Börse Dax und Dow unter Druck - die Angst ist zurück

Handelssaal in Frankfurt: Der Dax gibt am Freitag deutlich nach
Foto: Arne Dedert/ dpaDer sich wieder verschärfende US-chinesische Konflikt sowie neue Sorgen rund um die Corona-Pandemie haben den Dax am Freitag erstmals seit dem Wochenbeginn unter die Marke von 13.000 Punkten gedrückt. Im frühen Handel büßte der deutsche Leitindex bereits über 2 Prozent ein. Zum Handelsschluss auf dem Computersystem Xetra (17.30 Uhr) lag der Index nach starken Schwankungen ebenfalls mit 2 Prozent im Minus bei 12.838 Punkten. Der Index der mittelgroßen Werte MDax beendete den Tag mit Einbußen von 2,4 Prozent auf 26.650 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx 50 gab um 1,8 Prozent auf 3310 Punkte nach.
In den USA gaben Dow Jones und Nasdaq ebenfalls nach. Vor allem die Börsenlieblinge der vergangenen Monate gerieten auf Grund des US-chinesischen Konfliktes besonders unter Druck. So gab die Aktie von Tesla im frühen US-Handel zeitweise um 10 Prozent nach. In Frankfurt fiel das Papier bis auf 1200 Euro. Am Donnerstag war die Aktie in Reaktion auf den vierten Quartalsgewinn in Folge noch auf 1450 Euro geklettert. Anleger nehmen Gewinne mit. Der Chipriese Intel verlor nach einem enttäuschenden Ausblick im frühen US-Handel sogar 18 Prozent an Wert.
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"Zuletzt hatten die Anleger die Pandemie aus ihren Köpfen verbannt", doch nun sei Covid-19 einmal mehr auf die Börsenbühne zurückgekehrt, kommentierte IG-Marktanalyst Christian Henke unter Verweis auf die wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten vom Vortag. In den Vereinigten Staaten war die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erstmals seit mehr als drei Monaten wieder angestiegen. Hinzu kommt die Reaktion Chinas auf die bevorstehende Schließung eines chinesischen Konsulats in Houston (Texas). Auch an der Wall Street hatte es am Vortag deutliche Verluste gegeben. Dort machten die Investoren vor allem bei den zuletzt sehr stark gelaufenen Technologieaktien Kasse.
Hierzulande stehen nun ebenfalls Technologie-Werte im Fokus, zumal am Vorabend nach US-Börsenschluss der Chipkonzern Intel seinen Quartalsbericht vorlegt hatte. Zwar verlieh der Ausbau von Rechenzentren in der Corona-Krise dem US-Chipriesen im vergangenen Quartal einen kräftigen Schub, doch nicht gut kam am Markt die bereinigte Bruttomarge an. Zugleich musste der Konzern die Einführung einer neuen Chip-Generation um weitere sechs Monate verschieben. Die Aktie gab kräftig nach und zieht nun auch das Infineon-Papier nach unten. Es gab im Dax zunächst um mehr als 4 Prozent nach, zuletzt belief sich das Minus noch auf gut 2,2 Prozent.
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Gewinne? "Ich weiß es wirklich nicht"
Aktien von Delivery Hero büßten im MDax 5 Prozent ein. Der Essenslieferdienst, der gute Chancen auf einen Dax-Aufstieg hat und dies womöglich bereits im August, kann keine Aussagen darüber machen, wann ihm der Sprung in die Gewinnzone gelingen könnte. Auf die Frage des "Handelsblatts" (Freitag), wann das Unternehmen profitabel werde, antwortete Firmenchef Niklas Österberg: "Ich weiß es wirklich nicht. Als ich letztes Mal ein Datum genannt habe, habe ich mich geirrt."
US-Börsen: Dow Jones und Nasdaq starten mit Verlusten
Die wieder aufgeflammten Spannungen zwischen den USA und China haben auch die Wall Street am Freitag weiter ins Minus gedrückt. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial gab zum Start 0,5 Prozent auf 26 519 Punkte nach. Bereits am Donnerstag waren Quartalsberichte einiger namhafter Konzerne bei den Anlegern nicht gut angekommen. Auch der Technologieindex Nasdaq 100 notierte am Freitag im Minus.
Intel knickt ein, AMD haussiert, Goldman nach Einigung im Plus
Intel hatte am Vorabend nach US-Börsenschluss zwar mit seinen Zahlen zum zweiten Quartal überzeugt, musste aber die Einführung einer neuen Chip-Generation um weitere sechs Monate verschieben. Investoren fürchten nun, dass das Unternehmen gegenüber der Konkurrenz in Rückstand gerät. Die Intel-Aktien sackten im frühen US-Handel um mehr als 10 Prozent ab, wohingegen die Papiere des Wettbewerbers AMD knapp 8 Prozent gewannen.
Positiv fiel zudem Goldman Sachs auf. Die Investmentbank einigte sich mit Blick auf die Korruptions- und Geldwäscheaffäre beim Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad mit dem Land. Vorbörslich standen die Aktien rund ein Prozent im Plus.
Hohe Rückstellungen für Kreditausfälle und mangelnde Ausgaben von Kreditkartenkunden hatten derweil den Gewinn von American Express in der Corona-Krise kräftig einbrechen lassen. Die Anteilscheine büßten vorbörslich rund 1 Prozent ein
Ölpreise stabil, Euro fällt leicht
Die Ölpreise haben sich am Freitag im frühen Handel so gut wie nicht von der Stelle bewegt. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 43,41 US-Dollar. Das waren zehn Cent mehr als am Donnerstag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg ebenfalls leicht auf 41,12 Dollar. In dieser Woche waren die Ölpreise auf den höchsten Stand seit März gestiegen. Sie haben sich damit ein gutes Stück von ihrem drastischen Einbruch in der Corona-Krise erholt. Allerdings bleibt die Erholung fragil. Große Risiken für die Ölnachfrage sind die angespannte Corona-Lage in den USA und anderen großen Volkswirtschaften sowie die politischen Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China.
Auf der Angebotsseite sorgen sich einige Beobachter, ob die für August beschlossene Fördererhöhung durch große Produzenten nicht zu früh kommt. Das Ölkartell Opec und verbündete Länder wie Russland begrenzen zwar weiterhin ihre Förderung. Allerdings wollen sie die Deckelung vom kommenden Monat an etwas lockern. Die Produktionsbegrenzung war eine Reaktion auf den Nachfrageeinbruch in der Corona-Krise.
Der Euro hat am Freitag ein wenig unter seinem am Vortag erreichten höchsten Stand seit Herbst 2018 notiert. Am Mittag kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,1591 US-Dollar. Am Morgen war der Euro noch kurzzeitig bis auf 1,1621 Dollar gestiegen. Dies war knapp unter seinem am Vortag erreichten Hoch. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,1569 Dollar festgesetzt.
Die besser als erwartet ausgefallene Stimmung in den Unternehmen der Eurozone gab dem Euro keinen weiteren Auftrieb. Die von Markit erhobenen Einkaufsmanagerindizes signalisieren jetzt sowohl für die Industrie als auch im Dienstleistungssektor wieder wirtschaftliches Wachstum. Im Dienstleistungssektor war der Anstieg besonders deutlich. "Bis die Wirtschaft im Euroraum das Vorkrisenniveau wieder erreicht, wird es noch eine Weile dauern", kommentierte Christoph Weil, Volkswirt bei der Commerzbank. Die globale Nachfrage werde durch den fortgesetzten Kampf gegen die Pandemie in anderen Teilen der Welt gebremst. "Hinzu kommt die gestiegene Arbeitslosigkeit und die Gefahr einer zweiten Infektionswelle in Europa."