Börsenkurse der Woche Überraschen Sie uns, Herr Grüner!

Großunternehmen schlagen kleine, Goldkäufer stehen im Euro besser da als im Dollar und Dividenden haben einen großen Anteil an der Aktienperformance. Die Börsenkurse, auf die Anleger jetzt achten sollten - heute von Börsenprofi Thomas Grüner.

Mega Caps holen auf

Foto: manager magazin online

Der Mega Cap-Effekt hält Einzug. Der S&P 100-Index, welcher die 100 größten Unternehmen in den USA vereint, konnte seinen Renditevorsprung zum Small Cap-Index Russell 2000 in der zweiten Jahreshälfte 2014 signifikant ausbauen. Nicht nur in den USA ist die Euphorie für die Aktienindizes aus der "zweiten Reihe" merklich abgeklungen, beispielsweise auch in Deutschland kann der MDax  mit dem großen Bruder Dax  im Jahr 2014 nicht mithalten.

Große Werte sind in der fortgeschrittenen Phase eines Bullenmarktes üblicherweise mit zahlreichen Vorteilen ausgestattet: Sie erfüllen am ehesten die Anforderungen institutioneller Anleger, die Umschichtungen in den Aktienmarkt vollziehen. Ebenso werden sie von den Anlegermassen bevorzugt, die im bisherigen Verlauf der Aufwärtsbewegung gezögert haben. Ein Effekt, der lange auf sich warten ließ - und das immer noch zur Genüge vorhandene Potential des aktuellen Bullenmarktes erkennen lässt.

Dax - starkes viertes Quartal möglich

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Ernüchterung unter deutschen Anlegern, die im Jahr 2014 alles auf das heimische Pferd gesetzt haben. Aller Voraussicht nach wird der Dax  nicht zum dritten Mal in Folge mit einem Plus von mindestens 25 Prozent in die Bücher gehen. Unter dem Strich steht bisher ein kleines Minus, die Enttäuschung vieler Anleger ist nach der positiven Entwicklung der letzten beiden Jahre deutlich spürbar.

Die Volatilität des deutschen Leitindex sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Die minimale Schwankungsbreite in 2014 hat zwar eine einschläfernde Wirkung, doch Bewegungen der Größenordnung von 20 Prozent und mehr sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Es wäre keine Überraschung, wenn der Dax seine Lethargie im letzten Quartal 2014 abrupt beendet. Das Zwischenwahljahr in den USA sorgt traditionell für eine positive Dynamik zum Jahresende.

Leitzins vs. Aktien - keine Angst vor Zinserhöhungen

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Ist die Angst vor steigenden Zinsen begründet? Das erwartete Ende der Niedrigzinspolitik ist für viele Medien gleichbedeutend mit dem Beginn fallender Aktienmärkte. Wird die negative Korrelation der letzten beiden Jahre zwischen den europäischen Aktienmärkten und dem Leitzinsniveau der Eurozone fortgeführt, könnte man tatsächlich diesen Zusammenhang vermuten.

Die langfristige Betrachtung lässt allerdings diese unmittelbare Schlussfolgerung nicht zu. Wie beispielsweise die Entwicklung der Aktienmärkte von 2005 bis zum Ende des Jahres 2007 zeigt, können die Aktienmärkte sehr wohl in einem Umfeld steigender Zinsen eine nahezu parallele Aufwärtsbewegung vollziehen. Insgesamt gilt: Das Zinsniveau gibt den Aktienmärkten keinesfalls die Richtung vor.

Allianz - Pimco-Belastung nur vorübergehend

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Die Aktie der Allianz  musste einen herben Kursverlust in Kauf nehmen, nachdem Bill Gross - Chef der Vermögensverwaltung Pimco - seinen Rücktritt verkündete. Zwischenzeitlich notierte das Papier 7 Prozent im Tagesminus und konnte sich im weiteren Verlauf nur leicht erholen. Pimco ist einer der größten Vermögensverwalter der Welt mit einem verwalteten Vermögen von knapp zwei Billionen Dollar und zudem ein Tochterunternehmen der Allianz.

Eine übertriebene Kursreaktion? Sicherlich lässt sich der zukünftige Unternehmenserfolg eines derart riesigen und weit verzweigten Konzerns nicht an einer Person festmachen. Noch dazu befand sich Bill Gross nach den jüngsten Misserfolgen seines Anleihefonds mehr und mehr auf Konfrontationskurs. Aber kurzfristig kochen die Emotionen der Anleger eben hoch - ähnlich erging es Apple nach dem Ende der Ära Steve Jobs. Mittel- bis langfristig sollten jedoch die intakten Fundamentaldaten die Richtung der Allianz-Aktie wieder vorgeben.

USA vs. Euro-Zone - Amerika eilt voraus

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Das Bruttoinlandsprodukt der USA zeigt sich weiterhin deutlich dynamischer als in der Eurozone. Letzte Woche wurde der Wert für das zweite Quartal auf ein Wachstum von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal nach oben korrigiert. Die Eurozone hingegen bleibt mit einem Wachstum von 0,8 Prozent weiter unter dem langjährigen Durchschnitt und zeigt auch gegenüber dem Vorquartal eine negative Tendenz.

Allgemein ist schon seit 2012 zu beobachten, dass die amerikanische Wirtschaft sich deutlich schneller erholt. Verliefen die Wachstumsraten bis ins Jahr 2011 relativ ähnlich, konnte die USA nach dem Rückgang schnell wieder in den Bereich zwischen 2 und 3 Prozent zurückkehren und behauptet sich seitdem auf diesem Niveau. Die Eurozone hingegen durchlief eine Rezession und konnte erst gegen Ende des letzten Jahres wieder in den Wachstumsmodus zurückkehren.

Goldpreis - Euro-Anleger im Vorteil

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Ernüchterung im Jahr 2014 auch unter Gold-Anhängern. Die erhoffte Erholung bleibt vorerst aus. Der Goldpreis in US-Dollar weist seit Jahresbeginn eine marginale Rendite von 0,224 Prozent auf. Das schwache dritte Quartal macht den guten Jahresstart vergessen. Für Investoren aus dem Euroraum ist die Enttäuschung jedoch ungleich geringer. Hier stehen im Jahresverlauf ansprechende 9,34 Prozent zu Buche. Die starke Abschwächung des Euros gegenüber dem US-Dollar lindert den Schmerz.

Der Euro verlor in diesem Zeitraum 8,25 Prozent gegenüber dem US-Dollar. Hier zeigt sich deutlich, dass der Währungseffekt - unter Umständen nur kurzfristig - einen entscheidenden Faktor darstellen kann. Aus diesem Grund ist eine breite Streuung innerhalb des Portfolios ein nicht zu vernachlässigender Faktor in Bezug auf die Gesamtrendite - und eine wirkungsvolle Gegenmaßnahme für kurzfristige Schwankungen.

Dax vs. EuroStoxx 50 - Deutsche Aktien vorn

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Gerne werden EuroStoxx 50  und Dax  gegenübergestellt: Während der Dax schon mehrfach neue Rekordmarken setzen konnte, ist der EuroStoxx 50 noch weit von seinem Allzeithoch entfernt. Der Vergleich hinkt ja auch - als Kursindex hat es der EuroStoxx im Umfeld steigender Dividenden gegen jeden Performance-Index schwer. Deshalb erlauben wir dem EuroStoxx, einmal im Total-Return-Outfit gegen den Dax anzutreten.

Und siehe da: Es reicht noch immer nicht, dem Dax im laufenden Bullenmarkt Paroli bieten zu können. Die deutschen Unternehmen sind nun mal die Zugpferde der europäischen Wirtschaft. Doch der Abstand des EuroStoxx 50 zum Dax ist weitaus geringer, als man in den "üblichen" Vergleichen zu Gesicht bekommt. Denn Dividendenstärke ist ein europaweites Phänomen.

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