Börse Dax schließt im Minus, Dow Jones fährt Verluste ein

Der Dax schließt nach enttäuschenden Arbeitsmarktdaten aus den USA im Minus. Anleger nehmen Gewinne mit, unter anderem bei Vonovia und Deutscher Telekom. Der Dow Jones Index kippt nach US-Börsenstart ins Minus.
Der Dax notierte am Dienstag bei Börsenschluss unter 16.000 Zählern

Der Dax notierte am Dienstag bei Börsenschluss unter 16.000 Zählern

Foto: Lisi Niesner / REUTERS

Nach einem kurzen Ausflug des Dax  über die Marke von 16 000 Punkten hat am Dienstag die Aussicht auf weiter steigende Zinsen die Investoren wieder vorsichtig gestimmt. Der Leitindex, der im frühen Handel erstmals seit Anfang vergangenen Jahres die 16.000er Marke hinter sich ließ, büßte am Ende 1,23 Prozent auf 15.726,94 Zähler ein. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel sank um 1,43 Prozent auf 27 456,06 Zähler. Der EuroStoxx fiel mit 1,64 Prozent auf 4.2923 Zähler.

Am Donnerstag dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) wegen der hohen Inflation in der Eurozone erneut die Leitzinsen anheben. Experten sind aber uneins, ob es einen großen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten geben wird oder einen kleinen von 0,25 Prozentpunkten. Diese Unsicherheit hielt Anleger von Aktienkäufen ab. Am Nachmittag gab es zudem schwache Konjunkturzahlen aus den USA, die den Dax zusätzlich belasteten.

Die Zahl der offenen Stellen in den USA ist im März stärker gefallen als erwartet. Sie sank von 9,97 Millionen Stellen im Vormonat auf 9,59 Millionen Stellen, wie das US-Arbeitsministerium am Dienstag in Washington im sogenannten Jolts-Bericht mitteilte. Volkswirte hatten einen weniger deutlichen Rückgang erwartet und mit 9,74 Millionen Stellen gerechnet. Im Februar war die Zahl der offenen Stellen erstmals sei Mai 2021 unter zehn Millionen gefallen.

Die Daten deuten auf eine gewisse Abkühlung am Arbeitsmarkt hin. Dieser hat sich trotz schwächerer Konjunkturdaten und deutlicher Zinserhöhungen durch die US-Notenbank insgesamt bisher robust gezeigt. Ein schwächerer Arbeitsmarkt könnte den Lohndruck mindern und so der Notenbank den Kampf gegen die hohe Inflation erleichtern. Der monatliche Arbeitsmarktbericht der Regierung wird am Freitag veröffentlicht.

Bayer ex Dividende

Zu den größten Verlierern im Dax zählten der Wohnungskonzern Vonovia und die Deutsche Telekom. Der Agrarchemiekonzern Bayer hingegen wurde heute ex Dividende gehandelt. Bayer schüttet eine Dividende in Höhe von 2,40 Euro je Aktie aus.

Anleger warten auf Fed und EZB

Anleger warteten mit Spannung auf die Sitzung der Fed am Mittwoch und auf Hinweise auf ihre künftige Geldpolitik. Die meisten Marktteilnehmer rechneten mit einer weiteren Leitzinsanhebung um 25 Basispunkte. "Über das Danach aber herrscht Uneinigkeit zwischen der Fed und dem Markt. Während die Anleger bereits Zinssenkungen noch in diesem Jahr einpreisen, bleibt die Fed bislang dabei, dass sie die Zinssätze hochhalten und 2023 nicht senken wird", sagte ein Börsianer.

Deutsche Bank im Minus

Die Reaktion der Bankenwerte auf die Rettungsübernahme der US-Regionalbank First Republic durch den Branchenriesen JP Morgan fiel unterdessen uneinheitlich aus. In Deutschland verloren die Aktien der Deutschen Bank rund drei Prozent. Der Aktienkurs der kleineren Rivalin Commerzbank brach ebenfalls ein. Der Anstieg der Titel des britischen Geldhauses HSBC um 3 Prozent nach überraschend starken Quartalszahlen hievte den europäischen Banken-Sektorindex zwar ins Plus. Unter den Einzelwerten gab es jedoch keine gemeinsame Richtung.

Analysten zufolge freuten sich Investoren einerseits, dass eine Finanzkrise zunächst abgewendet wurde. Andererseits machten sie sich erneut Sorgen um die langfristige Entwicklung im globalen Banksystem. "Es ist die zweitgrößte Bankenpleite in der Geschichte der USA und die Bank ist bereits die dritte, die aufgrund der steigenden Zinsen und mangelnder Liquidität die Türen schließen muss", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets.

Energiesektor nach BP-Bilanz im Minus

Bei anderen Unternehmen stand BP stark unter Druck. Der britische Energiekonzern hat dank eines starken Öl- und Gasgeschäfts seinen Gewinn verglichen mit dem Vorquartal zwar leicht gesteigert. Im Vergleich zum Vorjahr, als der Ölriese im ersten Quartal noch 6,25 Milliarden Dollar unter dem Strich stehen hatte, war das allerdings ein deutlicher Rückgang. An der Londoner Börse fiel der Aktienkurs um 9,14 Prozent. Analysten verwiesen darauf, dass das Unternehmen seine Aktienrückkäufe drosseln will.

Die Probleme bei BP sowie ein Rückgang der Ölpreise wegen schwacher Konjunkturdaten in China und der Erwartung höherer Zinsen in den USA drückten den ganzen Energiesektor.

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Wall Street vor Fed-Zinsentscheid im Minus

Einen Tag vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed haben die New Yorker Aktienbörsen an ihren lustlosen Wochenauftakt angeknüpft. Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel zuletzt um 1,36 Prozent tiefer auf 33.589 Punkte. Der technologielastigen Nasdaq 100  sank um 0,99 Prozent auf 13.114 Punkte. Der marktbreite S&P 500 fiel um 1,44 Prozent auf 4109 Zähler.

Die Märkte preisen eine weitere Leitzinserhöhung durch die Fed um 0,25 Prozentpunkte ein. Die Frage ist, wie es danach weitergeht. Aktuell liegt die Wahrscheinlichkeit für einen zusätzlichen Zinsschritt der Notenbank deutlich unter 50 Prozent. Die Volkswirte der Commerzbank rechnen dagegen mit einer weiteren Erhöhung nach Mai. Hinweise auf den geldpolitischen Kurs werden von US-Notenbankchef Jerome Powell nach der morgigen Sitzung erwartet.

Am Dienstag stehen nach dem Börsenstart Daten zum Auftragseingang der US-Industrie auf der Agenda. Einzelwerte wurden von Unternehmensnachrichten bewegt.

Uber-Aktien im Plus

Beim Fahrdienstvermittler Uber konnten sich die Anleger dank des überraschend starken Jahresstarts über ein Kursplus von rund 15,26 Prozent freuen. Dank einer anziehenden Nachfrage hatte das Unternehmen ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vorgelegt. Auf dieser Basis stellte der Fahrdienst-Vermittler und Essenslieferant am Dienstag für das laufende Vierteljahr einen überraschend hohen operativen Gewinn von 800 bis 850 Millionen Dollar in Aussicht. Nach zwei schwachen Jahren wachse das Fahrdienst-Vermittlungsgeschäft in Nordamerika wieder, sagte Firmenchef Dara Khosrowshahi.

Zum Jahresauftakt stieg der Umsatz um 29 Prozent auf 8,73 Milliarden Dollar. Das Betriebsergebnis erreichte mit 761 Millionen Dollar ein Rekordhoch. "Ubers führende Marktposition und Diversifikation verhelfen zu einem stabilen und zunehmend profitablen Handelsgeschäft", lobte Analyst Tom White vom Research-Haus D.A. Davidson.

Pfizer-Aktien ziehen an, Chegg-Aktien brechen ein

Die Aktien von Pfizer zogen um 0,57 Prozent an. Der Pharmakonzern schnitt im ersten Quartal trotz deutlicher Einbußen vor allem im Geschäft mit seinem Covid-Impfstoff besser ab als erwartet und bestätigte seine Jahresziele.

Erfreuliche Zwischenberichte bescherten zudem der Hotelkette Marriott und der Biosupermarktkette Sprouts Farmers Market Kursgewinne von 3,98 beziehungsweise 7,5 Prozent. Auch die Aussagen beider Unternehmen zur künftigen Geschäftsentwicklung überzeugten.

Dagegen brachen die Anteilsscheine von Chegg um 45,5 Prozent ein. Der Spezialist für Bildungsmaterialien sieht durch den Sprachroboter ChatGPT sein Wachstum bedroht. Das US-Analysehaus Jefferies strich seine Kaufempfehlung und empfiehlt die Papiere nur noch mit "Hold".

Bitcoin über 28.000 Dollar

Die Digitalwährung Bitcoin notierte zuletzt bei rund 28.498 US-Dollar. Im November 2022 war die Währung unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX auf rund 16.000 US-Dollar eingebrochen. Ein Jahr zuvor erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.

Bitcoin

Ölpreise geben kräftig nach

Die Ölpreise sind am Dienstag deutlich unter Druck geraten. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent  zur Lieferung im Juli 75,72 US-Dollar. Das waren 3,59 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni fiel ähnlich stark auf 72,08 Dollar. Im Tief war Erdöl so günstig wie seit Ende März nicht mehr.

Marktbeobachter erklärten den Preisrückgang unter anderem mit Sorgen über eine schwächere konjunkturelle Entwicklung in China. Zuletzt hat sich die Stimmung in Industriebetrieben der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt deutlich eingetrübt. Der staatliche Indikator für die Stimmung der Einkaufsmanager ist im April unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten gefallen und deutet damit auf eine Schrumpfung der wirtschaftlichen Aktivitäten hin.

Verglichen mit Jahresbeginn hat sich Erdöl deutlich verbilligt, obwohl einige Staaten der Ölallianz Opec+ eine Senkung der Fördermenge beschlossen haben. Die Ölpreise werden vor allem durch wachsende Konjunktursorgen belastet, weil große Notenbanken die Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation stark erhöht haben. In dieser Woche werden von der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) weitere Anhebungen erwartet.

Mit Nachrichtenagenturen
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