Börse Dämpfer für Dax zum Wochenstart

Dax im Minus: Wie lange geht der Bullenmarkt noch weiter?
Foto: picture-alliance/ dpaNach dem starken Jahresauftakt sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt zu Beginn der zweiten Handelswoche erheblich vorsichtiger geworden. Der Dax rutschte am Montag zeitweise bis auf fast 13.800 Punkte ab und schloss 0,80 Prozent tiefer mit 13.936 Punkten. Damit entfernte er sich deutlicher von seinem Rekordhoch, das er in der ersten Börsenwoche des neuen Jahres mit etwas über 14 131 Punkten erreicht hatte. Der MDax für mittelgroße Werte verlor verlor am Montag 0,81 Prozent auf 31 102,20 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging um 0,67 Prozent auf 3620 Zähler abwärts.
Sorgen bereiten den Investoren einerseits die Coronavirus-Mutationen, die verstärkt inzwischen auch außerhalb Großbritanniens und Südafrikas nachgewiesen werden. Andererseits startet in Kürze die Berichtssaison, weshalb für viele Anleger Vorsicht die Devise ist. Experten sehen aber auch die Gefahr anziehender Zinsen in den USA. Zum einen steigen damit die Finanzierungskosten der Unternehmen, zum anderen werden Anleihen im Vergleich zu Aktien wieder zu einer Alternative. Auslöser des Renditeanstiegs am US-Rentenmarkt ist die Aussicht auf eine noch lockerere Finanzpolitik unter dem designierten Präsident Joe Biden. Das treibt die Wachstums- und Inflationserwartungen an, weshalb die Kapitalmarktzinsen steigen.
An der New Yorker Börse notierter der Leitindex Dow Jones 0,23 Prozent leichter, der Technologie-Index Nasdaq 100 rutschte um 0,85 Prozent auf knapp unter 13.000 Punkte ab. Für Aufsehen sorten hier vor allem die Aktien von Twitter: Die Aktien des Kurznachrichtendienstes brachten zeitweise um mehr als 12 Prozent ein, nachdem das Unternehmen den Account von US-Präsident Donald Trump gesperrt hatte. Offenbar wolle Twitter damit eine künftige strengere Regulierung Sozialer Medien abwenden, sagte CMC-Experte Hewson. "Allerdings könnte es sich hierbei um einen Fall von 'zu wenig, zu spät' handeln." Im Sog von Twitter büßten die Titel von Facebook 2,6 Prozent ein. Das Online-Netzwerk hatte Trumps Account ebenfalls gesperrt.
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Eli Lilly-Aktie steigt kräftig
International sorgte vor allem der US-Pharmakonzern Eli Lilly für Aufsehen: Das Unternehmen macht Fortschritte beim Alzheimer-Medikament Donanemab. Gegen 18.30 Uhr (MEZ) kletterten die Aktien noch um rund 12 Prozent auf 185 Dollar nachdem sie vorbörslich an der 200-Dollar-Marke gekratzt hatte. Wie Eli Lilly in Indiapolis (US-Bundesstaat Indiana) am Montag mitteilte, konnte Donanemab 18 Monate nach der Einnahme die Abnahme der kognitiven Leistung der Testkandidaten um 32 Prozent verlangsamen verglichen mit Menschen, denen Placebo-Produkte verabreicht worden waren. Mit 272 nahm eine geringe Anzahl von Kranken an der Untersuchung teil.
Bislang seien noch nicht alle Voraussetzungen für eine kraftvolle Erholung der Weltwirtschaft von den Pandemie-Folgen gegeben, kommentierte Elwin de Groot, Chef-Anlagestratege der Rabobank, das Handelsgeschehen. "Wir müssen die neue Infektionswelle bewältigen. Außerdem dauert es in vielen Ländern, die Impfstoffe zu verteilen."
Steigende Bondrenditen könnten Aktienkurse weiter bremsen
Und Experten sehen eine weitere Gefahr: und zwar die anziehender Zinsen in den USA. "Still und heimlich steigen die Zinsen von US-Staatsanleihen immer weiter an und das könnte für die aktuelle Börsenrally zur Bedrohung werden", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Zum einen steigen damit die Finanzierungskosten der Unternehmen, zum anderen werden Anleihen im Vergleich zu Aktien wieder zu einer Alternative.
Am Devisenmarkt stieg der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, um bis zu 0,7 Prozent auf ein Drei-Wochen-Hoch von 90,728 Punkten. Auftrieb erhalte die US-Währung von den steigenden Anleiherenditen jenseits des Atlantik, sagte Portfolio-Altmann. Mit einer Rendite gut einem Prozent für zehnjährige US-Staatsanleihen und von 2,5 Prozent für Unternehmensbonds, die gerade noch das Gütesiegel "Investmentgrade" tragen, würden Schuldtitel wieder zu einer Anlagealternative für Aktien.
"Mit Hilfe der Notenbanken, den enormen fiskalischen Maßnahmen und neuen Schulden konnte die Weltkonjunktur bislang vor dem Schlimmsten bewahrt werden", erläuterte Konstantin Oldenburger, Analyst bei CMC Markets. So blickten erste Anleger jetzt schon wieder sorgenvoll in Richtung der US-Notenbank und erwarteten eine straffere Geldpolitik bereits im kommenden Jahr. Das könnte dann die bittere Pille sein, die der Aktienmarkt auf dem Weg zurück in die wirtschaftliche Normalität schlucken müsse, so Oldenburger.
Bei Einzelwerten eher unbekanntere Unternehmen im Blick
Unter den Einzelwerten standen an diesem Montag mit vorgelegten Geschäftsberichten Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe im Blick. Der Fernwartungssoftware-Hersteller Teamviewer wuchs zwar auch im vierten Quartal kräftig und übertraf seine eigenen Ziele für das Gesamtjahr 2020 leicht, doch Händler sahen darin keinen Kurstreiber mehr. Die Papiere verloren 3,77 Prozent.
Der Vakuumpumpen-Hersteller Pfeiffer Vacuum rechnet nach dem Corona-Jahr 2020 für die nächsten drei bis fünf Jahre mit einem steigenden Marktanteil durch Wachstum aus eigener Kraft sowie durch Übernahmen. Umsatz und Profitabilität sollen sich deutlich verbessern. Die Pfeiffer-Papiere kletterten auf ein Rekordhoch und schlossen etwas darunter mit einem Plus von fast 11 Prozent.
Für Aufmerksamkeit sorgen ansonsten Analystenkommentare. Die Papiere von BASF sowie die des Dialysespezialisten Fresenius Medical Care (FMC) und der Mutter Fresenius zählten mit Verlusten zwischen eineinhalb und fast drei Prozent zu den schwächsten Werten im Dax. JPMorgan senkte aus Bewertungsgründen den Daumen über die BASF-Aktien. Jefferies stufte FMC auf "Underperform" ab und kappte zudem das Kursziel für die Papiere von Fresenius.
Pharmakonzern Eli Lilly mit Kurssprung
Bitcoin fällt drastisch auf rund 30.000 Dollar
Unterdessen nutzten auch Bitcoin-Anleger die jüngste Rally für Gewinnmitnahmen. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise verbilligte sich auf 30.200 Dollar und notierte damit fast 30 Prozent unter ihrem Rekordhoch von 41.998,75 Dollar vom Freitag. Das sei eine Erinnerung daran, dass Kryptowährungen nichts für schwache Nerven seien, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. Dieser Kursrutsch sei aber kein Grund zur Panik, sondern eine Gelegenheit zum Einstieg, betonte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Die Rally ist noch nicht zu Ende." Langfristig trauen Experten Bitcoin ein Vielfaches der aktuellen Kurse zu.
Dennoch warfen Anleger Firmen aus dem Kryptowährungssektor und Unternehmen, die sich mit der Bitcoin & Co zugrundeliegenden Blockchain-Technologie befassen, aus ihren Depots. So fielen die Aktien der Bitcoin Group, die eine Kryptowährungsbörse betreibt, um 13 Prozent. An der Wall Street brachen die Papiere von Riot, Mara und Silvergate um bis zu 20 Prozent ein.
Ölpreis gibt nach
Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 55,64 Dollar je Barrel (159 Liter). Hier schürten die verschärften Pandemie-Beschränkungen Nachfragesorgen, sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Der anziehende Dollar belaste ebenfalls. Die Aufwertung der Weltleitwährung macht Erdöl für Investoren außerhalb der USA weniger attraktiv. Vor diesem Hintergrund gerieten auch Öl-Aktien unter Druck. Der europäische Branchenindex fiel um ein Prozent.