Leonardo Del Vecchio bittet die italienische Notenbank um Erlaubnis, seinen Anteil an der größten börsengehandelten Investmentbank Italiens auf bis zu 20 Prozent zu erhöhen
Asiens Börsen auf Dreimonatshoch
Die asiatische Aktien sind am Montag auf ein Dreimonatshoch geklettert. Lockerungen der Beschränkungen in der Coronavirus-Pandemie trugen dazu bei, die Unruhen in den USA und das Unbehagen über Washingtons Machtkampf mit Peking zu kompensieren.
Die Börse in Tokio schloss im Plus. Der 225 Werte umfassende Nikkei legte 0,8 Prozent zu auf 22.062 Punkte. Das ist der höchste Wert seit dem 26. Februar. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 0,3 Prozent und lag bei 1568 Punkten. Auch andere asiatische Börsen legten zu. In Deutschland, Österreich und der Schweiz bleiben die Märkte am Pfingstmontag unterdessen geschlossen.
"Es liegen noch viele Hürden vor uns", sagte John Vail, Chefstratege bei Nikko Asset Management. "Aber Präsident Donald Trump wird eindeutig versuchen, bis zu seiner Wahl unruhige Märkte zu vermeiden, sofern dies nicht unbedingt erforderlich ist."
Kursübersicht: Hier sehen Sie Dax und Dow in Echtzeit
Proteste in den USA gehen weiter
In vielen Großstädten in den USA sind die Menschen auf die Straße gegangen, um nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd gegen Rassismus zu demonstrieren. Ein weißer Polizist hatte den unbewaffneten Floyd minutenlang mit dem Knie auf dem Hals zu Boden gedrückt. Floyd starb wenig später im Krankenhaus. Die Proteste in den USA sind vielfach eskaliert. Vergangene Nacht fuhr in Minneapolis ein Tanklaster in eine friedliche Kundgebung.
Die Ausschreitungen sind ein erneuter Rückschlag für die durch die Coronavirus-Pandemie eingebrochene US-Wirtschaft. Die Atlanta Federal Reserve schätzt, dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 51 Prozent auf Jahresbasis sinken könnte. Auch auf dem Arbeitsmarkt sieht es düster aus: Es wird erwartet, dass der für Freitag geplante Beschäftigungsbericht für Mai eine Arbeitslosenquote von 19,8 Prozent zeigen wird, deutlich über dem bisherigen Rekordwert von 14,7 Prozent im April. "Die aktuellen Arbeitslosenzahlen gehen weit über das hinaus, was wir in jeglicher Rezession in der Nachkriegszeit erlebt haben", schrieb Christian Keller, Ökonom bei Barclays.
Im asiatischen Devisenhandel verlor der Dollar 0,1 Prozent auf 107,64 Yen und gab 0,2 Prozent auf 7,1196 Yuan nach. Zur Schweizer Währung notierte er 0,1 Prozent niedriger bei 0,9606 Franken. Parallel dazu stieg der Euro um 0,3 Prozent auf 1,1134 Dollar und zog um 0,2 Prozent auf 1,0698 Franken an. Das Pfund Sterling gewann 0,3 Prozent auf 1,2385 Dollar.