Kurserholung an der Börse VW stützt Dax, Dow Jones und Nasdaq klettern deutlich

Wieder aufwärts: Der Kurssprung von Facebook hebt die Stimmung an den US-Börsen
Foto: Richard Drew/ APDurchatmen für Dax-Aktionäre: Europas Aktienmärkte haben am Donnerstag überwiegend zugelegt. Unterstützung kam vor allem von den Kursgewinnen an den US-Börsen sowie vom schwächeren Euro, denn eine schwächere eigene Währung kann den Export erleichtern. Der Dax notierte zum Handelsschluss auf Xetra (17.30 Uhr) 0,6 Prozent im Plus bei 12.500 Punkten. Kursgewinnen von Volkswagen standen Verluste von Lufthansa und Deutscher Bank gegenüber.
Die Entscheidung der EZB, den Leitzins in der Euro-Zone unverändert bei 0 Prozent zu belassen, war erwartet worden. Die Europäische Zentralbank (EZB) geht trotz zuletzt eher schwacher Konjunkturdaten nicht von einer nachhaltigen Schwächung der Euroraum-Wirtschaft aus. Allerdings sagte EZB-Chef Mario Draghi auf der Pressekonferenz der EZB, dass der EZB-Rat noch nicht über ein mögliches Ende der Anleihekäufe entschieden habe, die noch bis mindestens Oktober laufen sollen. Daraufhin gab der Euro zum Dollar deutlich nach.
Hinzu kam die Aussicht, dass China die Einfuhrzölle für Autos deutlich senken könnte. Dies hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg aus informierten Kreisen berichtet. Die Aktien von Volkswagen und BMW legten im Dax daraufhin zu.
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Dow Jones und Nasdaq im Plus, Facebook und Paypal mit Kurssprung
Starke Quartalsberichte sowie besser als erwartete US-Konjunkturdaten haben am Donnerstag der Wall Street und den Nasdaq-Börsen Auftrieb gegeben. Die Anleger dürften gut gelaunt sein, denn nicht nur Samsung , Facebook oder auch Ford überzeugten mit ihren Zahlen. Zudem überraschten sowohl die Auftragseingänge im März für langlebige US-Güter sehr positiv als auch die wöchentlichen Jobdaten.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial baute zuletzt seine Gewinne auf 0,8 Prozent aus und kletterte auf 24 244 Punkte. Der Tech-Index Nasdaq Composite (Kurswerte anzeigen) legte sogar um 1,3 Prozent auf 7100 Punkte zu.
Rendite von US-Bonds gibt wieder nach
Zudem sank die Rendite richtungsweisender zehnjähriger US-Staatsanleihen wieder unter die Marke von drei Prozent. Tags zuvor war sie weiter gestiegen und hatte diese Marke überschritten. Ein derart deutlicher Anstieg innerhalb weniger Wochen signalisiere, dass es zu einer Neubewertung von Risikoanlagen kommen könnte, warnte Marktstrategin Kristina Hooper von Invesco Asset Management. Steigende Zinsen schmälern die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren.
Facebook legt nach Quartalszahlen deutlich zu
In den USA zogen bereits vor dem Handelsstart die Aktien von Facebook besondere Aufmerksamkeit auf sich und sprangen um etwas mehr als 6 Prozent hoch. Gut einen Monat nachdem der Datenskandal bei Facebook Wellen schlug, präsentierte das weltgrößte Online-Netzwerk starke Zahlen für das erste Quartal. Das war auch nicht anders zu erwarten: Die Kontroverse um die Weitergabe von Nutzerdaten an die Firma Cambridge Analytica war erst ein paar Tage vor Quartalsende entbrannt. Allerdings zeigten auch die Nutzerzahlen im März Wachstum statt Abwanderung.

Geldmaschine Facebook: Datenskandal? Na und?
Foto: DPAZusammen mit einem kräftigen Quartalsgewinn des südkoreanischen Technologieriesen Samsung dürften vor allem Tech-Werte in den USA nun gefragt sein. Auch die Zahlen des Chipkonzerns Qualcomm und des Internet-Bezahldienstes Paypal überzeugten.
Dagegen enttäuschten Ebay , der Telekomanbieter AT&T oder auch der Autobauer General Motors mit ihren Quartalsberichten. Beim Online-Auktionshaus Ebay blieben der Umsatz im ersten Quartal und die Aussagen zum laufenden zweiten hinter den Markterwartungen zurück, was der Aktie im frühen US-Handel ein Minus von mehr als 5 Prozent einbrockte.
Lufthansa Aktie bricht nach Zahlen ein
Auf Unternehmensseite sahen die Anleger im Dax eher Schatten als Licht: Allen voran ging es für die Papiere der Lufthansa sehr deutlich um fast 6 Prozent bergab. Das bereinigte operative Ergebnis der Kranichlinie verfehlte im ersten Quartal die Erwartungen - vor allem wegen der teuren Integration von Air-Berlin-Teilen.
Nur wenig besser erging es den Covestro-Aktionären, die bei ihren Papieren einen Abschlag von knapp 2,8 Prozent einstecken mussten - obwohl der Jahresauftakt des Kunststoffkonzerns eigentlich auf positive Reaktionen stieß. Vor allem in den Anfangsminuten ging am Markt aber ein regelrechter Abverkauf über die Bühne, von dem sich sie Papiere bis zuletzt nicht richtig erholen konnten.
Deutsche Bank nimmt Abschied von globalen Ambitionen
Nach einem Gewinneinbruch notierten auch die Aktien der Deutschen Bank schwächer. Der neue Konzernchef Christian Sewing drückt bei seinen Umbauplänen auf die Tube und will dasteure Investmentbanking kräftig stutzen. Den Anspruch, mit den führenden Häusern der Wall Street in einer Liga zu spielen, hat die Deutsche Bank aufgegeben. Künftig will man sich vor allem auf Europa und auf die Vermögensverwaltung konzentrieren.
VW und BMW im Dax gefragt
Lichtblick im Dax war der Autosektor: Allen voran kletterten Volkswagen nach Zahlen des Konzerns um etwa 2 Prozent. Die Branche insgesamt erhielt Rückenwind von neuen Spekulationen über einen gelockerten Zugang zum wichtigen chinesischen Automarkt. Die BMW-Aktien kletterten vor diesem Hintergrund um etwa 1 Prozent.
Unter den Nebenwerten gab es nach Zahlen ebenfalls viel Freud und Leid: Während die Aktien des Gabelstaplerherstellers Kion (Kurswerte anzeigen) im MDax um 7 Prozent absackten, weil die Zahlen enttäuschten, ging es für die Papiere von Aixtron (Kurswerte anzeigen) im TecDax wegen nach oben präzisierter Jahresziele um 8 Prozent nach oben.
Euro fällt auf tiefsten Stand seit Mitte Januar
Der Euro (Kurswerte anzeigen) hat am Donnerstag deutlich nachgegeben. Anlass für die Kursschwäche waren die geldpolitischen Beschlüsse der EZB. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,2107 US-Dollar gehandelt. Das ist etwa einen halben Cent weniger als am Morgen und der tiefste Stand seit Mitte Januar.
Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,2168 (Mittwoch: 1,2185) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8218 (0,8207) Euro.
Am Devisenmarkt war die Geldpolitik in der Eurozone das beherrschende Thema. Am frühen Nachmittag hatte die EZB klargemacht, dass sie ihre Geldpolitik nicht verändert und die Leitzinsen weiter auf Rekordtief hält.
Draghi räumte ein, dass der Rückgang einiger Stimmungsindikatoren überraschend stark ausgefallen sei. Unter anderem war das Ifo-Geschäftsklima, das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, im April den fünften Monat in Folge gefallen. Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, wertet die Aussagen der EZB mit Blick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung als weniger optimistisch im Vergleich zu vorherigen Stellungnahmen. "Die EZB listet inzwischen in ihrem Statement nur Abwärtsrisiken bezüglich des Wachstums auf, explizit diejenigen in Verbindung mit globalen Faktoren, einschließlich der Gefahr eines zunehmenden Protektionismus."