Börse Dax knickt ein, Dow Jones schließt im Plus
Weitere Verluste: Am deutschen Aktienmarkt ging es am Donnerstag nach einem zaghaften Erholungsversuch weiter abwärts. Der Dax baute seine Verluste auf zuletzt 1,4 Prozent aus und schloss auf Xetra klar unter die Marke von 12.200 Punkten. Der Handelskonflikt und der anstehende EU-Gipfel in Brüssel sorgen für Vorsicht unter den Investoren.
Auch aus den USA kam zunächst Gegenwind: Die Anträge auf Arbeitslosenhilfe sind in den USA deutlich stärker gestiegen als erwartet. Zudem ist die US-Wirtschaft im Mai weniger stark gewachsen als zunächst gemeldet, die revidierten Wachstumszahlen fallen etwas schwächer aus. Beide Daten schüren die Sorge vor einer nahenden wirtschaftlichen Abkühlung in den USA.
Amazon kauft Versandapotheke Pillpack
An der Wall Street gaben die Indizes im frühen Handel am Donnerstag jeweils leicht nach. Dow Jones und Nasdaq Stock Market drehten im späten Handel jedoch ins Plus und schlossen jeweils mit Gewinnen.
Gestützt wurde die Wall Street dagegen von Kursgewinnen bei den Hochtechnologie- und Finanzwerten. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,4 Prozent höher auf 24.216 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 0,6 Prozent auf 2716 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq Composite verbesserte sich um 0,8 Prozent auf 7503 Punkte.
Auf der Unternehmensseite stand der Kauf der US-Online-Apotheke PillPack durch Amazon im Fokus. Die Aktien klassischer Konkurrenten von PillPack gingen auf Talfahrt: Die seit Dienstag im Dow gelisteten Aktien von Walgreens Boots Alliance büßten fast zehn Prozent ein. Die Papiere von CVS Health verloren sechs Prozent. Auch die Titel der Großhandelsfirmen Mckesson Corp, Cardinal Health und AmerisourceBergen verloren je mehr als vier Prozent. Amazon legten dagegen 2,5 Prozent zu.
Die Anteilsscheine von Marvell Technology sprangen gut acht Prozent in die Höhe. Zuvor hatte der Chiphersteller mitgeteilt, aus China grünes Licht für die rund sechs Milliarden Dollar schwere Übernahme des kleineren Rivalen Cavium erhalten zu haben. Cavium-Aktien kletterten fast zehn Prozent.
Starbucks ließen 2,6 Prozent Federn. Finanzchef Scott Maw tritt von seinem Amt Ende November zurück.
Börsianer warteten auf die Ergebnisse des zweiten Teils des Banken-Stresstestests der US-Notenbank Fed. Der S&P-500-Finanzindex zog im Vorfeld der Bekanntgabe der Daten um 0,9 Prozent an.
Schwache Autowerte belasten Dax
Die Flucht der Anleger aus Aktien von Zulieferbetrieben der Automobilindustrie hinterließ am deutschen Aktienmarkt tiefe Spuren und bremste auch die europäischen Börsen aus. Der Dax fiel 1,4 Prozent auf 12.177 Punkte und schloss damit so niedrig wie seit Anfang April nicht mehr. Der EuroStoxx50 verlor 0,9 Prozent. Der Lichttechnik-Konzern Osram, der auch die Autoindustrie beliefert, hatte zum zweiten Mal binnen zwei Monaten seine Gewinnprognose gesenkt und dies mit der im Sog des Handelsstreits und Dieselskandals heraufziehenden Krise bei seinen Kunden begründet.
Zu den schwächsten Werten im Dax gehörte der Chiphersteller Infineon (Kurswerte anzeigen): Der Autozulieferer Osram warnte vor schwächeren Umsätzen in der Autobranche, so dass auch Infineon unter der Branchenschwäche litt. Infineon verlor zuletzt 5 Prozent, während Osram um 10 Prozent einbrach.
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Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (Kurswerte anzeigen) gab am Donnerstag ebenfalls nach. Für den MDax (Kurswerte anzeigen)der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,5 Prozent nach unten auf 25.933,62 Punkte. Der TecDax (Kurswerte anzeigen)verlor 0,7 Prozent.
Verunsichert werden die Anleger durch widersprüchliche Signale im globalen Handelskonflikt. Am Mittwochnachmittag hatte die Nachricht, dass US-Präsident Donald Trump auf Investitionsverbote für China verzichtet, die Börsen noch etwas beruhigt. Anschließend sorgten jedoch Aussagen aus Trumps Umfeld wieder für neue Ungewissheit über den Kurs der US-Regierung.
Für Zurückhaltung an den Börsen sorgt auch der EU-Gipfel in Brüssel. Dort steht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Asylfrage unter Erfolgsdruck. Bis zum Wochenende will sie eine europäische Lösung präsentieren, die Innenminister Horst Seehofer (CSU) von einem nationalen Alleingang abhalten soll.
Bank-Aktien geben nach, Puma legt deutlich zu
Vorsicht übten Anleger erneut bei Bankaktien, Titel der Deutschen Bank (Kurswerte anzeigen) gaben leicht nach. Sie waren am Mittwoch auf ein 35-Jahres-Tief gefallen. Am Abend veröffentlicht die US-Notenbank Fed den zweiten Teil ihres Stresstestes für die Bankenbranche.
Puma -Aktien profitierten von einem auf 600 Euro erhöhten Kursziel der Investmentbank Goldman Sachs. Das neue Kursziel räumt den Papieren fast 30 Prozent Aufwärtspotenzial ein. Sie legten um 3,7 Prozent auf 487,50 Euro zu.
Nach dem historisch frühen Aus der deutschen Fußballer bei der WM in Russland gaben Aktien des offiziellen Ausrüsters Adidas (Kurswerte anzeigen) leicht nach. Am Abend veröffentlicht zudem der Kontrahent Nike Ergebnisse für das vierte Geschäftsquartal.
Euro notiert weiter unter 1,16 Dollar
Der Euro hat am Donnerstag im frühen Handel weiter unter der Marke 1,16 US-Dollar gelegen. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,1560 Dollar und damit in etwa so viel wie am späten Vorabend. Belastet wird der Euro zurzeit vor allem durch einen stärker werdenden Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Euro-Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,1616 Dollar festgesetzt.
Wesentlich stärker als der Euro sind von der Dollar-Stärke die Währungen vieler Schwellenländer betroffen. So fiel am Donnerstagmorgen die indische Rupie auf ein Rekordtief zur US-Währung. Der US-Dollar profitiert derzeit von der Aussicht auf höhere Zinsen. Dies setzt vor allem solche Währungen unter Druck, die den Anlegern offene Flanken bieten. Dazu gehört die Rupie, weil Indien aufgrund seines hohen Leistungsbilanzdefizits auf einen steten Zustrom ausländischen Kapitals angewiesen ist.
Ölpreise fallen nach starken Gewinnen wieder
Die Ölpreise sind am Donnerstag nach starken Zuwächsen am Vortag leicht gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete am Morgen 77,40 US-Dollar. Das waren 22 Cent weniger als am Mittwoch. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 35 Cent auf 72,42 Dollar.
Am Mittwochabend hatten die Rohölpreise stark zugelegt. Der US-Ölpreis war sogar auf den höchsten Stand seit Anfang 2015 gestiegen. Auslöser des Preissprungs waren neue Lagerdaten aus den USA. Nach Angaben des US-Energieministeriums sind die Rohölvorräte der Vereinigten Staaten in der vergangenen Woche so stark gefallen wie seit September 2016 nicht mehr. Dies spricht für ein knapper werdendes Angebot, was die Preise steigen lässt.